„Wir arbeiten wie Kraut und Ruabn“
Seit mehr als 30 Jahren sind Christian Vötter und Susanne Vötter-Dankl das Herz und die Seele von Tauriska. Der Verein wurde 1986 zur Förderung der Kultur- und Regionalentwicklung im Bereich des Nationalparks Hohe Tauern gegründet. Zentrum des Vereins ist der historische Kammerlanderstall in Neukirchen. Vorige Woche wurde hier die aktuelle Ausstellung „SchafOhrMarken“ eröffnet, ein Projekt, das durch alte Aufzeichnungen über die „Schafmorch“ entstanden ist.
Lieber Fußballer als Bauer
„Das betrifft uns selber, wir sind ja auch Schafbauern“, erzählen die Vötters. Ihre Tiere verbringen den Sommer auf der Alm. „Mein Vater war leidenschaftlicher Schafzüchter, aber ich wollte nie Bauer werden“, betont Christian. „Ich habe Maschinenschlosser gelernt. Der Beruf hat mir Spaß gemacht und als begeisterter Fußballer habe ich jede freie Minute am Fußballplatz verbracht.“ Dank Susanne hat er dann doch den elterlichen Hof in Bramberg übernommen. „Meine Großeltern hatten auch eine Landwirtschaft, mir war das immer schon wichtig, selber etwas anzubauen und zu ernten“, erzählt die 57-Jährige. Beide waren erst Teenager als sie sich kennengelernt haben, wussten aber sofort, dass sie füreinander bestimmt sind. Für Susanne hat Christian sich vom Fußball getrennt und sie war es auch, die sein Interesse für Kultur weckte.
Die Kultur entdeckt
Durch ihre Arbeit beim Tourismusverband Neukirchen hatte sie den Philosophen Leopold Kohr kennengelernt und war fasziniert von dessen Ansätzen. Sein Credo „small is beautiful“ ist heute aktueller denn je.
Seit 1990 widmet sich das Ehepaar der Arbeit für den Verein und für die Leopold-Kohr-Akademie. In dieser Zeit wurde vieles ausprobiert, die Palette an Themen und Projekten ist so breit, dass die Vötters ihre Arbeit scherzhaft wie „Kraut und Ruabn“ bezeichnen. Jährlich werden rund 100 Veranstaltungen organisiert, es gibt Vorträge, Ausstellungen, Symposien, Führungen und Publikationen. Seit 2007 verwalten sie auch das Leopold-Kohr-Archiv an der Universität Salzburg und organisieren dort Lehrveranstaltungen.
Interessante Projekte
In den Anfangsjahren hat das Paar auch Flachs angebaut und verarbeitet. Mit Lesungen und Mundartbüchern wurde die Sprache der Region gefördert. Den Beiden ist auch die Rettung der Pinzgauer Bahn zu verdanken, als dieses wichtige öffentliche Verkehrsmittel einst eingestellt werden sollte. Einige Jahre haben Christian und Susanne gemeinsam an der Fachschule für wirtschaftliche Berufe fächerübergreifend Kultur- und Projektmanagement unterrichtet. „Das war eine schöne Erfahrung“, erklären sie einstimmig. Mit dem Obst- und Gartenbauverein Bramberg wurden Bäume gesetzt und eine moderne Obstpresse angeschafft, um alte und neue Apfelsorten für die Nachwelt zu sichern. „Da haben die Leute gesagt: Endlich macht ihr was G‘scheites“, schmunzelt Christian.
Wozu Kultur?
Kultur am Land sei stets eine Gratwanderung. „Wir wurden oft gefragt ‚Wozu brauchen wir das?‘ Jetzt, in der Corona-Zeit, haben viele gemerkt, wie wichtig Veranstaltungen für ein Dorf und die Gemeinschaft sind.“ Die Tauriskaner sahen sich immer schon als Mutmacher und es ist ihnen wichtig, etwas bewirken zu können. „Wenn eine Sackgasse zu eng wird, suchen wir eben einen anderen Weg.“ Tochter Sarah ist Studentin und unterstützt die Eltern.
Die Ausstellung „SchafOhrMarken“ ist noch bis August 2022 in Neukirchen zu sehen.
www.tauriska.at
Die Ausstellung „SchafOhrMarken“ ist noch bis August 2022 in Neukirchen zu sehen.
www.tauriska.at