Den richtigen Auftriebszeitpunkt nicht verpassen

Der Salzburger Alm- und Bergbauernverein veranstaltete in Zusammenarbeit mit der KLAR!-Region Pongau einen Schwerpunkttag zum Thema gelenkte Weideführung. Im Rahmen dieser Veranstaltung fanden zwei Almbegehungen in Filzmoos und Werfenweng statt. Gemeinsam mit dem Weideexperten Siegfried Steinberger vom Bayerischen Landesamt für Landwirtschaft sowie Petra Fürstauer-Reiter von der LK Salzburg beschäftigte man sich vor Ort intensiv mit der zukunftsfähigen Nutzung von Almweiden. Die Teilnehmer am Praxistag trafen sich auf der Karalm in Filzmoos. Die Alm liegt im Bereich des Rossbrands auf einer Höhe von 1.300 bis 1.600 m. Dass der Erfolg eines guten Almweidemanagements vor allem vom genauen Beobachten der Weideflächen abhängt, zeigte sich bei dieser Begehung eindrucksvoll. Das Wetter und die Temperaturen der letzten Wochen hatten vielerorts den Almauftrieb verzögert. Auf der Karalm war jedoch bereits eine gute und ausreichende Futtergrundlage für die Weidetiere vorhanden – trotz leichtem Schneefall während der Begehung und am Tag zuvor. Karl Bichler, Almbewirtschafter auf der Karalm, hat bereits mehrere Kurse zum Thema „Almweidemanagement“ besucht und möchte in diesem Almsommer auf seiner Alm eine gelenkte Weideführung umsetzen. „Mir ist der Erhalt meiner Almweideflächen ein besonderes Anliegen und ich bin überzeugt, dass die gesetzten Maßnahmen schon bald sichtbare Erfolge mit sich bringen werden“, erzählt der Almbesitzer. Im Sommer 2025 will er die Maßnahmen des magischen Dreiecks der Almbewirtschaftung erstmals konsequent umsetzen.
Zeitgerechter Auftrieb
Der richtige Zeitpunkt für den Auftrieb ist entscheidend für den Erhalt der Almflächen. Siegfried Steinberger betonte mehrmals, dass ein zeitgerechter Auftrieb zu Beginn der Vegetationsperiode notwendig sei, um gut durch den Sommer zu kommen. Ein zu später Auftrieb wirkt sich negativ auf die Futterqualität im gesamten Almsommer aus. „Wer zu spät auftreibt, wird früher wieder ins Tal zurückkehren müssen!“, so der Experte. Futterüberschuss im Frühsommer führt zu Futtermangel im Herbst! Verpasst man den rechtzeitigen Auftriebszeitpunkt, geht die gute Futterqualität unweigerlich in Überständigkeit über. Die Teilnehmer waren sich einig: Der Auftrieb muss standortbezogen und jährlich neu beurteilt werden –
unter Berücksichtigung von Höhenlage und Vegetationsentwicklung. Fixe Auftriebstermine sind angesichts des Klimawandels überholt und nicht mehr praktikabel.
Angepasste Stückzahl
Im Zuge der Almbegehung wurde festgestellt, dass die Karalm über sehr gute, wertvolle Weideflächen verfügt. Dennoch muss darauf geachtet werden, dass Bereiche mit bereits etablierten Zwergsträuchern, Farnen und Unkräutern gezielt in das Weidemanagement einbezogen werden. Hier gilt es, mit ausreichendem Weidedruck gegen die Problempflanzen vorzugehen. Eine zu geringe Tieranzahl führt unweigerlich zu Unterbeweidung, was langfristig Verbuschung, Futterverunkrautung und eine Verschlechterung der Almflächen zur Folge hat. Auch die Artenvielfalt leidet und geht stark zurück. Umgekehrt sorgt eine Bestoßung mit einem ausreichenden Tierbesatz für eine gleichmäßige Beweidung und bessere Ausnutzung des Pflanzenaufwuchses. So steht den Tieren den gesamten Sommer über eine qualitativ hochwertige Weide zur Verfügung. Ausreichend Weidetiere zu finden stellt derzeit leider ein Problem dar, waren sich die Teilnehmer einig, wobei es sehr erfreulich ist, dass in Salzburg die Auftriebszahlen das zweite Jahr in Folge leicht angestiegen sind.
Gelenkte Weideführung
Eine gelenkte Weideführung (Koppelweide) ist essenziell, um eine gleichmäßige Flächennutzung zu gewährleisten und Problembereiche gezielt zu verbessern. Ungelenkte Stand- oder Freiweide führt hingegen oft zu Übernutzung einzelner Flächen, während andere Bereiche verunkrauten und verbuschen. Die anwesenden Almbauern berichteten von ihren Erfahrungen und es entwickelte sich ein reger Austausch. Am Nachmittag ging es weiter zur Wengerau in Werfenweng. Dort wollen die Mitglieder der Agrargemeinschaft ihre Weideflächen gemeinschaftlich verbessern – eine große Herausforderung, da die Alm mit rund 100 Rindern (Milchkühen, Mutterkühen und Jungvieh) bestoßen wird. Ziel ist es, für alle Tierkategorien über den ganzen Sommer die bestmögliche Futterqualität bereitzustellen und gleichzeitig die weitläufigen Weideflächen nachhaltig zu sichern und die beginnende Verbu-schung der Randflächen einzudämmen. Ein entscheidender Faktor für eine gelenkte Weideführung ist eine funktionierende Wasserversorgung aller Koppeln. Beim Rundgang auf der Wengerau wurde eine neu errichtete Tränkestelle besichtigt –
eine wichtige Maßnahme zur Verbesserung im Rahmen der Koppelhaltung. Dass eine gelenkte Weideführung mit großem Aufwand verbunden ist, wurde auf beiden Almen deutlich. Es zeigte sich aber, welch großes Potenzial eine gelenkte Weideführung mit sich bringt!

Fazit: Aufwendig, aber es lohnt sich
Der Praxistag machte eines deutlich: Alle drei Eckpunkte sind untrennbar miteinander verbunden. Ein zu später Auftrieb wird selbst bei ausreichender Tieranzahl und gelenkter Weideführung die Futterqualität der Almweide mindern. Zu wenige Tiere können hingegen selbst bei perfektem Auftriebszeitpunkt eine große Weidefläche nicht ausreichend abgrasen und offenhalten. Nur wenn alle drei Punkte – zeitgerechter Auftrieb, ausreichende Tieranzahl und gelenkte Weideführung – erfüllt sind, wird ein Weidemanagement auf der Alm langfristig erfolgreich sein.
Die rege Diskussion, zahlreiche Praxisbeispiele direkt vor Ort und der Austausch unter Berufskolleginnen und -kollegen zeigten: Das magische Dreieck ist keine Theorie, sondern gelebte, zukunftsfähige Almwirtschaft.