Werbeschmäh: Protein-Produkte für mehr Power
Heidi Porstner, Leiterin von foodwatch Österreich, meint: „Dass man durch den Verzehr von High-Protein-Pudding innere Kraft bekommen soll, dieses Versprechen finden wir absurd. Zumal viele der High-Protein-Produkte reichlich Zusatzstoffe enthalten, die in anderen Milchprodukten so nicht enthalten sind.“
foodwatch Österreich sieht den Hype um mit Protein angereicherte Lebensmittel kritisch. „Viele dieser Lebensmittel sind stark verarbeitet. Sie enthalten eine Reihe an Zusatzstoffen. Und sie sind teils erheblich teurer als entsprechende Produkte ohne Proteinzusatz. So zahlen Konsumenten für einen High-Protein-Pudding schnell mal mehr als das Doppelte als für einen normalen Pudding“, sagt Heidi Porstner. Die Ernährungswissenschafterin ergänzt: „Die teils hochverarbeiteten High-Protein-Lebensmittel sind bei einer ausgewogenen Ernährung nicht notwendig, um den täglichen Proteinbedarf zu decken.“
Erlaubte Versprechen in der Werbung
Laut EU-Claims-Verordnung sind Aussagen wie „Proteine tragen zu einer Zunahme an Muskelmasse bei“ zulässig. Die Verordnung regelt, welche gesundheitsbezogenen Aussagen Hersteller im Zusammenhang mit Lebensmitteln verwenden dürfen.
Die Lebensmittelindustrie ist erfinderisch, wenn es um immer neue Werbeversprechen geht. Werbeversprechen wie „für mehr innere Kraft“ sind für foodwatch Österreich allerdings sehr vage und könnten Konsumenten durchaus in die Irre führen.
Der Protein-Hype im Supermarktregal
NÖM ist nicht der einzige Hersteller, der derzeit eine Palette an High-Protein-Produkten in die Supermarktregale bringt. Auch Dr. Oetker und Ehrmann bieten zum Beispiel derzeit teils hochverarbeitete (Milch-)Produkte an, die mit Protein angereichert wurden. Viele dieser Produkte enthalten allerdings zahlreiche Zusatzstoffe. So werden bei Dr. Oetker gleich drei Süßungsmittel miteinander kombiniert.
Aus ernährungsphysiologischer Sicht sind High-Protein-Produkte nicht notwendig. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung weist auf die Problematik eines übermäßigen Verzehrs solcher Produkte hin. Wenn dadurch Obst, Gemüse und Nüsse – gute natürliche Eiweiß-Quellen – verdrängt würden, könne das langfristig zu gesundheitlichen Problemen führen. Den Eiweißbedarf von durchschnittlich 0,8 g/Kilogramm Körpergewicht kann man leicht auch ohne diese High-Protein-Produkte decken. So enthält zum Beispiel eine Portion normaler Mager-Topfen fast genauso viel Protein wie die High-Protein-Topfen-Creme von NÖM.
Abzocke mit der Protein-Masche
Mehr Protein – vor allem für mehr Geld in den Kassen der Konzerne? foodwatch Österreich hat bei seinen Supermarkt-Recherchen teils eklatante Preisunterschiede zwischen herkömmlichen (Milch-)Produkten und High-Protein-Produkten festgestellt. „Die ärgste Abzocke haben wir beim Dr.-Oetker-Pudding-Pulver entdeckt.
Das High-Protein-Pulver für Vanille-Pudding kostet auf die Portion gerechnet fast zehnmal so viel wie das normale Pudding-Pulver von Dr. Oetker. Diese Preisdifferenz ist durch nichts zu rechtfertigen und eine reine Konsumenten-Abzocke.“