Die Verstorbenen am Grab besuchen und im Herzen bewahren
Erinnerungen einer Leichenwärterin
„Die Toten wurden früher zumeist in der ,guten‘ Stube, oft auf einem Waschtisch, der besonders schön geschmückt war, aufgebahrt“, erzählt Maria Portenkirchner aus Mühlbach in ihren Lebenserinnerungen. Sie war mehr als ein Vierteljahrhundert Leichenwärterin. „Die Stube war dann mit Heiligenbildern und Kreuzen geschmückt. Für gewöhnlich waren die Verstorbenen drei Tage lang aufgebahrt. An diesen Tagen kamen die Nachbarn und beteten den ganzen Tag für den Verstorbenen. Sie wurden von der Familie des Angehörigen verpflegt. Am dritten Tag fand dann das Begräbnis statt. Dem Leichenzug ging ein Kind mit einer Laterne voraus. Hinter dem Sarg reihten sich die Verwandten ein und beteten.“
Kurz nach dem Tode wurde der Verstorbene gewaschen und rasiert und es wurde ihm sein schönstes schwarzes Gewand angezogen. Das Zimmer wurde mit Blumen ausgeschmückt und der Sarg lag auf einem „Paradebett“. Kerzenleuchter und Tücher mit heiligen Sprüchen schmückten das Zimmer.
Blick nicht zurück, sonst bist du der Nächste!
Als es noch Strohsäcke gab, wurden diese nach dem Gebetläuten an einer Wegkreuzung verbrannt. Zum Begräbnis wurde der Sarg vom Haus aus zum Friedhof getragen, begleitet von der Trauergemeinde.
Die Laternen- und Kreuzträger wurden zuvor ermahnt, niemals nach hinten zu blicken, da sie sonst Gefahr liefen, der nächste Verstorbene zu sein.