3.800 Schützen „nehmen“ Mühldorf ein
Die letzte große Ritterschlacht ohne Feuerwaffen
Man schreibt das Jahr 1322.Am 28. September kommt es vor den Toren der Innstadt zur letzten großen Ritterschlacht noch ohne Feuerwaffen: Es wird europäische Geschichte geschrieben. Der Wittelsbacher Ludwig IV. der Bayer und sein Konkurrent, der Habsburger Friedrich der Schöne, trugen hier die Entscheidungsschlacht um die deutsche Krone aus. Mühldorf, neben Laufen und Tittmoning eine der drei „schönen“ damals salzburgischen Städte im Inn-Salzachkreis mit den hochgezogenen Fassaden, war 900 Jahre Salzburger Enklave und so wurde das Fürsterzbistum Salzburg in die Kämpfe einbezogen. Man stand dem Österreicher bei. Die Stadt war für Salzburg als Handelsmetropole, insbesondere mit Halleiner Salz, von großer Bedeutung. Die Stadt inmitten von Bayern war wie ein Stachel ins bayerische Fleisch.
Ein Großteil der 4.000 Salzburger Kämpfer fiel in der Schlacht
Der Aufmarsch der Salzburger Truppen mit rd. 4.000 Kriegern erfolgte von Salzburg bis Laufen quer durch den nördlichen Rupertiwinkel und man nahm zwischen (Alt-)Ötting und Mühldorf Aufstellung. Dabei war auch ein „Fähnlein“ Laufener Schiffer, die in der Schiffordnung 1278 zum Kampf verpflichtet worden waren. Sie erhielten hier ihre „Feuertaufe“. Die Bayern versammelten ihre Truppen am linken Innufer. Nordöstlich von Mühldorf auf den unteren Erhartiger Wiesen am Südufer der Isen und unterhalb der Burg Dornberg kam es zu dem Gemetzel. Man kannte nur Hieb- und Stichwaffen (siehe auch oben Gemälde an der Stadtpfarrkirche Mühldorf). Die Österreicher und die verbündeten Salzburger wurden in der achtstündigen Schlacht niedergemetzelt oder in die Flucht geschlagen. Der Salzburger Erzbischof flüchtete heimwärts, seine Ritterschaft und die Kämpfer waren größtenteils gefallen. Als Strafe besetzte der Bayer die salzburgische Burg Tittmoning, die der Erzbischof teuer zurückkaufen musste. Als Folge trennte sich Salzburg vollkommen von Bayern und es wurde ein weitgehend unabhängiger Staat innerhalb des Römischen Reiches Deutscher Nation.
Gedenkfeier zum 700-Jahr-Jubiläum
Nun, 700 Jahre nach diesem denkwürdigen Ereignis, marschieren am Sonntag, dem 4. September wieder Salzburger Schützen, 3.800 an der Zahl, allerdings in friedlicher Absicht, nach Mühldorf, angeführt vom „Landesherren“ Landeshauptmann Wilfried II. Haslauer und begleitet von Erzbischof Franz Lackner, der eine Gedenkmesse zelebrieren wird. Der Festakt am Stadtplatz beginnt um 10.30 Uhr. Landeshauptmann Haslauer wird dabei eine Ehrentafel aus Untersberger Marmor an den Ersten Bürgermeister von Mühldorf, Michael Herzl, übergeben, die zur Erinnerung an der Stadtpfarrkirche angebracht wird. Der Erzbischof wird diese Erinnerungstafel an die unglückselige Teilnahme Salzburgs vor 700 Jahren segnen. Festredner sind der Salzburger Landeshauptmann und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Schützen mit Salven und Musikkapellen geben ein entsprechendes Rahmenprogramm ab.
„Krieg der Eitelkeit“: Friedrich der Schöne und Ludwig IV. der Bayer
Der Habsburger Friedrich der Schöne III. und sein Konkurrent und Cousin, der Wittelsbacher Ludwig IV. der Bayer, schlugen die letzte große europäische Ritterschlacht ohne Feuerwaffen, nur mit Hieb- und Stichwaffen. Nachdem beide 1314 zu deutschen Königen gewählt worden waren, kam es zur Entscheidungsschlacht bei Mühldorf und Ampfing. Der Salzburger Fürsterzbischof Friedich III. von Leibnitz unterstützte den Namensvetter Friedrich den Schönen. Dieser verlor die Schlacht und geriet in Gefangenschaft, so wie ein Großteil der Salzburger Ritter.