Gedenkkultur wird wiederbelebt
Alter Brauch lebt wieder auf
Heribert Bruckschlögl aus Laufen kann sich nicht erinnern, dass jemals zuvor so viele Menschen zu ihm gekommen wären wie in den vergangenen Monaten und ihn gebeten hätten, Totengedenkbretter anzufertigen.
Genommen wird ein weiches Holz und das erlaubt auch das Schnitzen der Schrift leichter. Meist werden Vor- und Zuname, Geburts- und Sterbedatum sowie das „RIP“ in historischer Schrift hineingeschnitzt. Diese drei Buchstaben sind die Abkürzung des lateinischen „Requiscat in pace“, was soviel heißt wie „Er (sie) möge in Frieden ruhen“.
Genommen wird ein weiches Holz und das erlaubt auch das Schnitzen der Schrift leichter. Meist werden Vor- und Zuname, Geburts- und Sterbedatum sowie das „RIP“ in historischer Schrift hineingeschnitzt. Diese drei Buchstaben sind die Abkürzung des lateinischen „Requiscat in pace“, was soviel heißt wie „Er (sie) möge in Frieden ruhen“.
Vorwiegend im Chiemgau und im Rupertiwinkel verbreitet
Diesen Brauch gibt es vorwiegend im Chiemgau und im Rupertiwinkel, aber auch in Niederbayern und in der Oberpfalz. Er zählt zu den Flurdenkmälern. In Kirchanschöring werde diese Gedenkkultur besonders lebendig erhalten, erklärt der Vorstand des Heimatvereines Kirchanschöring-Lamperding eV., Franz Huber, „Bauer z’Hof“, ein Heimatpfleger von altem Korn und Schrot. Und er macht auch gleich die Probe aufs Exempel; er zeigt gemeinsam mit seinem Schriftführer Karl Straßer die wichtigsten „Anlagen“ der Standorte in der Gemeinde. Es sind dies Schwaig, Voglaich, Herrnöd, Hof, Roth und Zeifen.
Heimatverein pflegt die Stationen
Der Heimatverein pflegt zum Teil dort die Stationen, eher gesagt die Gestelle, auf denen die Angehörigen für ihre Verstorbenen sodann die Bretter montieren. Zumeist befindet sich in der Mitte der Anlage ein Feldkreuz und die Bretter werden symmetrisch auf beiden Seiten im Halbrund montiert. Auch für den Blumenschmuck sorgen die Angehörigen. In diesem Jahr wurden bereits sieben neue Gedenkbretter montiert, was davon zeuge, dass die Gedenkkultur weiterlebe, so die Heimatpfleger.
Die Gedenkanlagen befinden sich an den Kirchwegen, auf denen die Toten von der Zuhause-Aufbahrung zu den Begräbnissen auf die Friedhöfe getragen oder früher auch mit Pferdegespannen gefahren wurden. Vielfach befindet sich nebenan auch ein Bankerl, auf dem sich die Wanderer ausruhen und besinnen können.
Die Gedenkanlagen befinden sich an den Kirchwegen, auf denen die Toten von der Zuhause-Aufbahrung zu den Begräbnissen auf die Friedhöfe getragen oder früher auch mit Pferdegespannen gefahren wurden. Vielfach befindet sich nebenan auch ein Bankerl, auf dem sich die Wanderer ausruhen und besinnen können.
Die Aufbahrung der Toten
Bis ins 20. Jahrhundert war es üblich, dass die Verstorbenen auf einem schlichten Holzbrett zuhause aufgebahrt wurden. Vielfach dienten entweder ein Waschtisch oder auch zwei Stühle als Unterlage, die in der Stube, zumeist im „guten Stübl“, als Aufbahrungsort dienten. Rundherum wurden Leinentücher mit Heiligensprüchen oder Heiligenbilder angeordnet. Sodann beteten Angehörige, Nachbarn und Freunde drei Tage lang, auch nachts. Nebenbei wurde gespeist und getrunken.
Am Wegesrand zur Erinnerung aufgestellt
Am Begräbnistag wurde der Tote in ein Leinentuch eingenäht, auf das Totenbrett gebunden und auf dem Kirchweg zum Friedhof geleitet. Auf den Partenzetteln stand sodann etwa, dass das Begräbnis „um 10 Uhr vom Haus aus“ stattfinde und je nach der Länge des Weges entsprechend später am Friedhof oder in der Kirche. Den Toten ließ man mit den Füßen voran in das Grab gleiten. Das Totenbrett wurde heimgenommen und mit Namen, Geburtsdaten, Sterbedaten und dem RIP versehen und sodann am Wegesrand zur Erinnerung aufgestellt.
Die Totenbretter sollen so lange stehen bleiben, bis sie zerfallen, denn dann, so sagt man, sei die Seele vom Fegefeuer erlöst und komme in den Himmel. Die Tafeln werden deshalb auch nicht erneuert.
Die Totenbretter sollen so lange stehen bleiben, bis sie zerfallen, denn dann, so sagt man, sei die Seele vom Fegefeuer erlöst und komme in den Himmel. Die Tafeln werden deshalb auch nicht erneuert.