Biodiversität mit Streuobstwiesen leben
Seit 2019 wurden im Rahmen des Projektes „Initiative Streuobst“ der Abteilung 5 des Landes 111 Streuobstbestände neu angelegt bzw. erweitert. Insgesamt wurden rund 2.400 Obstbäume auf ca. 40 ha gepflanzt. Mit diesen Muster-Hochstammanlagen ist Salzburg österreichweit Vorreiter!
Im Rahmen der 2024 gestarteten Phase III sollen weitere 200 Hochstamm-Streuobstbestände zur Förderung der Biodiversität und regionalen Sortenvielfalt angelegt werden. Das Interesse an der Initiative ist enorm! Derzeit können noch rund 80 zusätzliche Betriebe an der Initiative teilnehmen.
Chancen und Herausforderungen
Biodiversitätskrise und Klimawandel zählen zu den größten Herausforderungen dieses Jahrhunderts. Durch die Anlage oder Erweiterung eines Streuobstbestands setzen Salzburger Betriebe aktiv Schritte dagegen. Die großen Vorteile von Streuobstwiesen:
- sind Hotspots der biologischen Vielfalt
- speichern CO2
- spenden Schatten
- machen Tiefenwasser verfügbar
- tragen zur lokalen Lebensmittelversorgung bei
- u. v. m.
Bewirtschafter von Hochstammbeständen sind durch Phänomene wie Trockenperioden, vermehrtes Auftreten von Spätfrösten oder eingeschleppte Schädlinge besonders gefordert. Daher wird in der Initiative Streuobst besonderer Wert auf sorgfältige Planung und fachgerechte Pflege gelegt.
Bepflanzungsplan mit Mehrwert
Alle Teilnehmer erhalten auf ihrem Betrieb eine umfassende individuelle Beratung zum idealen Standort, Pflanzabständen, Sortenwahl u. v. m. Bei der Planung wird die Unternutzung (Heuproduktion, Beweidung, Acker) berücksichtigt. Ein detaillierter Bepflanzungsplan samt Sortenliste gibt dauerhaft Auskunft über die vorhandenen Sorten. Die Initiative Streuobst des Landes Salzburg ist ein Generationenprojekt für die ganze Familie – vom Großvater bis zur Enkelin.
Information, Planung und Praxis
Beim Informationsabend in Obertrum am Mo, dem 11. November wird das Projekt vorgestellt. Dort ist auch die Anmeldung für die Teilnahme am Projekt möglich. In der Folge kommt es zu den individuellen Beratungen und Begehungen am Hof. Damit die ausgegebenen Bäume auch gut gedeihen, werden kostenfrei Seminare zur Planung und Neuanlage einer Streuobstwiese in der Praxis angeboten.
Erfolgsprojekt des Landes
Die Initiative Streuobst wird nun bereits in der dritten Phase vom Land Salzburg unter der Gesamtkoordination von Dipl.-Ing. Günter Jaritz umgesetzt und im Rahmen der Naturschutz-Projektförderung des GAP-Strategieplanes 2023–2027 aus Mitteln des Landes Salzburg und der Europäischen Union finanziert. Die Landwirtschaftskammer Salzburg und der Salzburger Landesverband für Obstbau, Garten- und Landschaftspflege sowie die Salzburger Baumwärter unterstützen das Vorhaben. Für die fachliche Projektbetreuung zeichnet das Team von OIKOS –
Institut für angewandte Ökologie & Grundlagenforschung unter der Leitung von Mag. Alois Wilfling verantwortlich.
Obstbegeisterte gesucht
Obstbegeisterte, die an der Initiative Streuobst III teilnehmen möchten oder nähere Informationen wünschen, können sich beim Amt der Salzburger Landesregierung, Abteilung 5 Natur- und Umweltschutz, Gewerbe melden.
Weitere Informationen unter 0662/8042-5501 oder natur-recht@salzburg.gv.at
Voraussetzung für die Teilnahme
- Pflanzung von mindestens zehn Bäumen
- Belassen wertvoller Altbäume
- Teilnehmerinnen und Teilnehmer: landwirtschaftliche Betriebe, Gemeinden, Personengemeinschaften, lokale Initiativen
- Die Teilnahme ersetzt keine vorgeschriebene Ersatzpflanzung
- Extensive Nutzung des Unterwuchses, d. h. ein- bis maximal dreimalige Mahd, Beweidung inkl. Baumschutz und bestandserhaltende Baumpflege
- Kein Einsatz von Pestiziden (Bio-Leimringe sind gestattet)
- Erwerbsobstanlagen werden nicht gefördert (Grenzwert: Pflanzungen von über 100 Bäumen pro Hektar)
Teilnehmer erhalten kostenlos
- Pflanzmaterial (Bio-Hochstammbäume, Akazienpflöcke 250 x 6,5 x 6,5 cm, Verbiss- und Verfegeschutz)
- Vor-Ort-Beratung durch erfahrene Pomologinnen und Pomologen
- GIS-basierten Bepflanzungsplan und Sortenliste
- Kurse: Planung und Neuanlage einer Streuobstwiese; Jungbaumpflege; Altbaumschnitt; Sämlings- und Wildgehölz-Vermehrung
- Vergünstigten Baumschutz „Eiserne Jungfrau“ bei Beweidung
Josef Wesenauer Obmann des Landesverbandes für Obst- und Gartenbau: In den alten Sorten steckt unglaublich viel Potenzial!
Der Salzburger Landesverband für Obst- und Gartenbau hat vergangene Woche sein einhundertjähriges Bestehen gefeiert. Natürlich mit einer großen Obstausstellung! Was man hier zu sehen bekam, begeisterte Volksschüler ebenso wie die vielen Freunde des heimsichen Streuobstanbaues. Wir konnten dem Publikum mehr als 200 verschiedene Sorten zeigen – darunter auch viele Raritäten, von denen nicht klar war, dass sie in Salzburg überhaupt noch vorkommen.
Diese Ausstellung hatte daher mehr als nur einen guten Unterhaltungswert. Es geht darum festzustellen, welche Sorten gibt es noch und wo stehen diese Mutterbäume? Sie könnten in Zukunft eine enorme Bedeutung bekommen. Denn der Klimawandel fordert uns wie nie zuvor. Wir brauchen Sorten, die gut mit Spätfrösten zurechtkommen, die Trockenheit aushalten und die resistent gegen Schädlinge sind. Auch die professionelle Züchtung arbeitet an diesen Resistenzen und bringt regelmäßig neue Sorten auf den Markt. Jedoch sind diese Sorten an den Geschmack der Konsumenten bewusst angepasst und schmecken großteils alle gleich. Umso wichtiger ist es, unsere alten Sorten zu erhalten und ihre Eigenschaften noch genauer zu untersuchen.
Wie überall in der Landwirtschaft lautet auch im Obstbau die Devise „weg vom chemischen Pflanzenschutz“. Dieser wurde im Streuobstbau ohnehin kaum eingesetzt und doch braucht es Maßnahmen, um die Qualität der Früchte und auch die Ertragssicherheit zu verbessern. Die Motivation für die alten Sorten steigt beträchtlich, wenn sich damit auch Geld verdienen lässt. Es ist daher auch unsere Aufgabe, die Menschen zu schulen, wie sie mit geringem Aufwand und biologischen Pflanzenschutzmaßnahmen stabile Erträge erzielen können. Und wir werden ein Projekt initiieren, um diese wertvollen Produkte noch leichter vermarkten zu können. Viele Konsumentinnen und Konsumenten wünschen sich einen einfachen Zugang zu solchen Produkten, hier gilt es, die digitalen Plattformen besser zu nützen.
Übrigens: Die Obstausstellung in Bischofshofen lässt sich auch geschmacklich erkunden. Wir haben die ausgestellten Äpfel und Birnen zu einem Saft gepresst und werden diesen über den Obst- und Gartenbauverein Bischofshofen zum Verkauf anbieten. Einfach wunderbar, diese Vielfalt!