Zusammenhalten einer Dorfgemeinschaft
Fremdarbeiter am Hof
„In den Kriegsjahren zwischen 1938 und 1945 waren auf den Höfen in St. Radegund sehr viele Fremdarbeiter beschäftigt, um den Arbeitsausfall der Männer, die im Krieg waren, zu ersetzen“, erinnert sich Johann Graf, Moossimmerlbauer aus St. Radegund, in einem Bauernbuch. Als Erste kamen serbische Kriegsgefangene in den Ort. Der Kontakt mit diesen außerhalb der Arbeit war strengstens verboten.
Danach kam ein Ehepaar aus der Ukraine an den Hof. Dieses wurde zusammen mit vielen anderen arbeitsfähigen Ukrainern und Ukrainerinnen aus ihrer Heimat nach Deutschland verschleppt. Der Mann war sehr intelligent und hatte wahrscheinlich auch studiert. Da der Nachbar des Moossimmerl im Ersten Weltkrieg in russischer Gefangenschaft gewesen war, konnte dieser zwischen den Ukrainern und den Einheimischen übersetzen. Auch die Schwestern von Johann Graf lernten in den drei Jahren, in denen die Ukrainer am Hof waren, die russische Sprache ein wenig.
Danach kam ein Ehepaar aus der Ukraine an den Hof. Dieses wurde zusammen mit vielen anderen arbeitsfähigen Ukrainern und Ukrainerinnen aus ihrer Heimat nach Deutschland verschleppt. Der Mann war sehr intelligent und hatte wahrscheinlich auch studiert. Da der Nachbar des Moossimmerl im Ersten Weltkrieg in russischer Gefangenschaft gewesen war, konnte dieser zwischen den Ukrainern und den Einheimischen übersetzen. Auch die Schwestern von Johann Graf lernten in den drei Jahren, in denen die Ukrainer am Hof waren, die russische Sprache ein wenig.
Andere Sitten
Als für die beiden Ukrainer der erste Winter in Österreich vor der Tür stand, brachten sie die Betten aus dem Schlafzimmer in die Stube, da sie glaubten, dass die Winter in Österreich ähnlich kalt wie die Wintermonate in ihrer Heimat werden würden. Damit es nachts nicht zu kalt wurde, legten sich die Menschen in der Ukraine alle in einem geheizten Raum zusammen. Auch so manch andere für die St. Radegunder seltsam anmutende Sitte brachten die beiden aus ihrer Heimat mit, so verließen sie die Stube, wenn es vor und nach dem Essen zum Beten war, und warteten im Vorhaus, da sie ja orthodoxen Glaubens waren.
Geglückte Flucht
Eines Tages stellte sich heraus, dass die Ukrainerin schwanger geworden war. Im hochschwangeren Stadium wurde sie nach Linz transportiert. Keiner wusste, warum sie dorthin gebracht wurde. Die Frau musste dort Schreckliches gesehen haben, aber keiner erfuhr je, was ihr unter die Augen kam. Doch sie konnte zum Glück fliehen. Per Bahn und zu Fuß kehrte sie nach St. Radegund zurück, wo sie ganz verstört zum Hof des Moossimmerlbauern kam. Dort fiel sie der Mutter des Johann Graf um den Hals und bat diese um Hilfe. Der Vater und die Mutter wandten sich an den NS-Bürgermeister. Dieser beschloss gemeinsam mit dem Postenkommandanten von Ostermiething, sich in dieser Sache ruhig zu halten, solange von oben nichts nachkommen würde. Die Ukrainerin gebar das Kind am Hof und konnte bis zum Ende des Krieges am Hof versteckt bleiben.
Überhaupt unterstützte der damalige Bürgermeister von St. Radegund die Landbevölkerung sehr. Zum Beispiel schaute er, dass die Einrückungen bis zum letztmöglichen Termin aufgeschoben werden konnten und stellte viele Gesuche um Ernteurlaub nicht nur für Bauernkinder, sondern auch für Tagelöhner aus.
Überhaupt unterstützte der damalige Bürgermeister von St. Radegund die Landbevölkerung sehr. Zum Beispiel schaute er, dass die Einrückungen bis zum letztmöglichen Termin aufgeschoben werden konnten und stellte viele Gesuche um Ernteurlaub nicht nur für Bauernkinder, sondern auch für Tagelöhner aus.
Zusammenhalt unter den Bauern groß
Auch war der Zusammenhalt unter den Bauern im Ort während der damaligen Zeit sehr groß. Es kam nicht vor, dass sich Bauern gegenseitig anschwärzten, wenn zum Beispiel einer eine zweite, nicht registrierte Sau schlachtete. Die Schweine, die nicht registriert waren, mussten versteckt gehalten werden. Sich ein solches Schwein zu halten war nicht ungefährlich, doch es war notwendig, um genügend zum Essen zu haben. Kam ein Gendarm, der ja damals noch zu Fuß unterwegs war, an den Hof, konnte man nur hoffen, dass sich die unregistrierte Sau still hielt und der Gendarm nicht auf sie aufmerksam wurde.