Von der Rohrmelkanlage zum Roboter
Bei Familie Ramsauer in St. Koloman brachte die Jugend einen großen Stein ins Rollen. Der älteste Sohn Michael Ramsauer absolvierte die Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister und beschäftigte sich wie sein Bruder Hannes beim Facharbeiter in seiner Abschlussarbeit mit der Entwicklung des eigenen Betriebes und einem möglichen Stallumbau. „Von der Vollpension (Kombinationshaltung) zur Selbstbedienung (Laufstall)“, war sein Arbeitstitel, und dabei blieb es nicht.
Die ganze Familie konnte sich immer mehr auf den Gedanken einlassen, tatsächlich kräftig zu investieren, um dem Betrieb mehr Arbeitsqualität und Tierwohl zu geben und natürlich auch persönliche Lebensqualität zu schaffen. In dieser Phase hat sich die Familie im März 2018 mit einigen Baufirmen auseinandergesetzt. Klaus Nill von der Firma Egger Bau lieferte für die Ramsauers einen Entwurf eines möglichen Umbaus, der vieles auf den Kopf gestellt hat, aber zugleich zum Nachdenken angeregt hat. Die Fragen: Warum nicht gleich einen Melkroboter, ein automatisches Fütterungssystem, kamen auf den Tisch. Grundsätzlich war von Klaus Nill zu erkennen, dass die Familie an Technik interessiert ist. „Nur dann machen solche Systeme auch wirklich Freude“, so Nill.
Ein Schritt folgte dem nächsten und so kam es am 26. Mai 2019 zum Spatenstich für ein echtes Generationenprojekt. „Es war sicherlich ein gewagter Schritt, jedoch sind wir im alten Stall mit der Mistbahn, Aufstallung und der vielen Handarbeit schön langsam an unsere Grenzen gestoßen. Durch den Winterdienst kam gerade auf meine Frau Heidi sehr viel schwere Arbeit zu, das war kein Dauerzustand mehr“, schildert der motivierte Bauer Gerhard Ramsauer. Nach dem Baubeginn blieben noch extakt zwei Seitenwände vom alten Stall stehen, der gesamte Altbestand war ausgehöhlt. Mit dem Zubau entstanden eine Stallfläche von 835 m2 und ein Grubenraum mit 780 m3 sowie die Querkanäle mit nochmals 170 m3. Die Kalbinnen werden im Altbau in einem Tiefmiststall gehalten, damit der Festmist nicht zur Gänze verloren geht. Ziel ist es, künftig auf 30 Milchkühe aufzustocken, die Tiefboxen sind diesbezüglich bereits vorbereitet. Mit der Entscheidung zum Melkroboter ging auch das automatische Fütterungssystem einher.
Die Firma Hetwin hat speziell für Klein- und Mittelbetriebe eine innovative Lösung entwickelt, welche aus zwei Einheiten besteht: Die erste ist ein Vormischer mit speziell entwickeltem Schneidwerk. Dieser ist bei Familie Ramsauer in der alten Tenne aufgestellt und wird mit dem bestehenden Hallenkran befüllt. Dieser schneidet innerhalb weniger Minuten auch ganze Silageballen. Den zweiten Teil übernimmt der schienengeführte Fütterungsroboter Athos und verteilt mehrmals am Tag die frische Ration an die programmierten Gruppen. Somit ist gewährleistet, dass alle Tiere eine frische Mischration erhalten. „Diese Art der Fütterung erhöht die Futteraufnahme, was sich positiv auf die Milchleistung und Tiergesundheit auswirkt. Das System sorgt zudem für weniger Rangkämpfe und damit mehr Ruhe im Stall“, schildert Stefan Wintersteller, Firma Hetwin.
Für die Selektion der Gruppen hat sich Firma Egger Bau gemeinsam mit den Bauherrn einiges überlegt. So können über Selektionswege die Tiere von der Abkalbebox oder aus dem Special-need-Bereich vom Roboter zugewiesen werden und eine Person kann problemlos die Tiere wechseln. Mit dem Gea DairyRobot R9500 hat sich die Familie ein Hightech-Gerät in den Stall geholt. „Wir bieten für jeden Betrieb die passende Lösung in Sachen Melksysteme. Bei Familie Ramsauer ist der Melkroboter das perfekte System. Der DairyRobot R9500 überzeugt durch viele innovative Funktionen. Die Ein- und Ausgangstore öffnen weit und schieben Kühe jeder Größenordnung im Zusammenspiel mit dem robusten Endrahmen sanft in die beste Ansetzposition. Endet der Melkvorgang, schließt die Abdeckung des Futtertrogs. Dies animiert die Kuh, den geräumigen Melkroboter mit dem Öffnen schneller zu verlassen“, so Georg Springl, Verkaufsgebietsleiter der Firma Gea, und stellt fest, dass der Einbau eines Roboters bereits bei geringeren Herdengrößen forciert wird. „Wir schätzen besonders die Kamera, denn sie präzisiert ein effizientes Ansetzen. Die Technik ermöglicht das Reinigen, Melken und Dippen in einem einzigen Ablauf oder das viertelindividuelle Melken“, schildert Michael Ramsauer, der frisch ausgebildete Landwirtschaftsmeister, nur ein Beispiel von den vielen Möglichkeiten und Funktionen des neuen Melkroboters.
Ein Unternehmen, das jahrelange Erfahrung im Bereich des Laufstallbaus mitbringt, ist die Firma Hörmann. „So wie in vielen Vergleichsbeispielen war beim Unterascherbauer eine individuelle Anpassung des Zubaus und der Inneneinrichtung notwendig. Wir produzieren die Stalleinrichtungen im Hause Hörmann selbst, somit sind wir bei Anpassungen im Bereich des Zu- und Umbaus sehr flexibel. Für den Bauherrn ergibt sich der Vorteil, dass er einen Ansprechpartner für die Halle, Inneneinrichtung und den Außenbereich hat und somit der Bauablauf einfacher wird, weil weniger Firmen zu koordinieren sind. So haben wir am Betrieb Ramsauer die komplette Inneneinrichtung mit Schrapper, Liegeboxen, Fressgitter, Tränkebecken mit Begleitheizung und Viehputzbürsten gemacht sowie die Halle in Holzbau mit Türen und Toren, Schiebefenstern, Lichtfirst, 48-kW-PV-Anlage und den gesamten Außenbereich“, schildert Paul Steinberger von der Firma Hörmann. „Wir gehen jetzt alle wieder gerne in den Stall, jeder kennt sich aus und eine Person kann die Stallarbeit leicht bewältigen. Wir haben uns viele Betriebe angeschaut und die Investition genau durchgerechnet und in Summe zählt auch die Lebensqualität sehr viel“, so Gerhard abschließend.
Betriebsspiegel
Betrieb: 22 Milchkühe, 39 ha LN (18 ha mehrmähdige Wiesen Eigenfläche) 28 Stück Nachzucht, Biobetrieb, Mitglied Zuchtverband und Arbeitskreis Milch
Bauprojekt: Um- und Zubau am Milchviehstall, PV-Anlage
Netto-Investkosten: 630.000 €
Planung: Klaus Nill, Egger Bau