Mit zwei kostengünstigen Anbauten hat sich die Familie Herbst den Wunsch nach einem modernen Rinderstall erfüllt – 3er-Side-by-side-Melkstand inklusive! Und auch das „Festmistproblem“ wurde gut gelöst.
Als Mitarbeiter des Kontrollverbandes hat Alois Herbst, Brandnerbauer in Unken, bereits viele Ställe von innen gesehen. Doch macht es das leichter, den eigenen Stall zu planen? Nicht unbedingt, denn jeder hat eigene Ansprüche und Arbeitsweisen. Als „Milchmesser“ ist man während der Stallzeit auf anderen Höfen im Einsatz, Ehefrau und Eltern müssen daher oft die Stallarbeit alleine erledigen. Und die war im alten Anbindestall aus den 80er-Jahren entsprechend kompliziert. Als Biobetrieb war ein Auslauf für die Kühe immer schon wichtig – dieser lag aber im Hofbereich neben dem Bauernhaus. Insgesamt war der Stall auch zu klein geworden. „Wenn wir umbauen, müssen sich die Kosten im Rahmen halten, das war für uns immer klar“, so Bäuerin Angelika, die einen Tag in der Woche in einer Steuerberatungskanzlei arbeitet. Viele Monate lang wurde mit Baumeister Anton Schmid geplant und immer wieder umgezeichnet, bis das Resultat passte. Die Lösung kann sich sehen lassen!
Umgebaut und erweitert wurde in zwei Teilen: 2016 wurde ein Kalbinnenstall errichtet, im Vorjahr folgte dann der Milchviehstall. Die erste Bauetappe wurde vor allem durch die Umstellung auf Rundballensilage möglich. So konnte der im Nebengebäude untergebrachte Silo kurzerhand in den Kalbinnenstall integriert werden. „Der Fahrsilo war eigentlich unpraktisch. Man konnte ihn nicht befahren, der Arbeitsaufwand war relativ hoch“, erinnert sich der Brandnerbauer. Vor allem aber galt es in der Hanglage Platz zu sparen. Eine Beton-Seitenwand des Silos wurde herausgeschnitten, eine Holzdecke eingezogen und ein Fütterungsbereich mit Selbstfanggittern angebaut. Der Tretmistbereich befindet sich nun im ehemaligen Siloraum, das Niveau liegt höher als der Fressplatz. „Wir waren uns nicht sicher, ob das funktionieren wird, normalerweise liegt der Tretmistbereich ja tiefer und wir hatten Angst, dass die Tiere das Stroh in den Fressbereich schleppen.“ Doch die Lösung funktioniert bestens, die Abtrennung mit einer einfachen Holzplanke ist zudem bei der Reinigung des Stalles von Vorteil.
Im Vorjahr folgte dann der zweite Teil des Umbaues. Auch am alten Stall wurde eine komplette Seitenwand entfernt und unterfangen. „Das war eigentlich die meiste Arbeit und auch der Teil, den wir vom Aufwand her beinahe unterschätzt hätten“, erinnert sich Alois.
Dazu kam ein später Start auf der Alm. „Wir haben damit gerechnet, dass die Tiere zu Baubeginn längst weg sind. Leider hat uns das kalte Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht und so mussten die ersten Arbeiten neben den Tieren erledigt werden.“ Zu machen waren einige wesentliche Dinge: Der Stall wurde Richtung Westen um einen ca. sechs Meter breiten Anbau erweitert. „Um für die Kühe einen Auslauf zu schaffen, haben wir an dieser Stelle bereits 2016 eine Stützmauer errichtet. Irgendwann wurde uns dann klar, dass diese Fläche für eine Stallerweiterung mit Liegeboxen optimal ist.“ Gerade im Winter ist der Bereich sehr sonnig und optisch schmiegt sich der Anbau wie eine Art Wintergarten an das bestehende Gebäude an.
Im alten Stall wurden der Bereich für die Kälber und eine Abkalbebox sowie ein Dreier-Side-by-side-Melkstand neu errichtet. „Für uns ist der Melkstand sicher überdimensioniert, aber es war die platzsparendste und auch eine sehr kostengünstige Lösung“, ist Alois beinahe ein wenig verlegen über so viel Technik für gerade einmal sechs Kühe. Doch die alte Melktechnik konnte im Wesentlichen weiterverwendet werden und damit war die Entscheidung klar. Für Bäuerin Angelika hat sich die Investition sehr bezahlt gemacht: „Die Melkarbeit ist nun deutlich leichter geworden“, freut sie sich.
Eine sehr kostengünstige Lösung hat das Paar auch für das „Festmist-Problem“ gefunden. „Für uns war es nie ein Thema, auf die Güllewirtschaft umzustellen“, berichtet Alois. „Wir wollten auch mit dem neuen Stall beim Festmist bleiben und das hat sich relativ einfach umsetzen lassen.“ Die Tiefstreuliegeboxen werden täglich eingestreut, das herausfallende Stroh bindet den Kot. Die Lauffläche wird aber nicht mit einem Schieber, sondern per Muskelkraft entmistet. „Wir haben bei der Planung damit gerechnet, dass wir uns später einen elektrischen Mistschieber zulegen werden. Doch das händische Abschieben der Flächen geht so schnell und einfach, dass wir dabei bleiben werden“. Die alte Schubstangenentmistung wird einfach weiter genützt: Der Mist wird in eine kleine Öffnung im Boden in den Kanal der Entmistung geschoben und diese wird einmal am Tag eingeschaltet.
Der Stall ist jedenfalls ein Musterbeispiel dafür, dass man auch mit überschaubarem finanziellem Aufwand viel machen kann. Die 180.000 Euro brutto sind für Angelika und Alois jedenfalls gut angelegt: „Mit diesem Stall lässt es sich fein arbeiten.“
Betriebsspiegel
Biobetrieb mit 6 Milchkühen und eigener Nachzucht, Rundballensilage, Gemeinschaftsalm Unkener Hochalm am Sonntagshorn Bauprojekt: An- und Umbau Milchviehstall mit Melkstand, elf Liegeboxen und zehn Fressplätzen und Kalbinnenstall auf Tretmist Netto-Investkosten:
150.000 € (für beide Gebäude) Planung: Ing. Anton Schmid mit Angelika und Alois Herbst