Student tot vor Bauernhaus aufgefunden
Der Bauer der Einöde Enichham bei Kay, heutige Gemeinde Tittmoning, fand den leblosen Körper eines Menschen vor seinem Hof. Wie sich herausstellte, war es der aus Salzburg ausgejagte Student Ferdinand Joly. Das war vor genau 200 Jahren.
Späte Ehrung zum 200. Todestag
Die Stadt Tittmoning bereitet derzeit ein ehrendes Gedenken für einen großen kunstsinnigen Menschen vor, der einen Großteil seines Lebens in der damaligen Gemeinde Kay verbrachte. Ferdinand Joly (1765–1823) war nicht einer, der als Großer gefeiert wurde, wie etwa sein Zeitgenosse Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791), der ebenfalls viel im späteren Rupertiwinkel unterwegs war. Trotzdem blieb er in dieser Region wegen seiner volksnahen Werke in bleibender Erinnerung, was nun auch zu einer späten Ehrung aus Anlass seines 200. Todestages am 20. Oktober führt.
Der "ewige Student'
Der „Scholi“, mit bürgerlichem Namen Ferdinand Joly, stammte von hugenottischen Einwanderern ab, war Sohn des Hofzuckerbäckers Joseph Alexius Joly. Er war ursprünglich für den Priesterberuf bestimmt, wurde jedoch aufgrund von unangenehmen Vorkommnissen 1783 der Salzburger Universität verwiesen und verbrachte danach den Großteil seines Lebens als „ewiger Student“ vor allem zwischen Laufen und Tittmoning, wo er in der Einöde Enichham in Kay bei Tittmoning am 20. Oktober 1823 verstarb. Eine Gedenktafel mit der Inschrift „An diesem Platz verstarb am 20. Oktober 1823 der ehrbare Ferdinand Joly, Student und hochfürstlicher Kammerzuckerbäckers Sohn zu Salzburg im 58. Lebensjahr“. Die Redewendung von „Mei liaba Scholy“, wenn man jemanden freundlich zur Vorsicht mahnen will, geht auf Ferdinand Joly zurück.
Ein anerkannter Volksdichter, Komponist, Schauspieler und Maler
Mit einem Festakt im Stadtteil Kay erfährt Ferdinand Joly eine Ehrung, die der Verleihung eines späten „Heimatrechts“ gleichkommt. Denn Joly war von seiner Jugend an ein Vertriebener. Er war, wie es im Polizeijargon heißt, „unsteten“ Aufenthalts, also ohne festen Wohnsitz, obwohl er die meiste Zeit seines Lebens im Gebiet von Kay, dem heutigen Tittmoning, armselig verbrachte. Bauern verhalfen ihm zu überleben, indem sie ihm Essen und eine Schlafstelle gaben. Dass die Stadt nun, heute würde man sagen, ihrem „Edelsandler“, eine späte Ehrung zukommen lässt, ist dem umfangreichen Wirken als anerkannter Volks- und Stegreifdichter, Komponist von Volksliedern, Maler und Volksschauspieler zu danken. Es werden auch von Joly komponierte Lieder beim Festakt vorgetragen.
Das Festprogramm
Die Enthüllung der neuen Tafel findet exakt am Todestag Ferdinand Jolys statt. Zu dem Festakt am Fr, dem 20. Oktober 2023, der am Parkplatz der Kayer Kirche um 18.30 Uhr beginnt, sind Vertreter des Bezirks Oberbayern und des Landkreises Traunstein eingeladen. Der Bürgermeister wird die Tafel enthüllen. Kulturreferent Franz Maier, der Initiator des Gedenkwegs, wird als heimatkundiger Kayer berichten, wie es von der Idee zur Ausführung kam. Für die musikalische Begleitung der Feier sorgt Brigitte Kühnhauser-Maier, die auch zwei von Joly komponierte Lieder vortragen wird. Nach dem Festakt, der mit dem Feierabendläuten der Kayer Pfarrkirche abschließt, findet im Pfarrheim Kay ein Konzert der Reihe „Flöte plus“ statt, das von Brigitte Kühnhauser-Maier und Gabi Obermaier gestaltet wird. Das Programm sieht u. a. auch Werke von Ferdinand Joly vor. Um die Geschichtsforschung und das Gedenken hat sich Kulturreferent Josef Wittmann große Verdienste erworben.