Landwirtschaft mehr als Schauprojekt: Solidarische Landwirtschaft Chiemgau
Kristine Rühl, die nicht aus der Landwirtschaft kommt, hatte vor zehn Jahren die Idee verfolgt, Grundflächen von einer aufgelassenen Landwirtschaft zu pachten und diese in einer Solidargemeinschaft zu bearbeiten. Die Mitglieder des Projektes erhalten Gemüse, das nach Demeter-Regeln angebaut wird, und können freiwillig am Acker mitarbeiten. Erworben wird ein Jahres-Ernteanteil; die Vereinbarung gilt daher für zwölf Monate. Ein Ernteanteil im „Familien-Tarif“ kostet ein Jahr lang monatlich 90 Euro und versorgt zwei erwachsene Personen und ein Kind. Der Ernteanteil im „Single-Tarif“ kostet 60 Euro und versorgt eine erwachsene Person. Es gab vier Abholstellen. Dort wurden die erntefrischen Produkte zur Abholung bereitgestellt. Beim „Familientarif“ erhalten die Mitglieder wöchentlich durchschnittlich 3,50 kg Gemüse zugeteilt.
Angepflanzt wurden 50 verschiedene Gemüsesorten, Kartoffeln und Kraut. Das Projekt konnte so nicht ganz durchgezogen werden. Nun gibt es nur mehr ein Single-Angebot; man kann allerdings auch doppelt buchen. Heute hat die Pionierin zwei ehrenamtliche Mitarbeiter und sie gibt an, 75 Abnehmer zu haben.
Sie setzt nunmehr vermehrt auf die Präsentation der Landwirtschaft für öffentliche Projekte wie an Schulen, dazu hat sie die Genehmigung erhalten.
Heuer hat sie 300 Beerensträucher angebaut. Sie legt einen Hollerpark mit 50 Hollerstauden an und wird in Zukunft in Richtung Heilpflanzen tendieren und es wurden 60 Obstbäume angepflanzt. Auf ihrem Grund will sie auch Gebäude errichten, um Maschinen und Geräte unterstellen zu können. Das wird ihr allerdings von den Baubehörden untersagt, weil sie keinen Nachweis erbringen kann, dass sie Landwirtin ist, das sei erst nach einer Praxis von zehn Jahren möglich.
Betriebsspiegel
Familie: Projektnehmerin Kristine Rühl (57)
Betrieb: Projekt: 1,3 ha Acker, 6.600 m2 Wald Eigenfläche. Eine bestandene Kooperation mit einem anderen Betrieb auf 63 ha Acker, 42 ha Grünland und 6 ha Wald in Chieming ist gescheitert