Ist man in schlechten Zeiten gläubiger?
Volkskundler legen immer wieder Beweise aus der Historie vor, die auf eine verstärkte Volksfrömmigkeit und auch auf einen großen Zulauf zu abergläubischen Ritualen verweisen. Insbesondere gibt es in jüngster Vergangenheit Kriminalfälle, welche blindes Vertrauen in selbst ernannte Schamanen aufdecken, bei denen nicht Schamanen, sondern Scharlatane um Millionen betrügen, weil sie insbesondere in schweren Krankheitsfällen Heilung versprechen, die nicht eintritt.
Sonderausstellungen im Monatsschlössl Hellbrunn
Das Thema Volksfrömmigkeit gibt es in kirchlicher Weise seit Jahrhunderten. Die Menschen hofften mit Votivtafeln Heilung herbeizubeten oder sie dankten für erfolgte Heilungen. Votivbilder als Zeichen der Volksfrömmigkeit sind in Sonderausstellungen immer wieder im Monatsschlössl hoch über dem Schloss Hellbrunn ausgestellt. Kuratorin Dr. Ernestine Hutter brachte in sehenswerten Ausstellungen vieles in das Rampenlicht. Leider gibt es heute nur mehr wenige Zeugnisse der Volksfrömmigkeit an ihren ursprünglichen Orten. Sie sind einerseits vergänglich, weil das Material, zumeist Holz, verwittert, oder diese unrechtmäßige Liebhaber finden.
Dank für die Rettung aus einer Notlage
Die Votivtafel nimmt ihre Bezeichnung vom lateinischen Wort „votum“, also Gelübde. Sie sind an heiligen Stätten als Zeichen des Dankes für die Rettung aus einer Notlage heraus dargebracht. Vom Gebet unterscheidet sich die Votation durch das gegebene Versprechen und sodann durch die Darbietung einer Gabe, eben des Votivbildes. Dies ist mit einem Rechtsakt zu vergleichen. Anlass hiefür können verschiedene Gründe sein: Heilung von einer Krankheit, Genesung nach einem Unfall oder Befreiung aus einer Notlage. Es wird somit öffentlich kundgetan, dass das Gebet und die Bitte von Heiligen erhört wurden.
Unfälle mit Pferdefuhrwerken oder bei Holzarbeiten häufige Motive
Die häufigsten Bittstellungen erfolgten bei Krankheiten oder für Genesungswünsche nach Unfällen mit Pferdefuhrwerken oder bei Holzarbeiten. Scheuende Tiere oder Stürze bei Zimmermannsarbeiten werden ebenfalls häufig dargestellt.
Die Gestaltungselemente sind frei. Jedoch sind ungebrochene starke Farben vorherrschend. Meistens wird die Klage oder Ursache dargestellt. Im Bild sind jedoch auch immer die Heiligen, an die die Fürbitte gerichtet war, mit abgebildet.
Die Gestaltungselemente sind frei. Jedoch sind ungebrochene starke Farben vorherrschend. Meistens wird die Klage oder Ursache dargestellt. Im Bild sind jedoch auch immer die Heiligen, an die die Fürbitte gerichtet war, mit abgebildet.
Gegenreformation verpönte Heiligenkult
Votivtafeln gibt es nicht nur im Christentum. Hier nahmen sie allerdings mit der verbreiteten Volksfrömmigkeit im 17. und 18. Jahrhundert großen Aufschwung.
Die Gegenreformation verpönte jedoch den Heiligenkult.
Wegkreuz, Marterl und Votivtafel
In der Volksfrömmigkeit äußert sich der starke Wille des Menschen zum Bezug zu seinem Glauben. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Wegkreuz, Marterl und Votivtafel. Während Wegkreuze vor allem zur Orientierung dienen und die Gläubigen auf den „rechten Weg“ bringen sollen, werden Marterl an jenen Stellen angebracht, wo Menschen in der Ausübung ihrer Arbeit oder in ihrer Freizeit durch Unglück, Unfälle oder eine Bluttat ums Leben gekommen sind. Votivbilder hingegen finden sich zumeist in Kapellen, Kirchen, vornehmlich in Wallfahrtsstätten.