Hartes Schicksal eines Kinderknechts
„Dati, Dati“, schreit das Kind verzweifelt. Es ist eine herzzerreißende Szene, als der achtjährige Franz von seinen Eltern getrennt wird. Sie bewirtschaften einen armseligen Bergbauernhof im Pinzgau. Es sind die harten 1920er-Jahre, die kleine Landwirtschaft wirft zu wenig ab, um zehn Kinder zu ernähren. Die Geschwister müssen betteln gehen, weil es nicht genug zu essen gibt.
Der jüngste Sohn der Familie wird daher einem Großbauern aus Saalfelden als Knecht überlassen. Der Abschied ist eine erschütternde Szene in dem Film. „Dieses Schreien ist mir schwer gefallen“, schildert Max Reinwald, der den verzweifelten Buben spielt. In dieser schweren Zeit war das kein unübliches Schicksal, aber Franz wurde bei dem Großbauer sehr schlecht behandelt. Er musste hart arbeiten, trotzdem im Stall schlafen.
Diese traumatischen Erfahrungen werden im Film ausgeblendet, aber sie haben ihn sein Leben lang geprägt. „Selbst mit 90 Jahren war er noch außer sich, wenn wir an dem Hof vorbeigefahren sind“, schildert sein Urenkel Adrian Goiginger. „Er hat dem Bauern nie verziehen.“ Franz wurde 100 Jahre alt und hat oft von seiner harten Kindheit erzählt. „Er wollte seine Geschichte teilen, nur über seinen Vater hat er nie gesprochen“, erinnert sich Adrian, der als Teenager diese Gespräche aufgezeichnet hat.
Der Film, den der Regisseur über das Leben seines Uropas gedreht hat, sorgt derzeit in den Kinos für Aufsehen. Er konzentriert sich auf die ungewöhnliche Beziehung zwischen Franz und einem verletzten Fuchswelpen, den er im Krieg gerettet hat. „Das hat ihn sehr bewegt. Beim Erzählen hatte er oft Tränen in den Augen und wurde richtig emotional. Solche Gefühle zu zeigen, war ungewöhnlich für ihn.“
Sofort, als Franz volljährig wurde, beendete er den Dienst bei dem Bauern. Aus Perspektivenlosigkeit ließ er sich vom Militär anwerben. Hier wurde zumindest Arbeit, Sold und ein Bett versprochen. Von Krieg war damals noch keine Rede, aber nach dem Anschluss war Franz Soldat der Wehrmacht und als Motorradkurier im Einsatz.
1940 war seine Kompanie dabei, als Frankreich überfallen wurde. In dieser Zeit hat er den Welpen gefunden und gesund gepflegt. Mehr als ein Jahr lebte das Tier bei ihm, aber als seine Einheit nach Russland versetzt wurde, musste er sich von seinem geliebten „Fixei“ trennen. Es kam erneut zu einem schmerzlichen Abschied. Franz geriet in Gefangenschaft und kam erst 1946 vom Krieg zurück. Der Film endet mit seinem Besuch des leer stehenden Hofes der Eltern. Sie waren inzwischen gestorben, zwei Brüder gefallen.
Franz lebte dann in Saalfelden und arbeitete als Eisenbahner. Er schien endlich ein gutes Leben zu führen, hat geheiratet und wurde Vater von vier Kindern. „Er hatte auch Kontakt zu seinen Geschwistern, aber er war immer ein Einzelgänger und eher verschlossen. Er war keiner, der im Wirtshaus gehockt ist“, schildert Adrian. „Er hat ständig gearbeitet, das war wohl so tief in ihm drin.“ Zu Tieren hatte er eine enge Beziehung, er war leidenschaftlicher Imker und liebte Hunde.
„Ich habe für den Film viel recherchiert und wurde von Zeitzeugen und Historikern beraten“, so der Regisseur. Die Schauspieler sollten möglichst authentisch sein, es wird daher im tiefsten Dialekt gesprochen. Hauptdarsteller Simon Morzé, ein Wiener, verbrachte daher einige Monate auf einem Bauernhof im Pinzgau, um den Dialekt zu lernen.
Auch einheimische Schauspieler wurden sprachlich gecoacht, um sich Worte aus dem heutigen Sprachgebrauch abzugewöhnen. Selbst österreichische Kinobesucher werden sich mit einigen Wörtern schwertun, das sieht Adrian gelassen: „Man muss ja nicht jedes Wort verstehen, diese universelle Themen von Abschied, Schmerz und Einsamkeit kennt jeder.“