Ein Jahrhundert starke Stimme für die Landwirtschaft
Mit vorweihnachtlichen Klängen der Bläser des „Kammerquintetts“ wurde der Festakt zum 100-Jahr-Jubiläum der Landwirtschaftskammer Salzburg eröffnet. Nach den Veranstaltungen in den BBKs und einem Symposium anlässlich „100 Jahre Interessenvertretung“ war dies der Abschluss der Veranstaltungsreihe bzw. des Jubiläumsjahres.
Bevor am 1. August 1924 der „Landeskulturrat“, der die Grundlage der heutigen Kammerorganisation war, seine offizielle Tätigkeit aufnahm, gab es die „Salzburger Lanwirtschaftsgesellschaft“. Für den Präsidenten der Salzburger Landwirtschaftskammer, Rupert Quehenberger, ist offensichtlich, dass nur eine Organisation mit Pflichtmitgliedschaft diese Vertretung der Gesamtinteressen der Land- und Forstwirtschaft übernehmen kann. „Die Landwirtschaftsgesellschaften waren Vereine mit freiwilliger Mitgliedschaft. Sie wurden nicht ohne Grund durch den Landeskulturrat ersetzt. Erst die Kammern haben die Land- und die Forstwirtschaft zu einem ernst zu nehmenden Sozialpartner gemacht und den Stimmen der Landwirte Gewicht verliehen.“
Die Aufgaben im „Dreiklang“
In den Festansprachen betonten die Ehrengäste die Wichtigkeit einer starken, gebündelten Stimme für die Land- und Forstwirte in puncto Interessenvertretung für den bäuerlichen Berufsstand. Neben dieser Aufgabe charakterisiert sich die Landwirtschaftskammer als wichtiges Beratungsorgan in betriebswirtschaftlichen und zukunftsorientierten Themen sowie als Aus- und Weiterbildungsstelle für die Bäuerinnen und Bauern.
Dies bekräftigte auch der renommierte ehemalige Präsident der LK Niederösterreich und Professor der Boku, Univ.-Prof. Dr. Gottfried Holzer, in seinem Festvortrag und fügte dem noch hinzu, dass der Wirkungsradius der Kammern noch viel weiter sei, weil sie auch jede Menge zusätzliche öffentliche Aufgaben wahrnehmen würden. Dies betreffe etwa die Mitwirkung an der Gesetzgebung. „Im Bereich von Nutzungsbeschränkungen, Entschädigungsregelungen, aber auch im Steuerrecht wurde durch die Kammern eine Vielzahl von Verbesserungen geschaffen. Diese Punkte sind oft nur in jahrelangen Bemühungen erreichbar. Der Wegfall des Kammersystems würde eine deutliche Verschlechterung der Qualität von Gesetzgebung und Verwaltung auf den verschiedenen Ebenen bedeuten“, so Holzer.
Gerüstet für die Zukunft
Kammeramtsdirektor Nikolaus Lienbacher verspricht, dass die LK Salzburg die Grundeigentümer mit kompetenter Beratung weiter unterstützen und die Vertretung der bäuerlichen Interessen und Anliegen bestmöglich wahrnehmen wird: „Wir haben dafür im letzten Jahrzehnt eine zeitgemäße Infrastruktur geschaffen. Es gilt, die fachlich kompetenten Mitarbeiter zu halten und deren Wissen auszubauen. Klimawandelanpassung, Künstliche Intelligenz, Digitalisierung, Innovation oder Vernetzung sind nur einige Schlagwörter, welche den künftigen Weg aufzeigen und womit man sich deshalb intensiver auseinandersetzen muss.“
Im Rahmen des Festaktes wurde Sebastian Schönbuchner das goldene Ehrenzeichen der Landwirtschaftskammer Salzburg verliehen. Rund 22 Jahre wirkte der ehemalige Obmann an der Spitze des Raiffeisenverbandes Salzburg mit hohem Engagement um und für die Salzburger Landwirtschaft über die Grenzen Salzburgs hinweg.
1924: Die Landwirtschaftskammer wird gegründet
Vorläuferorganisation der Landwirtschaftskammer war die seit 1848 bestehende k.k. Landwirtschaftsgesellschaft, die als freiwilliger Verein organisiert war. Das Gesetz über den Salzburger Landeskulturrat löste 1924 die Landwirtschaftsgesellschaft ab. Der Landeskulturrat wurde damit zur gesetzlichen Berufsvertretung der in der Land- und Forstwirtschaft selbstständig tätigen Personen. Salzburg hatte damit eine voll funktionsfähige Kammerorganisation geschaffen. Der Landeskulturrat nahm mit Wirkung vom 1. August 1924 seine offizielle Tätigkeit auf. Die Bezeichnung „Salzburger Landwirtschaftskammer“ taucht erstmalig 1936 im Landesgesetz über die Einrichtung des Berufsstandes Land- und Forstwirtschaft auf. In Salzburg übernahm 1938 der Reichsnährstand die Rechtsnachfolge vom Landeskulturrat. Nach dem Krieg wurde dieser aufgelöst und die früheren Rechtsvorschriften traten wieder in Kraft, somit auch das Salzburger Gesetz über den Landeskulturrat. Dieses wurde durch das am 10. März 1949 beschlossene Salzburger Landwirtschaftskammergesetz abgelöst, das den Grundstein für die heute bestehende Kammerorganisation bildet.
Im Rahmen der historischen Aufarbeitung der Geschichte der LK Salzburg, wurde ein Kurzfilm aus dem Jahre 1965 digitalisiert, der die Herausforderungen der Salzburger Landwirtschaft vor rund 60 Jahren in Bild und Ton beschreibt. Unter folgenden Link gelangt man direkt zum Video: --> Hier klicken
Abschließend wurde die Festschrift „Im Dienste des Bauernstandes – vom Landeskulturrat bis zur Landwirtschaftskammer“ vorgestellt. Prof. Mag. Josef Standl arbeitete die Historie rund um die Entstehung der gesetzlichen Interessenvertretung auf und bündelte dies in einem über 100-seitigen Nachschlagewerk.
Ab sofort kann die Festschrift kostenlos downgeloaded werden: Siehe unten