Druck auf niedrige Haltungsformen steigt weiter
Die Umsetzung der Haltungskennzeichnung für den Export von Milchprodukten nach Deutschland wirbelt in Österreich derzeit viel Staub auf. Ein Blick auf die Pläne der deutschen Lebensmittelhändler zeigt, dass die Kennzeichnung rasch weiter ausgerollt werden soll. In den vergangenen Wochen sind einmal mehr Aldi und Lidl vorgeprescht. Nachdem Aldi Mitte Februar öffentlichkeitswirksam über Fortschritte im Programm „Haltungswechsel“ berichtet hatte, kündigte Lidl vergangene Woche ambitionierte Ziele für höhere Haltungsstufen in seinem Frischfleischsortiment an. Bis Ende dieses Jahres soll der Anteil des Frischfleischangebots bei den Eigenmarken aus der Haltungsstufe 3 oder höher 40 % erreichen, 2025 soll dieser bei der Hälfte liegen. Dabei setzt der Discounter mit 5xD flächendeckend auf deutsche Herkünfte. „Fünfmal D“ steht dabei für fünfmal Deutschland und ähnelt dem AMA-Gütesiegel: Die Tiere müssen in Deutschland geboren, aufgezogen und gemästet, geschlachtet, zerlegt sowie verarbeitet werden.
Lidl gibt den Weg für die kommenden Jahre klar vor: „Tierwohl ist ein wichtiges Thema für unsere Kunden und für uns. Daher setzen wir es konsequent um“, erklärte der Geschäftsleiter Ware, Christoph Graf. Wenn eine ausreichende Warenverfügbarkeit bestehe, solle 2030 für alle Tierarten das gesamte Sortiment aus den höheren Haltungsformstufen stammen.
Aldi Süd treibt Umstellung voran
ereits vor wenigen Wochen hat Aldi Süd angekündigt, bis 2030 sein gesamtes Frischfleisch- und Trinkmilchsortiment sowie die gekühlten Fleisch- und Wurstwaren auf die tiergerechteren Haltungsformen 3 und 4 umstellen zu wollen. Schon heute bezieht das Unternehmen 100 Prozent seiner Trinkmilch und fast 50 Prozent des Frischfleischs aus den höheren Haltungsformen. Die Umsatzanteile mit Frischfleisch aus den höheren Haltungsformen hätten sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Insbesondere in Hessen, Bayern und Baden-Württemberg sei die Nachfrage groß. Mit März wurde daher auch das gesamte Putenfrischfleisch auf die höheren Haltungsformen umgestellt – man erreiche damit sechs Jahre vor dem selbst gesetzten Zieldatum die Umstellung einer kompletten Tierart. „Die steigende Nachfrage nach Tierwohl- und Bio-Produkten zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die Kundinnen und Kunden machen mit ihrer Wahl am Regal deutlich, dass Tierwohl und eine Tierhaltung nach ökologischen Standards einen immer größeren Stellenwert bei der Kaufentscheidung einnehmen“, heißt es in einer Presseaussendung.
Lidl schafft ein neues Tierwohllabel
Lidl wird sein Engagement auch mit einem eigenen Tierwohllabel „Faire Haltung – Zum Wohl der Tiere“ sichtbar machen. Dieses gibt es für die Eigenmarken aus heimischer Produktion ab Haltungsstufe 3. Ab sofort werden entsprechende Rindfrischfleischprodukte in allen 3.250 Lidl-Filialen in Deutschland mit dem neuen Label gekennzeichnet.
Der Lebensmittelhändler erhöht zudem den Druck auf die Politik, die Voraussetzungen für den Umbau der Tierhaltung hin zu den höheren Haltungsformstufen zu schaffen. Lidl sei bewusst, dass eine Transformation von der Erzeugerebene bis ins Regal nur funktioniere, wenn ausreichende Planungssicherheit gegeben sei. Aus diesem Grund werde der Discounter verstärkt langfristige Verträge eingehen, um eine Abnahmegarantie sicherzustellen. Von der Politik fordere man eine umfassende gesetzliche Herkunftskennzeichnung, heißt es in einer Aussendung.