Der Arbeitsreichtum der Bäuerinnen
Haben Sie am vergangenen Wochenende die Mütter besonders verehrt? Früher war es sicherlich viel schwieriger, eine Mutter einer Bauernfamilie zu sein. In einem im Jahre 2000 erschienenen Bauernbuch wurde ein Interview mit einer Lungauer Bäuerin abgedruckt. „Die Bäuerin hat alles können müssen. Wenn eine Arbeitskraft, auch eine männliche, ausgefallen ist, musste die Bäuerin einspringen“, erzählte Theresia Lanschützer, Eselbäuerin in St. Margarethen. So wurden von ihr nicht nur die Haus- und Stallarbeiten erledigt, auch am Feld bei der Heu- bzw. Getreideernte wurden ihre fleißigen Hände dringend gebraucht. Dabei gab es für die Lungauerin weiß Gott im Haushalt genügend zu tun. Bei dreizehn Kindern mussten wöchentlich Berge von Wäsche gewaschen, gebügelt und geflickt werden. Jeden Mittwoch war Waschtag. Bereits am Vortag mussten alle Kleidungsstücke eingeweicht werden, ehe sie am nächsten Tag in mühevoller Handarbeit sauber geschrubbt werden konnten. Nach dem Trocknen musste die Wäsche erst mit dem Roller bearbeitet werden. Denn nur so konnte das vorwiegend grobe Leinen einigermaßen weich gemacht werden. Bügeleisen gab es ja früher noch keines. Ein Vorläufer war das Stahleisen, das in der Glut erhitzt wurde und schon ganz gut zum Glätten der Wäsche verwendet werden konnte.
Oftmals Störgeher am Hof
Im Herbst kam es oft vor, dass um den Esstisch des Eselbauern bis zu 16 Personen saßen. Dies war meistens die Zeit, in der verschiedenste Störgeher, angefangen vom Binder, Schuster, Schneider bis zum Wagner und Weber, ihre Arbeiten am Hof verrichteten. Besonders der Schuster hatte viel zu tun. 34 Paar Schuhe mussten zeitweise angefertigt werden.
Niederkunft am Hof
Selbst während der Schwangerschaft hieß es für die Bäuerin noch, fest anpacken. Erst als es dann wirklich nicht mehr ging und die Geburt kurz bevorstand, konnte sie sich ins Bett legen. Meistens hatte man sich schon vorher mit der Hebamme abgesprochen, die dann zur Niederkunftszeit auf den Hof kam. Bei den ersten Kindern erhielt man 700 S Geburtenbeihilfe. „Über dieses Geld habe ich mich am meisten gefreut. Damit konnte ich Windeln und die wichtigsten Babysachen einkaufen“, erzählte Theresia Lanschützer.
Früher war es üblich, dass der Säugling bereits am zweiten Tag getauft wurde. Da die Mutter so kurz nach der Geburt noch das Bett hüten musste, konnten nur der Vater und der Pate das Kind zur Taufe bringen. Danach fand beim Wirt der Taufschmaus statt, bei dem es Würstel zu essen gab und zu dem der Göd einlud. Die 13 Kinder der Familie Lanschützer hob allesamt der damalige Unterrichtsminister Piffl-Percevic aus der Taufe.
Wenn man als Frau nach der Geburt wieder zur Kirche gehen wollte, musste man sich vorher vom Pfarrer „viresegna“ lassen. Dabei ging man so vor, dass die Frauen sonntags an der Kirchentür hinten stehen bleiben mussten, bis der Pfarrer kam und sie von den „Unreinheiten“ wieder freigesprochen hatte. Erst dann war man wieder berechtigt, am Gottesdienst teilzunehmen.
Früher war es üblich, dass der Säugling bereits am zweiten Tag getauft wurde. Da die Mutter so kurz nach der Geburt noch das Bett hüten musste, konnten nur der Vater und der Pate das Kind zur Taufe bringen. Danach fand beim Wirt der Taufschmaus statt, bei dem es Würstel zu essen gab und zu dem der Göd einlud. Die 13 Kinder der Familie Lanschützer hob allesamt der damalige Unterrichtsminister Piffl-Percevic aus der Taufe.
Wenn man als Frau nach der Geburt wieder zur Kirche gehen wollte, musste man sich vorher vom Pfarrer „viresegna“ lassen. Dabei ging man so vor, dass die Frauen sonntags an der Kirchentür hinten stehen bleiben mussten, bis der Pfarrer kam und sie von den „Unreinheiten“ wieder freigesprochen hatte. Erst dann war man wieder berechtigt, am Gottesdienst teilzunehmen.
Eine leidenschaftliche Jägerin
Aufgabe der Eselbäuerin war es auch, verschiedenste Behördengänge in Tamsweg zu erledigen. Da sie mit dem Postbus für die Strecke St. Margarethen–Tamsweg und zurück jedes Mal fast einen ganzen Tag brauchte, überredete sie ihr Mann im Jahre 1955, den Führerschein zu machen. In der Woche musste sie zweimal in der Fahrschule ihre Theorie- und Praxisstunden absolvieren, und schon nach kurzer Zeit hatte sie den rosa Schein in der Tasche. Bald darauf bekam sie auch ihr erstes Auto, einen gebrauchten Fiat 2000.
Dieses Auto und natürlich die Jagd waren fortan ihre Leidenschaft. In der Alm der Familie Lanschützer in Schönfeld, zu der auch eine Eigenjagd gehört, kam es schon einmal vor, dass ihr ein guter Bock in die Quere kam. Im Jahre 1958 legte sie, für Frauen damals überhaupt nicht üblich, die Jagdprüfung in Salzburg ab. Anfangs von den männlichen Weidmännern noch belächelt, zeigte sie ihnen bald, dass es ihr an Treffsicherheit nicht mangelte.