Bauernbauer in Piesendorf: Gemeinsam die Geschichte des Hofes fortschreiben
Claudia Entleitner ist vergangene Woche zur neuen Landesbäuerin gewählt worden. Über den Bezirk hinaus bekannt geworden ist die Piesendorferin durch ihr Engagement für die Almwirtschaft. Doch woher nimmt sie ihre Kraft, wie ist der eigene Betrieb aufgestellt und welchen Rückhalt gibt ihr die Familie? „Heute geht es mir besonders gut, heute werde ich von meinen Kindern bekocht“, erwartet uns Claudia bei einem Besuch am Hof mit einem Lachen im Gesicht. Die Familie ist stolz auf sie, wohl wissend, dass die neue Funktion eine Herausforderung werden wird. Denn der Bauernbauer im Ortsteil Friedensbach ist ein Betrieb mit vielen Standbeinen.
45 Milchkühe, 130 Hektar große Alm
Im Mittelpunkt stehen die 45 Fleckvieh-Milchkühe und die Nachzucht. 2001 wurde der Stall aus den 70er-Jahren auf Laufstallhaltung umgebaut. Als Biobetrieb (seit 1995) legt man besonderes Augenmerk auf die Fitness der Tiere. Bereits das Jungvieh wird gealpt, auch die Milchkühe verbringen den Sommer auf der Bauernalm im Gemeindegebiet Fusch. „Die Alm ist unser Kopf“, ist Paul Entleitner überzeugt. Sie ist 130 Hektar groß und seit 1938 im Besitz der Familie. Der Großvater hat sie als Ersatz für die abgelösten Flächen beim Bau des Stausees Kaprun gekauft. Auch die Eigenjagd wird selbst bewirtschaftet, sowohl Claudia und Paul als auch der Sohn und die Schwiegertochter haben den Jagdschein.

Mit rund 57 Hektar Futterfläche ist die Alm unverzichtbarer Teil der Milchproduktion. Die gelenkte Koppelwirtschaft und die laufenden Pflegemaßnahmen bedeuten aber auch einen hohen Arbeitsaufwand. „Der Klimawandel ist zu spüren und das Futterangebot auf der Alm nimmt seit Jahren zu. Durch die Begrenzung des Tierbesatzes wird es zunehmend schwierig, die Flächen vor der Verbuschung zu bewahren“, erklärt Paul. „Die Almwirtschaft hat für viele Betriebe in Salzburg einen enormen Stellenwert und sie bereichert unser Land. Gerade deshalb ist es wichtig, dass auch die Rahmenbedingungen für die Betriebe passen“, gibt sich die neue Landesbäuerin kämpferisch.
Gebäude am Hof sind bis zu 400 Jahre alt
Am Betrieb gilt es aber auch noch einen ganz anderen Schatz zu bewahren: Die fünf Gebäude des Hofverbandes sind bis zu 400 Jahre alt. „Sie sind ein unglaublicher Schatz, aber auch eine echte Herausforderung in der Erhaltung“, gibt das Ehepaar offen zu. Erst vor zwei Jahren haben sich Sohn Paul und Schwiegertochter Karin mit viel Gespür im Obergeschoß des Bauernhauses einen Platz für ihre junge Familie geschaffen. Am 1. Oktober kam Tochter Magdalena zur Welt, womit nun vier Generationen am Hof leben. So wie die Großeltern Helmut und Aloisia helfen auch heute noch, wenn es erforderlich ist, alle Kinder am Betrieb mit. Um einen so geschichtsträchtigen Hof in eine gute Zukunft zu führen, braucht es eben viele Hände, die anpacken.
Betriebsspiegel
Familie: Paul Entleitner (51), Landwirtschaftsmeister; Claudia Entleitner (49), gelernte Krankenschwester und Hauswirtschafts-Facharbeiterin; Paul (25), Landmaschinenmechaniker und Landwirtschaftsmeister; Schwiegertochter Karin (27); Theresa (28); Kathrin (19); Eltern Helmut (76) und Aloisia (72) Entleitner
Betrieb: 43 ha mehrmähdiges Grünland, 130 ha Alm (davon 57 ha Almfutterfläche), 7 ha Hutweide, 4 ha Fischgewässer (verpachtet), eigener Wald und Holzbezugsrechte; 120 Rinder (Fleckvieh), vier Pferde, 30 Bergschafe, Hühner und Schweine; Mitglied bei Bio Austria, im RZV, im PZV und bei der Agrargem. Piesendorf-Hochsonnberg
Betrieb: 43 ha mehrmähdiges Grünland, 130 ha Alm (davon 57 ha Almfutterfläche), 7 ha Hutweide, 4 ha Fischgewässer (verpachtet), eigener Wald und Holzbezugsrechte; 120 Rinder (Fleckvieh), vier Pferde, 30 Bergschafe, Hühner und Schweine; Mitglied bei Bio Austria, im RZV, im PZV und bei der Agrargem. Piesendorf-Hochsonnberg