Aufzeichnungen nutzen, denn der Melkroboter ist ein Datengenie

2019 lud der LKV alle Betriebe mit Melkroboter zu einem gemeinsamen Tag zum Thema "Arbeiten mit dem Melkroboter“ ein. Behandelt wurden die Themen: Flaschenhälse finden, stressfreie Tierhaltung, nicht maximieren, sondern wenig verlieren, Klauenpflege und Fütterung. Als Referent konnte Jan-Hendrik Puckhaber aus Bandelstorf in der Nähe von Rostock gewonnen werden.
Puckhaber war zehn Jahre Fütterungsberater bei der Firma Schaumann. Er bewirtschaftet den neu übernommenen Milchviehbetrieb Milchhof Gut Bandelstorf GbR mit ca. 160 Kühen in einem reinen Grünlandgebiet. Seit 2017 übernehmen bei ihm am Hof drei Lely-A4-Melkroboter die Melkarbeit. Zusätzlich zur Tagesveranstaltung gab es am Abend für alle melkroboterinteressierten Betriebe einen eigenen Vortrag.
Gleich zu Beginn des Seminars überraschte Puckhaber mit einer Aussage: "Es geht nicht um die Melktechnik. Alle Melkroboter können melken, dies ist jedoch nur 20% des Nutzens der Maschine, 80% sind Datenauswertung und Optimierung.“ Die folgenden Punkte wurden von Puckhaber in seinem Vortrag erläutert:
Puckhaber war zehn Jahre Fütterungsberater bei der Firma Schaumann. Er bewirtschaftet den neu übernommenen Milchviehbetrieb Milchhof Gut Bandelstorf GbR mit ca. 160 Kühen in einem reinen Grünlandgebiet. Seit 2017 übernehmen bei ihm am Hof drei Lely-A4-Melkroboter die Melkarbeit. Zusätzlich zur Tagesveranstaltung gab es am Abend für alle melkroboterinteressierten Betriebe einen eigenen Vortrag.
Gleich zu Beginn des Seminars überraschte Puckhaber mit einer Aussage: "Es geht nicht um die Melktechnik. Alle Melkroboter können melken, dies ist jedoch nur 20% des Nutzens der Maschine, 80% sind Datenauswertung und Optimierung.“ Die folgenden Punkte wurden von Puckhaber in seinem Vortrag erläutert:
Flaschenhälse finden und beseitigen
Eine der wichtigsten Fähigkeiten eines Betriebsleiters ist es, die Flaschenhälse in seinem Betrieb zu finden. Wird versucht, Produktionsschritte zu verbessern, in denen der Betrieb schon sehr gut ist, wird kaum eine Weiterentwicklung stattfinden. Findet man jedoch die begrenzenden Faktoren, kann man an diesen arbeiten und den Betrieb somit weiterbringen. Ist dieser Flaschenhals beseitigt, kann am nächsten begrenzende Faktor gearbeitet werden. "Milchleistung ist die Abwesenheit von Stress.“ Diese Aussage von Dr. Gorden Jones findet man immer wieder und ist auf allen Betrieben anwendbar. Sie besagt, je weniger Stress Tiere haben, desto besser können sie ihr Leistungspotenzial ausnützen. Einige Punkte sind dabei zu beachten:
- Low Stress Stockmanship: Dabei geht es um einen stressfreien Umgang mit Tieren, vor allem, wie man sie stressfrei treiben kann. Dies ist besonders in AMS-Betrieben wichtig, da dort Tiere zu Behandlungsboxen oder zum AMS gebracht werden müssen.
- Liegeflächen: Sind die Liegeflächen bzw. die Liegeboxen in keinem perfekten Zustand, können die Tiere ihrem natürlichen Liegeverhalten nicht nachkommen. Es ist unbedingt nötig, die Boxen so zu pflegen, dass sie für die Tiere passen. Auch die Einstellung der Boxensteuerelemente ist sehr wichtig, diese müssen an die Herde angepasst werden. Die Standardeinstellungen passen oftmals nicht. Die Qualität der Liegeboxen lässt sich mithilfe der Liegeposition und Liegezeit der Kühe und an der Belegungsdichte der Boxen bewerten.
- Wasserversorgung: Wichtig ist die Versorgung der Tiere mit ausreichend frischem und einwandfreiem Wasser. Kein Produktionsmittel ist so günstig wie das Tränkewasser, es darf nicht zum begrenzenden Produktionsfaktor werden.
- Belegungsdichte: Besonders rangniedrige Kühe und vor allem Kalbinnen leiden unter einer Überbelegung. Bei Überbelegung steigen die Futterkosten und der Aufwand fürs Nachtreiben der Tiere, die Milchmenge im Tank erhöht sich aber nicht. Auswertungen am Betrieb haben gezeigt, dass sich die durchschnittliche tägliche Milchmenge der einzelnen Kuh mit steigender Überbelegung reduziert. Besonders die Kalbinnen zeigten einen starken Milchrückgang. Die Gesamtmilchmenge der Herde stieg bis zu einem gewissen Punkt an, sobald es zur Überbelegung kam, konnte keine Erhöhung der Gesamtmilchmenge erzielt werden. Um das volle Potenzial einer Herde und vor allem der Kalbinnen auszuschöpfen, braucht jedes Tier einen Liegeplatz und einen Fressplatz.
"Milchleistung ist die Abwesenheit von Stress." - Dr. Gorden Jones, Tierarzt & Landwirt

Wenig verlieren und Ziele verfolgen
Alle Verluste müssen minimiert werden, denn jeden Euro, den man nicht verliert, muss man nicht einnehmen. Angefangen bei Kälber- und Kuhverlusten, bei der Milchleistung und den Futtermitteln. Verluste sind teuer, können aber reduziert werden. Dies ist auch einer der Erfolgsgründe für die hohe Durchschnittsmilchleistung in manchen Ländern. Dort wird nicht immer auf die allerbesten Kühe geachtet und ob diese noch ein bis zwei Liter mehr Milch geben können. Sondern im Fokus stehen Tiere des unteren Leistungsbereichs. Warum leisten diese Tiere weniger, kann man diese Tiere fördern oder können sie durch bessere ersetzt werden? Diese Fragen stehen im Vordergrund. Wichtig für eine gute Betriebsentwicklung ist, dass von Anfang an klare Ziele vorhanden sind. So können die richtigen Entwicklungsschritte gesetzt werden. Alle Ziele sollen S.M.A.R.T formuliert werden. Das heißt: spezifisch, messbar, aktionsorientiert, realistisch und terminiert. So lässt sich überprüfen ob ein Ziel erreicht wurde oder ob gegebenenfalls nachgebessert werden muss.
Bei keinem anderen Melksystem ist eine perfekte Klauengesundheit so wichtig wie in einem AMS-Betrieb. Eine nicht optimal laufende Kuh stellt immer einen Notfall dar und muss sofort behandelt werden. Wer nicht bereit ist, jede nicht einwandfrei laufende Kuh sofort zu behandeln, ist für den Einsatz eines Melkroboters nicht geeignet. Mit der optimalen Klauengesundheit steht oder fällt der AMS-Betrieb. Sieht man eine Kuh eindeutig lahmen, ist man mit der Behandlung schon zu langsam gewesen.
Alle Maßnahmen zu Reduktion von Futterverlusten sind wirtschaftlich und tierernährungstechnisch sinnvoll. Die Grundfutterproduktion muss optimiert werden, da selbsterzeugtes Grundfutter das günstigste Futtermittel ist. Der standardmäßige Siliermitteleinsatz gehört genauso wie das mindestens einmal jährliche Nachsäen auf allen Flächen zu den Erfolgsfaktoren am Milchhof Gut Bandelstorf GbR.
Bei keinem anderen Melksystem ist eine perfekte Klauengesundheit so wichtig wie in einem AMS-Betrieb. Eine nicht optimal laufende Kuh stellt immer einen Notfall dar und muss sofort behandelt werden. Wer nicht bereit ist, jede nicht einwandfrei laufende Kuh sofort zu behandeln, ist für den Einsatz eines Melkroboters nicht geeignet. Mit der optimalen Klauengesundheit steht oder fällt der AMS-Betrieb. Sieht man eine Kuh eindeutig lahmen, ist man mit der Behandlung schon zu langsam gewesen.
Alle Maßnahmen zu Reduktion von Futterverlusten sind wirtschaftlich und tierernährungstechnisch sinnvoll. Die Grundfutterproduktion muss optimiert werden, da selbsterzeugtes Grundfutter das günstigste Futtermittel ist. Der standardmäßige Siliermitteleinsatz gehört genauso wie das mindestens einmal jährliche Nachsäen auf allen Flächen zu den Erfolgsfaktoren am Milchhof Gut Bandelstorf GbR.
Fazit
- Risikofaktoren kennen und managen
- Flaschenhälse vermeiden
- Nicht viel machen, sondern wenig verlieren
- "Claw is Key“ (Klauen sind der Schlüssel)
- Grundfutter in der höchsten Qualität ist gerade gut genug

Gutes Grundfutter ist ein Luxusgut
Der wichtigste Bissen, den eine Kuh frisst, ist der letzte. Je mehr Grundfutter gefressen wird, desto billiger kann Milch produziert werden. Daher ist eine optimale Versorgung mit Top-Grundfutter unerlässlich. Große Unterschiede gibt es aber zwischen der gerechneten Ration, der gefütterten Ration und der von den Kühen tatsächlich gefressenen Ration. Um diese Unterschiede möglichst gering zu halten, gibt es einige Tricks:
- Wasserzugabe: Die fertige Mischration sollte immer den gleichen Trockenmassegehalt haben, um ein Selektieren des Kraftfutters zu vermeiden. Daher ist es notwendig, die Trockenmasse der Grundfutterkomponenten immer wieder zu überprüfen und gegebenenfalls auf Änderungen zu reagieren. Entweder durch Wasserzugabe bei zu trockenem Grundfutter oder bei zu nassem Grundfutter durch die Erhöhung der Grundfuttermenge in der Mischration, um wieder auf den gleichen Trockenmasseanteil des Grundfutters in der Ration zu kommen.
- Restfutter: Das Restfutter muss erfasst werden. Nur dadurch kann festgestellt wer-den, ob die kalkulierte Futteraufnahme der Herde der tatsächlichen entspricht oder ob die Tiere zu wenig fressen oder im schlimmsten Fall nicht genug Futter vorgelegt bekommen. Sehr wichtig ist, dass der Futtertisch nie leer sein darf. Bei 60 Kühen ist alles unter 100 kg Restfutter als leerer Futtertisch zu werten.
- Anschieben: Das erste Anschieben soll eine Stunde nach der Futtervorlage erfolgen. Nach einer Stunde kommt die zweite Gruppe der Tiere zum fressen. Dabei handelt es sich um niederrangige Kühen, und Kalbinnen. Durch das frühe Anschieben bekommen auch diese Tiere die optimale Ration vorgelegt.
- Controlling: Alle Arbeitsschritte bei der Fütterung müssen laufend überprüft werden. Wichtig ist die richtige Anpassung der Mischration an veränderte Tierzahlen, an Rationsänderungen und an Feuchtegehalte der Grundfutterkomponenten. Werden kleine Mengen an Futtermitteln in die Mischration gemischt wie zum Beispiel Viehsalz oder Mineralstoffmischungen, hat sich der Einsatz von speziellen Waagen bewährt. Kleine Mengen sollten täglich in die Mischration gewogen werden. Das Mischen nach „Daumen mal Pi“ sollte unterlassen werden. Auch eine Futtermittelschaufel ist nicht immer gleich voll und kann auf Dauer teuer werden.
- Schüttelbox: Die Ration am Futtertisch sollte von Zeit zu Zeit geschüttelt und auf Homogenität entlang des Futtertisches überprüft werden. Auch die Futterreste sollten mithilfe einer Schüttelbox überprüft werden, um zu sehen, ob die Milchkühe die Ration selektieren konnten oder nicht.
- Futterqualität: Futterhygiene ist sehr wichtig. Es muss auf eine einwandfreie Futterqualität beim Grundfutter, aber auch bei den Kraftfutter- Komponenten geachtet werden. Schimmelige Teile dürfen nicht im Mischwagen "verdünnt“ werden. Bei Einsatz von Kraftfutter im AMS muss zwischen Leistungsfutter und Lockfutter unterschieden werden. Leistungsfutter ist eine Belohnung für gute Milchleistung, dabei sollte ca. ein Kilo Kraftfutter pro zwei Liter Milch bis zur maximalen Kraftfutterobergrenze gegeben werden.
Kühe locken oder nachtreiben
Lockfutter ist eine Bestechung. Kühe mit weniger Milch werden über den Futtertisch ausreichend versorgt. Damit sie aber freiwillig in den Roboter kommen, ist eine gewisse Kraftfuttergabe nötig. Dabei ist zu entscheiden: Wie viel muss ich der Kuh zahlen, damit sie in den Roboter kommt, und wie viel Zeit bin ich bereit für das Nachtreiben solcher Tiere zu investieren, um die Bestechungssummen gering zu halten?
Rationen und Kraftfuttertabellen können nicht einfach kopiert werden. Für jede Herde und jeden Betrieb muss eine angepasste Fütterungsstrategie erarbeitet werden. Es dürfen max. zwei Kilo Kraftfutter je Besuch im AMS gefüttert werden. Somit ergeben sich bei drei Besuchen maximal 6 kg Kraftfutter im AMS. Höhere Mengen müssen über die KF-Station oder über den Futtertisch gefüttert werden. Für die Lockfütterung sind pro Tag mindesten 0,4 kg bis 1 kg nötig. Es sollten nur hochwertige Komponenten eingesetzt werden, daher ist das Vertrauen in die Lieferanten wichtig. Jede Lieferung soll offen deklariert sein und eine Komponentenauflistung beinhalten.
Rationen und Kraftfuttertabellen können nicht einfach kopiert werden. Für jede Herde und jeden Betrieb muss eine angepasste Fütterungsstrategie erarbeitet werden. Es dürfen max. zwei Kilo Kraftfutter je Besuch im AMS gefüttert werden. Somit ergeben sich bei drei Besuchen maximal 6 kg Kraftfutter im AMS. Höhere Mengen müssen über die KF-Station oder über den Futtertisch gefüttert werden. Für die Lockfütterung sind pro Tag mindesten 0,4 kg bis 1 kg nötig. Es sollten nur hochwertige Komponenten eingesetzt werden, daher ist das Vertrauen in die Lieferanten wichtig. Jede Lieferung soll offen deklariert sein und eine Komponentenauflistung beinhalten.