100 Jahre LK-Salzburg: Geschichte lehrt uns, dass es auch heute noch gesetzliche Interessenvertretungen braucht
Univ.-Prof. Dr. Gottfried Holzer ging in seinem Festvortrag auf die gesetzlich festgelegten Aufgaben der Landwirtschaftskammer ein. Diese würden meist mit dem Dreiklang „Interessenvertretung, Förderung und Beratung“ umschrieben. Die Kammern wirkten allerdings viel weiter, weil sie auch jede Menge zusätzliche öffentliche Aufgaben wahrnehmen würden. Dies betreffe etwa die Mitwirkung an der Gesetzgebung. Holzer: „Von der Kammer wird als nahezu selbstverständlich erwartet, Verbesserungen zu erreichen oder Verschlechterungen, z. B. im Bereich von Nutzungsbeschränkungen, Entschädigungsregelungen, aber auch im Steuerrecht, abzuwehren. Solche Verbesserungen sind oft nur in jahrelangen Bemühungen erreichbar. Der Wegfall des Kammersystems würde eine deutliche Verschlechterung der Qualität von Gesetzgebung und Verwaltung auf den verschiedenen Ebenen bedeuten, ist es doch Aufgabe der Kammern, ihren spezifischen Sachverstand einzubringen.“ Holzer ist überzeugt, dass der Staat das Fachwissen der gesetzlichen Berufsvertretungen dringender denn je braucht. Zudem bilden die Kammern als demokratisch organisierte Selbstverwaltungskörper ein wichtiges Gegengewicht zu einem starken Staat.
Quehenberger: Die Bündelung der verschiedenen Interessen ist ein Erfolgsfaktor
Aufgabe der Landwirtschaftskammer ist es laut Gesetz, die „Interessen der Land- und Forstwirtschaft“ zu vertreten. Es liegt auf der Hand, dass es sich hier aber um keine einheitliche, homogene Interessenlage handelt. Selbst in einem kleinen Bundesland wie Salzburg sind diese je nach Region oder Produktionssparte höchst unterschiedlich. „Wir leben in einer Zeit, in der die Interessen des Individuums ganz massiv in den Vordergrund gerückt werden. Damit die Land- und Forstwirtschaft auch weiterhin an der Entwicklung der gesetzlichen Rahmenbedingungen aktiv mitwirken kann braucht es aber die Bündelung der Interessen“, so der Präsident der Landwirtschaftskammer Salzburg, Rupert Quehenberger. Genau das sei auch das Geheimnis, warum die Landwirtschaft im Vergleich zu anderen Gesellschaftsgruppen in der Politik immer noch relativ starkes Gehör finde. Natürlich bedeute das für Einzelne auch, bei den persönlichen Interessen Abstriche zu machen. „Die Erfahrung zeigt uns aber, dass wir immer dann Erfolg hatten, wenn wir unsere Interessen auf einen gemeinsamen Punkt gebracht haben. Es hilft hingegen nichts, wenn man mit einem dicken Pack an Forderungen an die Türe eines Ministeriums klopft, ohne sich zuvor auf die wesentlichen Dinge geeinigt zu haben.“
Für Quehenberger ist offensichtlich, dass nur eine Organisation mit Pflichtmitgliedschaft diese Vertretung der Gesamtinteressen der Land- und Forstwirtschaft übernehmen kann. Die k.k. Landwirtschaftsgesellschaften waren landwirtschaftliche Vereine mit freiwilliger Mitgliedschaft. Sie wurden nicht ohne Grund vor einhundert Jahren durch den Landeskulturrat ersetzt. Erst die Kammern haben die Land- und die Forstwirtschaft zu einem ernst zu nehmenden Sozialpartner gemacht und den Stimmen der Bäuerinnen und Bauern Gewicht verliehen. „Eine schwierige Marktsituation, die Digitalisierung, der globale Handel, die vielen Eingriffe ins Eigentum – die Herausforderungen werden für die Bäuerinnen und Bauern in den kommenden Jahren und Jahrzehnten mit Sicherheit nicht weniger. Ich sehe keine Alternative zu einer starken, gemeinsamen Kammer, die als gesetzliche Vertretung echtes Gewicht hat“, schließt der Präsident.
Lienbacher: LK hat eine zeitgemäße Infrastruktur geschaffen
„Die Landwirtschaftskammer Salzburg als Organisation war seit der Gründung stets am Puls der Zeit“, bestätigt Kammeramtsdirektor Hofrat Dr. Nikolaus Lienbacher. Mit ihren Bezirksbauernkammern und Einrichtungen wie der Besamungsanstalt oder dem Planungsbüro und dem „Salzburger Bauer“ stellt sich die Landwirtschaftskammer den kommenden Entwicklungen. Sie wird dabei die Grundeigentümer mit kompetenter Beratung unterstützen und die Vertretung der bäuerlichen Interessen und Anliegen bestmöglich wahrnehmen. Lienbacher: „Wir haben dafür im letzten Jahrzehnt eine zeitgemäße Infrastruktur geschaffen. Es gilt, die fachlich kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten und deren Wissen auszubauen. Klimawandelanpassung, Künstliche Intelligenz, Digitalisierung, Innovation oder Vernetzung sind nur einige Schlagwörter, welche den künftigen Weg aufzeigen und womit man sich deshalb intensiver auseinandersetzen muss, die Kammer wie die davon betroffenen Land- und Forstwirte.“