Wolf und Entwaldung: Unbürokratische Regelungen nötig!
Hintergrund des Besuchs waren erfolgreiche Petitionen aus Österreich, die unter anderem vom Waldverband und vom Bauernbund initiiert wurden. Der Delegation gehörten EU-Abgeordnete aller Fraktionen an, dem Vorsitzenden Bogdan Rzońca aus Polen war wichtig, dass alle Seiten Gehör fanden. Umso überraschender war für ihn, dass Tierschutzorganisationen die Möglichkeit, ihre Stellungnahmen einzubringen, nicht nützten. Bei einem abschließenden Pressegespräch im Heffterhof in Salzburg am Mittwochnachmittag hob er in Sachen Wolf hervor, dass vor allem dem Thema Sicherheit viel Augenmerk geschenkt wurde. Er berichtete von Gesprächen mit Menschen, die um ihre Kinder am Schulweg fürchten. Oder von Touristikern, die Angst vor dem Ausbleiben der Gäste hätten: „Urlaub macht man dort, wo es sicher ist.“

Quehenberger: Müssen unsere Almen absichern
„Wir begrüßen es sehr, dass sich die EU-Parlamentarier aufgrund der vielen Bedenken gegen die unkontrollierte Ausbreitung von Wölfen in Europa nun ein Bild vor Ort in einer alpinen Region gemacht und unsere Probleme unmittelbar angesehen haben. In diesem Zusammenhang muss man sagen, dass die nun bevorstehende EU-weite Absenkung des strengen Schutzstatus beim Wolf in Europa ein absoluter Meilenstein ist. Damit ist aus unserer Sicht längst noch nicht sichergestellt, dass unsere schöne Landschaft und die Alm- und Weidewirtschaft auch in Zukunft abgesichert sind. Ich denke, die Parlamentarier konnten sich aber davon überzeugen, dass in alpinen Weideregionen Herdenschutz undurchführbar ist“, so der Präsident der Landwirtschaftskammer Salzburg, Ök.-Rat Rupert Quehenberger. Für ihn stellt die unbürokratische Möglichkeit von Abschüssen die einzige flächendeckend wirksame Maßnahme dar, um die Scheu des Wolfes vor Menschen und Tieren weiterhin sicherzustellen.
Neben einem Besuch der Delegation im Parlament in Wien und dem Österreichzentrum für Bär, Wolf und Luchs in Raumberg-Gumpenstein sprach man auch mit Unternehmen über die möglichen Auswirkungen der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR), die bekanntlich um ein Jahr verschoben wurde.
Wimmer: „Für uns existenzgefährdend“
Sägewerksbesitzer Herbert Wimmer warnte bei einer Führung durch seinen Betrieb eindringlich: „Das Problem ist, dass aus einem Stamm Tausende Teile entstehen. Künftig müsste jeder Blockflötenrohling bis zum ursprünglichen Baum rückverfolgbar sein.“ Für sein Unternehmen sei die Verordnung existenzgefährdend, in der aktuellen Form würde sie sogar das Aus für den Betrieb bedeuten.
Obmann Rudolf Rosenstatter
"Wir erwarten uns in der gesamten Wertschöpfungskette, dass die umfangreichen Registrierungspflichten massiv durchforstet werden."

Rosenstatter: Dringend nachbessern!
Die Petition des Waldverbandes war mit ein Grund, dass die EU-Entwaldungsverordnung um ein Jahr verschoben wurde und nun nachgebessert werden soll. Waldverbandsobmann Rudolf Rosenstatter hat den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Delegation bei Wimmer-Holz seine Sichtweise geschildert. „Niemand stellt das Ziel, die Entwaldung im Regenwald zu stoppen, in Frage. Das vorgeschlagene und mittlerweile um ein Jahr verschobene Instrument der EU-Entwaldungsverordnung ist allerdings für diesen Zweck völlig untauglich. Zusätzlich schafft diese Regelung ein Bürokratiemonster für heimische Waldbesitzer und Unternehmen, die mit der Entwaldung in Südamerika nichts zu tun haben. Trotzdem sollen diese nachweisen, dass Holz aus entwaldungsfreier Forstwirtschaft in Österreich stammt, wo es überhaupt keine Entwaldung gibt.“ Rosenstatter zeigt sich froh darüber, dass die Petition aus Salzburg nicht nur zu einer einjährigen Aufschiebung der Umsetzung bis Ende 2025 beigetragen habe, sondern die Parlamentarier mit der Gewissheit nun an ihre Arbeit zurückkehren könnten, dass hier noch mehr zu tun sei. „Wir erwarten uns in der gesamten Wertschöpfungskette Holz dringend, dass hier die umfangreichen Registrierungspflichten massiv durchforstet werden. Es darf nicht sein, dass kleinstrukturierten Waldbesitzern und unseren heimischen Betrieben durch unnötige Bürokratie ohne jeglichen Mehrwert Prügel zwischen die Beine geworfen werden.“
Nationalratsabgeordnete Carina Reiter: Es braucht vierte Risikokategorie
Nationalratsabgeordnete Carina Reiter: „Wir brauchen Lösungen, die unsere Realität abbilden. Unsere bäuerlichen Familienbetriebe stehen in vielen Bereichen unter Druck – da dürfen uns zusätzliche Bürokratiemonster nicht den Handlungsspielraum nehmen. Die Entwaldungsverordnung mag in ihrer Intention gut gemeint sein, doch sie übersieht völlig die Strukturvielfalt in Österreich. Mit einer vierten Risikokategorie für Länder ohne Entwaldungsrisiko könnten wir hier Abhilfe schaffen“, so die Salzburger Abgeordnete. Der Bauernbund begrüßt in diesem Zusammenhang die Bemühungen rund um die sogenannte Omnibus-Verordnung, mit der auf EU-Ebene gezielt an Erleichterungen gearbeitet wird. „Wir machen uns das Leben oft selbst schwer – jetzt ist es Zeit, mehr Praxis und Hausverstand in die Gesetzgebung einfließen zu lassen“, so Reiter.