Unvollendete nunmehr fertig komponiert
Marsch Reinekes nur fragmenthaft überliefert
Bis vor Kurzem gab es zwei „Unvollendete“, die als Fragmente von Musikstücken bekannt sind: und zwar jene Sinfonie in h-Moll D 759 von Franz Schubert, die unter diesem Titel große Bekanntheit erreicht hat, und jene von Hermann Reineke, einem Kapellmeister der Musikkapelle Surheim (1934 bis 1938), dessen Marsch „Gruß an Surheim“ nur fragmenthaft überliefert war. Nun hat vor einiger Zeit Max Rehrl, ein junger Musiker mit eigenem Tonstudio, dessen Vater bereits bei der Musikkapelle Surheim spielt und diese ab 1990 über zehn Jahre lang dirigierte, in mühevoller Kleinarbeit die Komposition vollständig rekonstruiert. Als Felix Hagenauer sen., früherer Vorstand des Surheimer Klangkörpers und beinahe sechs Jahrzehnte dabei, und sein Musikantenfreund Gottfried Schauer, früherer Vorstand und heute Schriftführer der Stadtkapelle Laufen und seit fünf Jahrzehnten dabei, kürzlich ins Gespräch kamen, stellten sie fest, dass dieser Hermann Reineke bei beiden Musikkapellen mitgewirkt hatte. Als freundliche Geste werden die Surheimer ihrer Nachbarkapelle einen vollständigen Satz der Komposition überreichen.
Hermann Reineke wirkte in Laufen und Surheim
Reineke gründete 1926 den Klangkörper in Laufen und wirkte hier bis 1932. Die Chronik überliefert, dass er Beamter im Amtsgericht Laufen war. Weiters ist überliefert, dass er zwei Jahre nach dem Ausscheiden aus Laufen im Jahre 1934 die Musikkapelle Surheim übernahm, die er bis 1938 leitete. Er war ausgebildeter Flügelhornist und komponierte auch weitere Musikstücke. Dann verliert sich seine musikalische Spur; möglicherweise wurde er aus politischen Gründen versetzt. 1976 hatte man ihn nach Laufen zum 50-Jahre-Gründungsjubiläum der Stadtkapelle einladen können. Der junge Gottfried Schauer lernte Reineke dort persönlich kennen.
Musikkapelle Surheim feiert Jubiläum
Ende Juni dieses Jahres kann die im Jahre 1899 gegründete Musikkapelle Surheim das 125-Jahr-Jubiläum des Bestehens begehen. Dabei wird auch der wieder entstandene Marsch „Gruß an Surheim“ intoniert werden. Die Stadtkapelle Laufen führte am vergangenen Samstag in der Salzachhalle ihr verschobenes Frühlingskonzert auf.
Junger Komponist ergänzte Marsch in aufwendiger Arbeit
Der Surheimer Musiker Max Rehrl ist Musiker in der dritten Generation und widmet sich speziell dem Jazz und auch anderer zeitgemäßer Musik. Da er auch komponiert, hat er, als ihn Felix Hagenauer jun., Dirigent der Surheimer Musikkapelle, mit dem aufgetauchten Fragment des Marsches konfrontierte, spontan zugesagt, die Noten zu ergänzen. „Das war schwieriger, als man denkt, denn es müssen nicht nur die fehlenden Noten so nachvollzogen werden, dass sie sich funktionell harmonisch ins Gesamtwerk einfügen, also Rhythmus und Harmonie stimmen, sondern es müssen die Sätze auch für die heutigen Instrumenteneinsätze geschaffen und arrangiert sein. Früher kannte man bei den Blaskapellen z. B. keine Klarinetten, die heute unverzichtbar sind, oder das Piccolo. Die Register für diese Instrumente müssen ebenfalls bedacht werden. Was früher ein Blatt Papier war, setzt sich heute aus ganzen Musiksätzen zusammen“, so Max Rehrl. Er hat weiters ein treffendes Trompetensolo eingebaut, dessen Motto sich durch das gesamte Stück zieht. Von der Arbeitsleistung her entspricht diese Arbeit dem Aufwand einer Neukomposition.