Unter Druck am Hof: Wege zu Lebensqualität und mentaler Stärke
Diverse Studien belegen international den hohen psychischen Druck für österreichische Landwirtinnen und Landwirte. Dieser wird insbesondere durch wirtschaftliche Unsicherheiten, Wetterextreme, steigende Bürokratie, wenig Freizeit, familiäre Belastungen und ständige Verantwortung verursacht. Allein im Jahr 2024 verzeichnete das Bäuerliche Sorgentelefon österreichweit 527 Anrufe. 842 Beratungsfälle wurden zudem in der psychosozialen Beratung der Landwirtschaftskammern begleitet. Die häufigsten Themen sind seit mehreren Jahren Generationenkonflikte, Hofübergabe beziehungsweise -übernahme und Partnerschaftsprobleme.
Tagung beleuchtet mentale Gesundheit
Einen wichtigen Beitrag dazu leistete die Tagung „Mentale Gesundheit in der Landwirtschaft im Fokus“ am 9. Oktober in Salzburg, veranstaltet vom Netzwerk Zukunftsraum Land. Verschiedenste fachliche Beiträge und aktuelle Forschungsergebnisse machten die Relevanz des Themas und die Situation in Österreich deutlich. „Der Mental load von Bäuerinnen und Bauern wird durch externe Faktoren wie hohe unternehmerische Arbeitsleistungen, Zukunftsängste und nicht zuletzt den Druck, den steigenden Anforderungen der Gesellschaft gerecht zu werden, immer stärker. Für diese Menschen braucht es geschützte Räume, wo sie frei über ihre Sorgen und Ängste sprechen können und wo sie Lösungsansätze und Zuversicht für die Zukunft bekommen. Dies bieten Bildungs- und Beratungsangebote wie Lebensqualität Bauernhof“, so Bundesbäuerin Irene Neumann-Hartberger. Seit 2007 setzt „Lebensqualität Bauernhof (LQB)“ österreichweit Impulse, um Bäuerinnen und Bauern in schwierigen Lebenssituationen zu unterstützen. Dazu zählen Bildungsangebote, das Bäuerliche Sorgentelefon und psychosoziale Beratung in den Landwirtschaftskammern.
Selbstfürsorge oft hintangestellt
„Selbstfürsorge wird in bäuerlichen Familien oft hintangestellt. Gerade in traditionell geprägten, ländlichen Regionen fällt es vielen schwer, Unterstützung bei mentalen Herausforderungen in Anspruch zu nehmen. Hilfe anzunehmen erfordert Mut und genau darin liegt Stärke“, betont Ines Jernej, Bundeskoordinatorin von LQB. Viele agrarische Organisationen und Verbände erkennen, dass mentale Gesundheit eine Grundlage für das nachhaltige Bestehen landwirtschaftlicher Betriebe ist. Das Zusammenarbeitsprojekt „Gsund bleiben“ bündelt bestehende Angebote für psychische und physische Prävention, macht sie bekannter und setzt auf gezielte Öffentlichkeitsarbeit etwa mit der Kampagne „Happy am Hof“.
www.happy-am-hof.at
Angebote für Bäuerinnen und Bauern
- Bäuerliches Sorgentelefon: Anonyme Erste-Hilfe-Anlaufstelle bei Sorgen, Montag bis Freitag von 8.30 bis 12.30 Uhr unter 0810/676810.
- Psychosoziale Beratung der LK: Persönlich in den Kammern, telefonisch oder direkt am Hof – www.lebensqualitaet-bauernhof.at
- Bildungsveranstaltungen des LFI: Seminare und Vorträge zu Stressbewältigung, Hofübergabe, Kommunikation und mehr – www.lfi.at
- Maschinenring: Personelle und maschinelle Unterstützung im Betrieb – www.maschinenring.at/leistung/agrarische- arbeitskraefte
- SVS: Unterschiedliche gesundheitsfördernde Angebote. Zum Beispiel die betriebliche Gesundheitsförderung am landwirtschaftlichen Betrieb – Projekt „Future Proof“: www.future-proof.at