Tausend Jahre Salzburger Rupertiwinkel
Beim Festakt zur 125-Jahr-Feier Historischer Verein Tittmoning referierte der em. Erzabt des Stiftes Nonnberg, Korbinian Birnbacher, über die tausend Jahre, die der spätere Rupertwinkel zu Salzburg gehörte.
Salzburgs ältestes Güterverzeichnis
Er zeigte in kurzweiliger Form tausend Jahre gemeinsame Geschichte auf: „Das Hochplateau an der Salzach war schon früh Siedlungsgebiet, wie Funde aus der Bronzezeit zeigen. Ab dem 1. Jahrhundert vor Christus wurde das Salzachtal von den Römern mit Verkehrswegen erschlossen. Es folgte eine Zeit römischer Besiedelung, wie die Überreste der römischen ,villae rusticae’ in Kay und Tittmoning zeigen. Tittmoning wird als ,Titamaninga‘ in der sogenannten Notitia Amonis angeführt, dem ältesten Salzburger Güterverzeichnis, das kurz vor 790 durch den Diakon Benedikt erwähnt wurde, der es im Auftrag von Bischof Arno anlegen ließ, der ab 798 Erzbischof war. Die Landparzellen rund um die heutige Stadt Tittmoning wurden um das Jahr 715 vom Agilolfinger-Herzog Theodo der Salzburger Kirche geschenkt, vor allem auch dem Frauenstift Nonnberg.
Den Rheinhessen Rupert aus Worms hat er schon im Jahr 696 ins Bayernland geholt. Damit begann bereits um 715, also noch zu Lebzeiten Ruperts, die über tausendjährige Zugehörigkeit Tittmonings zu Salzburg, sozusagen zur terra sancti Rupert.
Stadterhebung 1234
Gut 500 Jahre später, im Jahr 1234, wurde Tittmoning vom Salzburger Erzbischof Eberhard II. von Regensberg (1200 –
1246) befestigt und zur Stadt erhoben, nachdem er den Burgberg aus dem Besitz des Astener Nonnenstifts durch Tausch erworben hatte. Der Stadt wurden Handelsprivilegien gewährt und Tittmoning wurde mit eigenem Pfleggericht als Feste gegen die bayerischen Städte Burghausen, Neuötting und Braunau ausgebaut.
Mehrere Jahrhunderte vor Kriegswirren verschont
Aus dieser Zeit stammt der älteste Teil der Burg, der Pflegerstock“, so der Referent. Abt Birnbacher weiter: „Die Bayern müssen vor Tittmoning ja mächtigen Respekt gehabt haben, weil sie Burghausen mit der noch größeren Burg ausbauten.“ Birnbacher fuhr in seinem Referat fort: „Die Stadt Tittmoning blieb mehrere Jahrhunderte von Kriegswirren verschont. Dann brachten die österreichischen Erbfolgekriege Mitte des 18. Jahrhunderts und die Napoleonischen Kriege um 1800 einen großen Umbruch: Auch das Salzburger Land, zu dem ja Tittmoning gehörte, wurde zum Kriegsschauplatz. In nur sieben Jahren kam es zu vier Machtübergaben zwischen Bayern und Österreich.
Rupertiwinkel fiel an Bayern
Hohe Kriegskontributionen der Besatzer lösten eine wirtschaftliche Krise in der Region aus. Schließlich fielen Salzburg und der Rupertiwinkel durch den Frankfurter Vertrag vom 12. September 1810 an Bayern. Mit dem Münchner Vertrag vom 14. April 1818 fielen diejenigen Gebiete Salzburgs, die wir heute Rupertiwinkel nennen, endgültig an Bayern, während Salzburg an Österreich ging. Die über tausendjährige Zugehörigkeit Tittmonings zu Salzburg war somit Vergangenheit. Durch ihre Abtrennung vom Handelszentrum Salzburg und durch ihre Randlage an der neuen Staatsgrenze zu Österreich wurde die wirtschaftliche Entwicklung Tittmonings zunächst behindert“, so Birnbacher.