So wintert man das Grünland richtig ein
Auch 2024 ist weiterhin ein außerordentlich gutes Grünlandjahr – jetzt im Herbst geht es dabei um Fragen der Düngung und Verwertung des Herbstaufwuchses. Viele Betriebe haben bereits ausreichend Futter in den Lagern und somit kann, allgemein gesagt, der letzte Aufwuchs für die Förderung der Bodenfruchtbarkeit genutzt werden.
Herbstdüngung
Ein alter Spruch der Grünlandwirtschaft lautet: „Im Herbst zu spat, im Frühjahr zu fria – is so guat wie nia.“ Dieser zielt vor allem auf den Stickstoff ab und soll heißen, dass ein zu später Düngetermin nicht effizient ist bzw. zu N-Verlusten führt. Dabei gilt, je höher der Anteil an leicht verfügbarem Stickstoff (im Hofdünger vor allem Harnstoff und Ammonium-Stickstoff) ist, umso mehr sollte dieser Grundsatz ernst genommen werden.
Damit sind die flüssigen Hofdüngerarten (vor Ausbringung verflüssigter Mist bleibt bei ca. 15 % Wirksamkeit, separierte Gülle bei ca. 50 %) im Herbst mit reduzierter Menge (max. 60 kg N/ha) und nur auf warmen Boden erlaubt und sinnvoll. Mist und Kompost haben vor allem langsame Wirksamkeit (organisch gebundener Stickstoff) und können im Herbst gut eingesetzt werden – allerdings sollte auch hier die Bodenwärme noch vorhanden sein. Viele Betriebe sind schon dazu übergegangen, die
Nachweide früher zu starten und zu beenden, damit die Herbstdüngung noch im Oktober erfolgen kann. Damit kann sich der Pflanzenbestand bestens auf den Winter vorbereiten.
Nachweide mit Bedacht
Mähwiesen sind botanisch anders zusammengesetzt als Dauerweiden – neben den Untergräsern dominieren hier die Obergräser – besonders im Nutzungsstufenbereich von zwei bis vier Schnitten jährlich. Diese sollten nicht zu tief verbissen werden, da sie ihre Reservestoffe für den Wiederaustrieb im Frühjahr in den oberirdisch überdauernden Blatttrieben einlagern. Besonders wenn die Weidetiere im Herbst lange auf einer Fläche stehen bleiben, verbeißen sie diese stark und schädigen somit Knaulgras, Timothe, Wiesenschwingel und andere. Das gilt neben den Rindern vor allem auch für Kleinwiederkäuer und Pferde!
Mulchen oder mähen?
Überständige (>10 cm) Herbstaufwüchse auf Mähwiesen können im Herbst auch gemulcht werden. Der Mulcher sollte hoch einstellbar sein, ansonsten geht auch das Abmähen, wenn keine Schwaden entstehen, die absticken können. Besonders rostige (gelb-braune), verpilzte Aufwüchse sollten rechtzeitig vor dem Winter bodennah gebracht werden. Ideal sind Sichelmulcher, Balkenmäher und breit streuende Scheibenmähwerke. Entsteht viel Mulchmaterial, können zu diesem auch 10 m³ Mist zur Förderung der Rotte gegeben werden. Fingerspitzengefühl und Erfahrung sind bei der Wahl des Zeitpunktes jedenfalls gefragt – ist man hier zu früh dran, kann bei Nachttemperaturen >5 °C auch noch einmal ein Nachwuchs auftreten, ist man zu spät dran, dauert die Rotte länger.
Fazit
Die tendenziell länger werdende Herbstphase ohne Bodenfrost sollte in der Grünlandwirtschaft zur Förderung der Bodenfruchtbarkeit genutzt werden. Herbstdüngung sowie Nachweide sind idealerweise aufeinander abzustimmen, damit man rechtzeitig vor den ersten Bodenfrösten fertig ist. Grünland sollte etwa 10 cm hoch in den Winter gehen, höhere Aufwüchse können also noch vor dem Winter gemäht oder gemulcht werden, um den Boden und die Knospen der Futterpflanzen zu schützen