Schweigen ist nicht immer Gold
SZENE 1: Anna, Milchbäuerin, schaut beim Fenster hinaus auf die Schwiegermutter, die den Hof überquert, und denkt dabei: „Wia de heit wieder dreinschaut! Und in da Früh hat‘s mi scho weg‘n ana Kleinigkeit im Stoi ang‘fahrn. Dabei bemüh‘ i mi eh so! So a Stimmung hoit i auf Dauer net aus. Da Franz muaß amoi a Machtwort red‘n!“ Als Anna das am Abend ihrem Mann erzählt, meint der: „Wos du immer host! D‘Mama hot g‘sogt, dass ihre Kreuzschmerzen heit ganz schiach wor‘n.“
Hier passiert Fehlinterpretation wegen fehlender Kommunikation. Bewertungen helfen uns, Menschen und Situationen rasch einzuordnen.
Mit der Abwertung der Eltern des Partners/der Partnerin werten wir indirekt auch ihn/sie ab und befeuern damit Loyalitäts- und Partnerschaftskonflikte. Wenn ich wissen will, was beim Gegenüber los ist, gilt es störende Verhaltensweisen möglichst neutral anzusprechen. So z. B. könnte Anna die Schwiegermutter fragen: „Ich erlebe dich heute sehr gereizt. Gibt es einen Grund dafür? Betrifft es auch mich?“ Schweigen ist nicht Gold, sondern oft der Anfang vom Ende einer guten Beziehung. Ein Gesprächsabbruch ist die Höchststrafe im menschlichen Zusammenleben. Auch wenn es z. B. bei heftigen Konflikten schwerfällt, erhalten minimale Umgangsformen wie ein „Guten Morgen!“, ein „Bitte“ und „Danke“ zumindest die Basis für eine Wende zum Besseren. Um die Beziehung zu erhalten, muss man sich aber auch nicht alles gefallen lassen. Wichtige Bedürfnisse sollen nicht hinuntergeschluckt werden. Aber wie sagen?
Mit der Abwertung der Eltern des Partners/der Partnerin werten wir indirekt auch ihn/sie ab und befeuern damit Loyalitäts- und Partnerschaftskonflikte. Wenn ich wissen will, was beim Gegenüber los ist, gilt es störende Verhaltensweisen möglichst neutral anzusprechen. So z. B. könnte Anna die Schwiegermutter fragen: „Ich erlebe dich heute sehr gereizt. Gibt es einen Grund dafür? Betrifft es auch mich?“ Schweigen ist nicht Gold, sondern oft der Anfang vom Ende einer guten Beziehung. Ein Gesprächsabbruch ist die Höchststrafe im menschlichen Zusammenleben. Auch wenn es z. B. bei heftigen Konflikten schwerfällt, erhalten minimale Umgangsformen wie ein „Guten Morgen!“, ein „Bitte“ und „Danke“ zumindest die Basis für eine Wende zum Besseren. Um die Beziehung zu erhalten, muss man sich aber auch nicht alles gefallen lassen. Wichtige Bedürfnisse sollen nicht hinuntergeschluckt werden. Aber wie sagen?
Einige Tipps:
- Trenne Mensch und Problem: Das ist die zentrale Haltung des Harvard-Konzeptes als bekanntes Verhandlungsmodell. Man sollte immer versuchen, die Achtung vor dem Gegenüber zu bewahren und von den aktuellen Problemen zu trennen. Das ist spürbar, weicht Widerstände auf und öffnet den Raum für Lösungen.
- Stille Post ist ein Kinderspiel: Auch wenn es anders oft leichter scheint: Das direkte Gespräch suchen. Jede Kommunikation über Partner, Kinder, Geschwister oder Eltern verwässert die Aussagen und bringt die „Briefträger“ in Loyalitätskonflikte. Viele, die solche Rollen übernehmen, fühlen sich im Lauf der Zeit wie zwischen Mühlsteinen aufgerieben. „Frau zwischen Mann und Sohn“ und „Mann zwischen Mutter und Frau“ sind da häufig gespielte Dramen am Hof. Daher gilt es, diese anfangs gut gemeinte Position zu verlassen und damit auch das direkte Gespräch der Betroffenen zu ermöglichen.
- Weg vom Vorwurf – hin zum Wunsch: SZENE 2: Ilse, Weinbäuerin, am Freitag in der Früh, als er sagt, dass er wegen einer überraschend angesagten Kundschaft heute Abend nicht mit zum Musikschulkonzert der Tochter kommen könne: „Du denkst immer nur an den Betrieb – alles andere is da wurscht!“ Er darauf: „Ober unser Lebensstandard is da scho recht! Mein Einsatz dafür sieg‘st a ned!“ Beide sind verärgert. Botschaften wie: „Du bist immer unzuverlässig, verschwenderisch, schlampig, unerfahren …“ oder „du hörst nie zu!“ sollte man vermeiden. Wie geht es einem selber, wenn man mit Vorwürfen konfrontiert wird? Ändert man sich dadurch, oder wird man eher abblocken und sich rechtfertigen? Vorwürfe beziehen sich auf Vergangenes, erzeugen Widerstand und verursachen Gegenangriffe. Stattdessen sollte man versuchen, das, was man braucht, als Wunsch zu formulieren. Im Beispiel könnte das so geh‘n: Sie: „I wünsch‘ ma, dass du Familientermine in Zukunft ernst nimmst – auch gegenüber Kunden!“ Er: „Klar, ober i hätt‘ hoit a gern, dass du a mein Engagement mehr siehst und schätzen kannst.“
- Konkret statt allgemein: Mit den Wörtern „immer“ und „nie“ schieße ich mit Kanonen genereller Abwertung auf die Spatzen aktueller, oft kleiner Ärgernisse. Der Misserfolg des Gesprächs ist garantiert. Beim konkreten Ereignis und beim konkreten Wunsch für die Zukunft bleiben.
- Druck erzeugt Gegendruck: Wünsche sind keine Forderungen. Druck bringt selten das, was wir möchten, sondern meist Gegendruck. Ultimaten sind ein sicheres Mittel, um weiter zu eskalieren. So wie Kälber sich nicht am Strick aus dem Stall ziehen lassen, reagieren auch Menschen eher auf gutes Zureden, sanftes Anschieben und Anerkennung.
Seminarangebot
Gute Kommunikation ermöglicht gute Beziehungen, erleichtert das Zusammenleben und macht Betriebe erfolgreicher. Das Projekt „Lebensqualität Bauernhof“ bietet Seminare an, die bei der Persönlichkeitsentwicklung helfen können. Am Bäuerlichen Sorgentelefon unter 0810/676810 zum Ortstarif kann man über die Situation reden, hier wird einem im geschützten Rahmen zugehört. Infos auf www.lebensqualitaet-bauernhof.at.