Saisonarbeiter am Berg: Rinder und Schafe pflegen in Salzburg 65.000 Hektar Almweiden
Knapp 100.000 Rinder, Pferde, Schafe und Ziegen treten dieser Wochen ihre Jobs als „Saisonarbeiter“ auf Salzburgs Almen an. Auf die 1.800 Almen in Salzburg werden heuer 65.000 Rinder, 20.000 Schafe und 2.500 Ziegen aufgetrieben. Mit einer Bruttofläche von rund 175.000 Hektar bedecken Salzburgs Almen ein Viertel der gesamten Landesfläche. Die amtlich festgestellte Almweidefläche beträgt ca. 65.000 Hektar, dass sind immerhin noch rund 10 % des Landes. Zum Vergleich: Dies ist größer als die Fläche des Bodensees. Salzburgs Landwirtschaftskammerpräsident Rupert Quehenberger: „Vielen ist nicht bewusst, dass es ohne die Beweidung der Wiederkäuer unsere Almen so nicht mehr gäbe. Die bunt blühenden Wiesen sind eine über Jahrhunderte geschaffene Kulturlandschaft und reagieren sehr sensibel auf Veränderungen. Der Klimawandel führt dazu, dass noch mehr Futter auf den Almen wächst. So gesehen müssten sogar mehr Tiere auf die Alm aufgetrieben werden, um die Artenvielfalt zu erhalten. Werden Almflächen nur wenige Jahre nicht beweidet, verschwindet diese besonders vielfältige Flora und Fauna für immer.“
Ein kleines Rechenbeispiel zeigt, welch großartige Arbeit unsere Rinder, Pferde, Schafe und Ziegen verrichten: Wollte man die Almen ohne Wiederkäuer erhalten, würde das alleine für Salzburg einen geschätzten Arbeitsaufwand für eine einmalige Mahd im Jahr (ca. 35 Arbeitsstunden je Hektar Steilfläche) von rund 2,5 Millionen Arbeitsstunden bedeuten. Umgerechnet wären das 1.350 Vollzeitarbeitskräfte, die mit der Pflege der Almen beschäftigt wären. Hochgerechnet würden die Kosten alleine für die Entlohnung der Arbeitskräfte rund 100 Millionen Euro im Jahr betragen! Doch selbst mit diesem Geld könnte man die Biodiversität auf den Almen nicht erhalten. Wiederkäuer fressen sehr selektiv, durch ihren Tritt schaffen sie ganz spezielle Lebensräume für Pflanzen und Insekten.
Der Almauftrieb in Salzburg ist mitten im Gang, der massive Wolfsangriff in der Vorwoche in Rauris bereitet allerdings vielen Almbäuerinnen und -bauern Sorgen. Schon jetzt überlegen Betriebe aus Angst um ihre Tiere, Almen nicht mehr zu bestoßen. Präsident Rupert Quehenberger begrüßt daher den Vorstoß von Landeshauptfrau-Stv. Marlene Svazek, in Salzburg sogenannte Weideschutzgebiete zu verordnen. „Salzburgs Almen sind weltweit eine einzigartige Kulturlandschaft und haben einen enormen Wert für die Biodiversität, die Lebensmittelversorgung und als Erholungsraum für Naturliebhaber. Wenn Mitte Juni im Großarltal der 20. Salzburger Almsommer eröffnet wird, dann sollte allen bewusst sein, welche besondere Rolle unsere Almen auch für die Wirtschaft in Salzburg spielen. Weideschutzgebiete sind eine gute Möglichkeit, die Salzburger Almen für die Zukunft abzusichern.“