Mittelalterliche Blätter als Bucheinband
Der Historische Verein Oberndorf mit Obmann Peter Wimmer wurde von den historischen Schifferschützen Oberndorf nach einem Wasserschaden, verursacht von einer nachbarlichen Baustelle, beauftragt, das historische Archiv neu zu ordnen und fachgerecht aufzubauen. Da die Schifferschützen Nachfolger der früheren Schiffergemeinde sind, fanden sich in dem Archiv auch alte Rechnungsbücher aus dem Schifferspital, die bis ins Jahr 1496, das sind 530 Jahre, zurückreichen.
Notenblätter aus dem 14. und 15. Jh. gefunden
Dabei wurden handgeschriebene Jahresabschlüsse aufgefunden, die mit alten Fragmenten von Pergamentblättern aus Messbüchern eingebunden sind, auf denen sich Notenblätter aus dem 14. und 15. Jahrhundert und historische Literatur aus theologischen Büchern aus dem 13. Jahrhundert finden. Besonders überraschen ein Fund mit Notenblättern aus dem 12. Jahrhundert und ein Vertragstext von Erzbischof Graf von Lodron (1586 bis 1653).
Messbücher für Gläubige gab es noch nicht
Der Historische Verein bat nun den Musikwissenschafter Stefan Engels, der sich mit liturgischen Spielen des Mittelalters und die Erforschung mittelalterlicher liturgischer Handschriften in Österreich beschäftigt, die vorgelegten Fragmente zu beurteilen. Die großen handschriftlichen Messbücher sind Einzelwerke, die nur von Kantoren großer Kirchen und Stiftskirchen wie jener der damaligen fürsterzbischöflichen salzburgischen Stiftskirche Laufen verwaltet wurden; Messbücher für die Gläubigen gab es damals noch nicht. Diese Messbücher wurden zumeist von Mönchen in Klöstern geschrieben.
Liturgie neu gestaltet
Mit dem Konzil der römisch-katholischen Kirche von Trient (1545 bis 1563) reagierte die Glaubensgemeinschaft auf die Reformatoren um Martin Luther. Die Autorität des Papstes wurde bestätigt, die kirchliche Tradition (wie päpstliche Erlässe und Schriften der Kirchenväter) als gleichberechtigte Quelle des Glaubens neben die Bibel gestellt, Luthers Lehre zurückgewiesen. Dies bewirkte auch, dass die Liturgie neu gestaltet wurde. Somit kamen auch neue „Messbücher“. Die bisherigen fanden wahrscheinlich den Weg auf die Kirchendachböden. Das Schifferspital erhielt sie als geeignete feste Einbände vom Laufener Stift und schnitt sie zu. Nun wird Kontakt mit dem Stift aufgenommen, um nach Vergleichen zu suchen.
Das Schifferspital
Vor nunmehr 530 Jahren, im Jahre 1496, wurde das Heilig-Geist-Schifferspital im damals Laufener Stadtteil Oberndorf vom Salzburger Fürsterzbischof Leonhard von Keutschach gegründet. Ende des 19. Jahrhunderts wurde es abgetragen.