Ein gesundes Euter ist die Basis für den Erfolg
Gesunde Kühe sind die Basis für eine erfolgreiche Milchproduktion. Im Mittelpunkt steht meist die Eutergesundheit. Um diese aufrechtzuerhalten, sollte unter anderem die Entwicklung der Zellzahlen im Auge behalten werden. So kann oftmals frühzeitig reagiert und Schlimmeres verhindert werden. Denn gerade subklinische, nicht offensichtliche Mastitiden sind nur aufgrund einer erhöhten Zellzahl zu erkennen und mit Hilfsmitteln feststellbar. Bei klinischen Mastitiden wiederum kann eine genaue Tierbeobachtung bereits Hinweise auf eine Eutererkrankung liefern.
Euter und Zitzen beurteilen
Schmerzempfindlichkeit, Rötung und Schwellung können auf eine Eutererkrankung hindeuten. Sie treten vor allem bei klinischen Erkrankungen auf. Verletzungen und Hyperkeratosen können den Zitzenverschluss und das stressfreie Melken beeinträchtigen und Infektionen begünstigen. Ebenso lassen sich Knoten, Verhärtungen oder Derbheiten im Euter ertasten, die auf Eutergewebsschäden hindeuten. Diese werden durch Euterentzündungen hervorgerufen und schränken langfristig die Produktivität und Gesundheit des Euters ein.
Auch der Ausmelkgrad sollte über gezielte Kontrollgriffe beurteilt werden. Große Restmilchmengen bedeuten ein erhöhtes Infektionsrisiko – ertastbare Mengen an gebundener Restmilch (Euter noch fest/gefüllt nach dem Melken) sind ein Anzeichen für Probleme bei der Melkanlage. Flocken, Schlieren oder Veränderungen im Vorgemelk sind bei klinisch erkrankten Kühen häufig. Subklinische Mastitiden können so nicht gefunden werden.
BCS (Body Condition Score), Ab-/Zunahmen, Lahmheit, Festliegen, Ketosen können einen Einfluss auf die Anfälligkeit der Kuh für eine Infektion und somit für eine Euterentzündung haben. Diese Aspekte sollten bei der Tierbeobachtung zur Mastitisprävention auch berücksichtigt werden.
Möglichkeiten der Zellzahl-Bestimmung
Um den Status der Eutergesundheit der Herde verfolgen zu können, liefern Zellzahlmessungen wichtige Hinweise. Um diese zu ermitteln, stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Die Tankmilchzellzahl kann Hinweise auf subklinische Mastitiden in der Milchviehherde liefern, da hier die Zellzahl regelmäßig in kurzen Zeitabständen ermittelt wird. Durch einen gewissen Verdünnungseffekt verliert dieser Messwert an Aussagekraft.
Ein Schalmtest sollte auf jedem Milchbetrieb regelmäßig durchgeführt werden. Er bietet viertelindividuell und umgehend eine zuverlässige Schätzung der Zellzahl in der Milch –
je nachdem, ob und wie stark sich die Viskosität des Schalmtest-Milch-Gemisches verändert.
Höhere Leitfähigkeit, mehr Zellen
Auch eine Leitfähigkeitsmessung beim AMS (Automatisches Melksystem) bzw. der Melkanlage kann Hinweise auf die Eutergesundheit liefern. Ein Leitfähigkeitsmessgerät kann fix in ein automatisches Melksystem („Melkroboter“) oder die Melkanlage verbaut sein. Ebenso gibt es mobile Messgeräte.
Mit Anstieg der Zellen in der Milch nimmt auch die Leitfähigkeit der Milch zu, weil es zu einem Anstieg von Natrium- und Chloridionen und damit zu einer Verschiebung der Leitfähigkeit kommt. Milch gesunder Euterviertel weist einen Normalbereich von 5,4 bis 6,4 mS/cm (Millisiemens pro Zentimeter) auf. Diese Veränderung der Leitfähigkeit kann ein Hinweis auf akute Mastitiden sein. Bei chronischen und subklinischen Mastitiden ändert sich die Leitfähigkeit der Milch nicht wesentlich. Die Leitfähigkeitsmessung sollte also niemals das einzige oder hauptsächlich genutzte Eutergesundheitskontrollinstrument sein.
Bei einem Zellzahlmessgerät beim AMS oder über mobile Zellzahlmessgräte werden die somatischen Zellen in der Milch über Sensoren gezählt. Hier gilt eine vergleichbare Aussagekraft wie bei Zellzahlmessungen über den Landeskontrollverband (LKV).
LKV gibt Auskunft über Eutergesundheit
Der LKV-Bericht kann ebenso helfen, Problemen bei der Eutergesundheit auf die Spur zu kommen. Milchleistungsschwankungen, vor allem stark abfallende Milchleistung, Zellzahl, Milchinhaltsstoffe, F/E-Quotient und Harnstoffwert, geben Auskunft über die Herde bzw. das Einzeltier.
Darüber hinaus erstellt der LKV-Herdenmanager gezielt Auswertungen zur Eutergesundheit anhand der Zellzahlen der Einzeltiere und definiert so Kennzahlen wie:
- Neuinfektionsrate/Ausheilung in der Laktation: Hier wird auf einem Vier-Zonen-Diagramm dargestellt, wie sich die Zellzahl der Einzelkühe von einer Milchleistungsprüfung (MLP) auf die andere verändert hat. Die Grenze liegt hier bei 100.000 Zellen/ml Milch. Je nachdem, ob eine Kuh in der aktuellen Milchleistungsprüfung über oder unter diesem Schwellenwert liegt, wird sie in Abhängigkeit davon, wie hoch die Zellzahl bei der Milchleistungsprüfung vor dieser war – in eine der vier Kategorie geteilt:
- „Euter gesund“ = beide MLP < 100.000
- „geheilt“ = 1. MLP > 100.000/ 2. MLP < 100.000
- „Neuinfektion“ = 1. MLP < 100.000/2. MLP > 100.000
- „chronisch krank“ = beide MLP > 100.000
- Neuinfektionsrate/Ausheilung in der Trockenstehzeit: Darstellung des Infektionsgeschehens in der Laktation. Anhand der Punkte wird dargestellt, wie viele und welche Kühe den einzelnen Eutergesundheitskennzahlen zugeordnet werden. Es werden hier die letzte MLP vor und die erste MLP nach der Abkalbung miteinander verglichen.
- Zellzahlen je Milchleistungsprüfung: Zudem wird die Entwicklung der Eutergesundheit der gesamten Herde (getrennt in Erstlingskühe und Mehrlaktationskühe) anhand der Zellzahlen dargestellt. Diese Ansicht ermöglicht es, bei Zellzahlproblemen gezielter vorzugehen.
Bakteriologische Milchuntersuchung
Die bakteriologische Milchuntersuchung liefert Auskunft darüber, welche Erreger im Euter nachweisbar sind. Mit einem Antibiogramm kann zusätzlich eingeschätzt werden, welcher antibiotische Wirkstoff vorzugsweise (nicht) für eine Therapie herangezogen werden sollte. Die Ergebnisse von bakteriologischen Milchuntersuchungen werden in den LKV-Herdenmanager überspielt und können dort jederzeit abgerufen werden.
Fachbroschüre zum Thema Mastitis
Einen umfassenden Überblick über das Thema Mastitis liefert die Broschüre „Mastitiserreger im Detail“. Vorbeugemaßnahmen, Infektion und Behandlung der Erreger werden darin schwerpunkthaft behandelt. Ebenso erhalten Milchviehhalter Informationen zur bakteriologischen Untersuchung und darüber, wie die Befunde zu interpretieren sind. Zum Dowload, siehe unten.