Wolfattacken in Salzburg
Experten der Landwirtschaftskammer Salzburg haben sich noch am Montag vor Ort ein Bild vom Almgebiet in Rauris gemacht und mit den Tierbesitzern die weitere Vorgehensweise beraten.
Die Wolfattacke in Rauris passierte auf einer Alm mit ca. 120 Hektar Fläche. Vor drei Wochen wurden 170 Schafe von drei Betrieben aufgetrieben. 30 Tiere sind mittlerweile tot, viele verwundet, 70 weitere werden noch vermisst.
Wolfsrisse sind existenzgefährdend
„Für die betroffenen Vollerwerbsbetriebe sind die Wolfsrisse existenzgefährdend, weil die Entschädigung nur einen Teil der Kosten abdeckt“, so LK-Wolfexperte Dipl.-Ing. Gregor Grill. Er hält eine Abzäunung der Almfutterfläche in Rauris für unmöglich, der Aufwand für eine wolfsichere Abzäunung wäre enorm und würde keinesfalls die Akzeptanz in der Gesellschaft finden. „Wir rechnen alleine auf dieser Alm in Rauris mit mehr als 80.000 Euro Aufwand für die Errichtung eines Zaunes, der den Vorgaben des Wolfsmanagementplanes entspricht. In diesen Kosten nicht eingerechnet ist der Aufwand für die Erhaltung des Zaunes, der regelmäßig zu überprüfen und freizuschneiden ist“, so Grill.
Herdenschutz auf Almen realitätsfremd
Was die Situation zusätzlich erschwert, ist der Personalmangel. Es ist unmöglich, ausreichend Arbeitskräfte für diese wochenlang andauernden Arbeiten zu finden. Grill weiter: „Da wir davon ausgehen müssen, dass ein Zaun die Wölfe auf Nachbaralmen vertreiben würde, müssten auch diese geschützt werden. Das würde eine Verzehnfachung der Kosten alleine in diesem kleinräumigen Gebiet bedeuten. Bei 1.800 Almen im Bundesland Salzburg macht dieses Beispiel deutlich, dass eine generelle Forderung, endlich Herdenschutz umzusetzen, völlig realitätsfremd ist.“
Sperre von Wanderwegen?
Auch die vielzitierten Herdenschutzhunde wären in Rauris keine Lösung. Diese sind weder verfügbar noch dürfte man sie rechtlich einsetzen. Der Experte der LK: „Durch die Almfläche führt der stark begangene Wanderweg auf den Roßkopf. Mit Herdenschutzhunden in der Umzäunung müsste der Weg gesperrt werden, weil das Risiko für die Wanderer einfach zu groß wäre.“
Rasche Entnahme von Problemwölfen gefordert
Der Salzburger Landesverband für Schafe und Ziegen unter Obmann Ök.-Rat Jakob Pirchner fordert daher die konsequente Umsetzung des Wolfsmanagementplans und der damit raschen Entnahme von Problemwölfen. Obmann Jakob Pirchner: „Um eine praxistaugliche Bewirtschaftung der Flächen, insbesondere der Almflächen, auch in Zukunft gewährleisten zu können, müssen dringend Lösungen gefunden werden, die dies auch sicherstellen können. Dazu zählt insbesondere der Schutz von nicht schützbaren Bereichen durch die Ausweisung von Weideschutzgebieten.“
Für die Almen sieht es düster aus
Die Landwirtschaftskammer hat angesichts der beinahe täglichen Übergriffe über die weitere Strategie beraten. Derzeit scheint es keine Alternative dazu zu geben, dass man die Tiere von den Almen abtreibt.
Obmann Pirchner sieht den kommenden Wochen jedenfalls mit Sorge entgegen: „Die Futterflächen für Schafe und Ziegen sind auf Salzburgs Almen extrem weit verteilt und ein Schutz der Tiere, etwa mit Zäunen, ist in den allermeisten Fällen weder zumutbar noch vom Kostenaufwand machbar. Ohne praktikable Lösungen sieht es hier für viele Almen düster aus.“