Wenn Glaube auf Aberglaube trifft
Die Zeit vom Advent bis Heilig Drei König ist die intensivste Zeit der Brauchtumspflege. Insbesondere in den bäuerlichen Haushalten hat sich auch der Brauch des „Rauchengehens“ noch erhalten. Dieser zählt aber auch zum Aberglauben. Hier trifft Glaube auf Aberglaube. Es sollten in den Raunächten die bösen Geister von Mensch, Tier und Hof abgehalten werden. Genau genommen zählt man zwölf Raunächte, drei davon sind bei uns noch bekannt: die Christnacht, die Neujahrsnacht und die Nacht vor dem Dreikönigsfest.
DIe Thomasnacht
Früher war es auch die Nacht zum 21. Dezember, dem Thomastag, in der rauchen gegangen wurde. Die dürren oder speren Raunächte sind Thomas und Silvester. Für die beiden feisten war jedoch üppiges Essen erwünscht, um sich vor dem Zugriff der „Rauen Gestalten“ zu wappnen. Von den Rauen führt auch die Bezeichnung Raunächte her, in denen die raue Percht (Ruprecht) umherzog. Erst später, als man durch Räucherung heidnische Domänengestalten zu vertreiben versuchte, erhielten diese Nächte auch die Bezeichnung Rauchnächte.
Kapuziner zogen räuchernd von Hof zu Hof
„Im Gebiet der Stadt Laufen übten die Kapuziner des Kapuzinerklosters Laufen diesen Heischebrauch aus, indem sie von Hof zu Hof zogen. Als aber der dortige Konvent wegen Personalmangels im Jahre 1992 schloss, übernahmen die Bauern vielfach selbst diesen Brauch, wie anderswo auch“, weiß die Ortsbäuerin Regina Schauer zu berichten. Der Altmesner der Stiftskirche, Hans Surrer, selbst Bauer, weiß, dass bei den meisten Bauern in Laufen das Rauchengehen noch Brauch ist. Beim Hansenbauern in Laufen-Höfen der Familie Hans und Claudia Wallner-Mayer hat sich der Brauch nur zum Heiligdreikönigsfest erhalten. Auch hier waren früher die Kapuziner gekommen.
Es wird um Stallglück gebetet
Heute ist es so, dass die Bäuerin Claudia das alte Kohle-Bügeleisen mit Holzkohle füllt, die Kohle zum Glühen bringt und darauf Weihrauch gibt. Bauer Hans bittet sodann die Buben, fünf an der Zahl, zum Rauchen zu gehen, wenn sie vom Ministrieren in der Filialkirche Niederheining heimgekommen sind. Es sind dies Matthäus, der heuer als Jüngster das Bügeleisen schwingen darf, Vitus, Lukas, Johannes und Philipp. „Es ist an den Höfen der Brauch, dass in der Stube eine geweihte Kerze brennt. Sodann gehen die Familienmitglieder durch Haus und Hof und besonders im Stall wird für Stallglück gebetet“, so Bauer Hans Wallner-Mayer. Im Stall hat er 65 Milchkühe, 70 Stück Nachzucht, vier Schafe, fünf Hasen und 20 Hühner; da ist Stallglück schon sehr gefragt.
Lärmbräuche zu den Raunächten
Den Raunächten misst die Bevölkerung deshalb Bedeutung zu, weil in dieser Zeit die finsteren Mächte besondere Gewalt haben sollen, die ausgetrieben werden soll. In den Raunächten werden heute immer mehr Lärmbräuche geübt wie das Sternschießen der Schützen oder das Schießen der Handböllerschützen in Berchtesgaden. Dazu gehört auch die „Wilde Jagd“ am Fuße des Untersberges zu Silvester. Zu diesem Zeitpunkt stehe das Geisterreich offen, heißt es, und die Seelen der Verstorbenen und die Geister hätten Ausgang. Dämonen können Umzüge veranstalten oder mit der „Wilden Jagd“ durch die Lande ziehen. Mancherorts gibt es auch Bräuche, das Orakel zu befragen, und das Bleigießen zu Neujahr gehört in denselben Reigen dieses Brauches.