Was unser Nachwuchs über Landwirtschaft und Lebensmittel weiß
„Da wir täglich Lebensmittel konsumieren, ist es umso wichtiger zu verstehen, was dahintersteckt“, betont Robert Pichler, Obmann des Vereins „Wirtschaften am Land“ und Initiator des Schulbuch-Checks. Das Ergebnis ist jedoch wenig zufriedenstellend: In vier von zehn Schulbüchern findet sich überhaupt kein landwirtschaftlicher Inhalt. In den restlichen Lehrbüchern sind oft kurz gehaltene, lückenhafte Informationen zu finden.
Volksschulbücher weisen teils idyllische Zeichnungen statt realistischer Bilder von landwirtschaftlichen Betrieben auf.
Das ruft auch den Obmann des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft im Österreichischen Parlament, Georg Strasser, auf den Plan: „Woher sollen denn unsere Kinder wissen, dass der Kakao nicht von braunen Kühen kommt und Heumilch nicht aus Heu gepresst wird, wenn sie es nicht in der Schule lernen?“
Strasser kritisiert abwertende, negativ konnotierte Begriffe wie „Industriebetriebe“, die in manchem Buch schwarz auf weiß niedergeschrieben sind. „Das entspricht nicht der Arbeit der österreichischen Bäuerinnen und Bauern, die uns alle mit frischen, regionalen Lebensmitteln versorgen“, kritisiert Strasser.
Seminarbäuerinnen sind Botschafterinnen
Irene Neumann-Hartberger, Österreichs Bundesbäuerin und selbst leidenschaftliche Landwirtin, schlägt in dieselbe Kerbe: „Kinder und Jugendliche kennen die Landwirtschaft häufig nur noch aus Bilder- und Schulbüchern. Viele romantisierte Schilderungen haben allerdings nichts mehr mit der Realität zu tun. Heutzutage haben Menschen immer seltener die Möglichkeit, Landwirtschaft direkt zu erleben und dadurch im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen.“ Die Bundesbäuerin verweist auf alternative Wege für Lehrerinnen und Lehrer, die Lebensmittelproduktion hautnah vermitteln zu können: „Seminarbäuerinnen sind Botschafterinnen der heimischen Landwirtschaft und kommen gerne in Schulen sowie Kindergärten und zeigen in Workshops den Weg der Lebensmittel vom Feld und Stall auf den Teller.“
Mit der Seite www.landwissen.at sei zudem vor Kurzem ein Leuchtturmprojekt des Landwirtschaftsministeriums entstanden. Rund 800 Informations- und Unterrichtsmaterialien werden dort kostenlos zur Verfügung gestellt.
Gemeinsam fordern Strasser, Neumann-Hartberger und Pichler mehr Aufklärungsarbeit rund um die heimische Landwirtschaft in Österreichs Schulen: „Unsere Kinder und Jugendlichen dürfen nicht verlernen, wie Kartoffeln wachsen oder eine Milchkuh gehalten wird. Sie sind es, die in den nächsten Jahren mit ihrer Kaufentscheidung im Lebensmittelgeschäft bestimmen, ob wir weiterhin heimisch kaufen können – oder Lebensmittel nur mehr aus dem Ausland importiert werden, ohne dass genauer hingeschaut wird.“