Wachsglieder schützten vor Amputationen
"Breverl" als Talisman und Heilmittel
Volksfrömmigkeit und Aberglaube sind „Geschwister im Glauben“, bei denen die Grenzen nicht immer klar verlaufen. Besonders in der Fastenzeit auf Ostern zu beschäftigen sich die Gläubigen mehr mit dem Glauben, nicht nur mit dem Fasten im Glauben.
Drohte eine Beinamputation, so ging man noch vor hundert Jahren wallfahrten und opferte ein in Wachs gegossenes Bein. Oder man trug ein „Breverl“ mit, das ist ein mit Heiligenbildern, Sinnsprüchen, Gebeten oder Bibelversen versehener Faltzettel, der als Talisman und Heilmittel auch in unserer Gegend verbreitet war – und er soll geholfen haben.
Drohte eine Beinamputation, so ging man noch vor hundert Jahren wallfahrten und opferte ein in Wachs gegossenes Bein. Oder man trug ein „Breverl“ mit, das ist ein mit Heiligenbildern, Sinnsprüchen, Gebeten oder Bibelversen versehener Faltzettel, der als Talisman und Heilmittel auch in unserer Gegend verbreitet war – und er soll geholfen haben.
Umfangreiche volkskundliche Sammlung auf Burg Tittmoning
Eine übersichtlich gegliederte Ausstellung an volkskundlichen Kleinodien der bürgerlich-bäuerlichen Volkskultur birgt der Vitrinen-Raum im Heimathaus Rupertiwinkel auf Burg Tittmoning. Sie stellt eine der ganz wenigen Sammlungen dieser Art dar, die öffentlich zugänglich sind. Das liegt wahrscheinlich daran, dass der Rupertiwinkel nicht gerade gesegnet ist an Museen, die sich dem volkskulturellen Thema der Volksfrömmigkeit und auch des Aberglaubens widmen. Gleichwohl gibt es mancherorts Sammlungen in Pfarrhäusern, die nicht öffentlich sind.
"Eingerichtetes" in der Flasche
Museumsleiter Richard Ruhland, der auch jahrzehntelang verdienstvoll wirkender Obmann des Historischen Vereins Tittmoning war, kennt jede Geschichte zu den einzelnen Unikaten, die im Vitrinenraum ausgestellt sind. Die Ausstellung birgt eine große Vielfalt an religiösen oder abergläubischen Gegenständen, die vom 17. bis Anfang des 20. Jahrhunderts in Gebrauch waren, also auch in der Zeit, als Tittmoning noch salzburgisch war. Sie geben tiefes Zeugnis der damaligen Glaubens- und Volkskultur.
Von Bedeutung ist besonders ein Objekt eines „Eingerichteten“. Es stellt in herber Struktur, aber farbenfroh gestaltet, die Szene der Kreuzigung Christi dar. „Eingerichtete“ sind Glasflaschen, in denen Darstellungen figural durch den Flaschenhals „eingerichtet“ und mit einem Korken wieder verschlossen wurden. Weitere dieser Unikate stellen etwa Heilige oder einen Altar mit Pfarrer und Ministranten dar. Sie stammen aus dem 19. Jahrhundert.
Von Bedeutung ist besonders ein Objekt eines „Eingerichteten“. Es stellt in herber Struktur, aber farbenfroh gestaltet, die Szene der Kreuzigung Christi dar. „Eingerichtete“ sind Glasflaschen, in denen Darstellungen figural durch den Flaschenhals „eingerichtet“ und mit einem Korken wieder verschlossen wurden. Weitere dieser Unikate stellen etwa Heilige oder einen Altar mit Pfarrer und Ministranten dar. Sie stammen aus dem 19. Jahrhundert.
Vom Walburgisschränkchen bis zum Sterbehäubchen
Die Sammlung umfasst weiters Wachsarbeiten, Korbarbeiten einer Tittmoninger Wachszieherei, Gießmodel für Motivvorgaben, etwa mit Fatschenkindern, Wachs-Gießmodel für einzelne Arme und Beine, die man bei Opfergängen darbot, wenn die eigenen in Gefahr waren und man durch die Opferung Heilung erbat. Eine weitere Rarität der Volksfrömmigkeit stellen geweihte und gesegnete Gegenstände dar. So dienten Fraisen- oder Sterbehäubchen gegen Gefahr und Not, am Gnadenbild berührt, angewandt bei Krämpfen, Kinderkrankheiten und Kopfleiden.
Museumsleiter Ruhland weiß um die einzelnen Anwendungen genau Bescheid: „Sterbenden legte man Fraisenhäubchen aufs Haupt. Das Walburgisschränkchen – ein Kästchen für das Walburgisöl aus dem Grab der hl. Walburga in Eichstätt – gilt als Allheilmittel bei Leibesschäden, einzunehmen mit frischem Brunnenwasser. Breverl als Schutz gegen schädliche Einflüsse wurden direkt am Körper getragen, unter Kopfkissen, Wiege oder Truhe gelegt. Gegenstände des Aberglaubens sollten Heils- und Segenswirkung bei Unglück und Krankheit haben. Amulett und Talisman werden überirdische Kräfte zugesprochen, die Krankheiten und Unheil vertreiben. Anhänger mit gefasster Koralle sollen bei Kindern alle üblen Einflüsse fernhalten und als Vorbeugemittel bei Anfällen, Keuchhusten und Zahnbeschwerden dienen. Herz- und Blutsteine gegen Schmerzen wurden von Kindern und Soldaten zum Blutstillen und als Schutz vor Verwundung getragen.“
Museumsleiter Ruhland weiß um die einzelnen Anwendungen genau Bescheid: „Sterbenden legte man Fraisenhäubchen aufs Haupt. Das Walburgisschränkchen – ein Kästchen für das Walburgisöl aus dem Grab der hl. Walburga in Eichstätt – gilt als Allheilmittel bei Leibesschäden, einzunehmen mit frischem Brunnenwasser. Breverl als Schutz gegen schädliche Einflüsse wurden direkt am Körper getragen, unter Kopfkissen, Wiege oder Truhe gelegt. Gegenstände des Aberglaubens sollten Heils- und Segenswirkung bei Unglück und Krankheit haben. Amulett und Talisman werden überirdische Kräfte zugesprochen, die Krankheiten und Unheil vertreiben. Anhänger mit gefasster Koralle sollen bei Kindern alle üblen Einflüsse fernhalten und als Vorbeugemittel bei Anfällen, Keuchhusten und Zahnbeschwerden dienen. Herz- und Blutsteine gegen Schmerzen wurden von Kindern und Soldaten zum Blutstillen und als Schutz vor Verwundung getragen.“