Unsere Almen aus dem Blickwinkel der Gesundheit
Die Almwirtschaft hat in Salzburg mit mehr als 1.800 bewirtschafteten Almen eine lange Tradition und vielfältige Funktionen. Almen wurden bisher jedoch kaum aus dem Blickwinkel der Gesundheit betrachtet, obwohl sie über eine ganze Vielzahl von gesundheitsfördernden Faktoren verfügen. Die Wissenschaft setzte sich kürzlich mit diesem spannenden Thema auseinander und führte im Lungauer Riedingtal ein Forschungsprojekt durch, das sich mit der Gesundheitswirkung des Almlebens befasste. Zentraler Punkt ist ein besonders vielfältiges Mikrobiom, das sich positiv auf unsere Gesundheit auswirken soll. Waldbaden, Joga, die Bewegung in der freien Natur und vieles mehr stärkt unser Wohlbefinden und zahlreiche Freizeitangebote verfolgen diesen Aspekt.
Alm als Medizin für mehr Gesundheit?
Aber gibt es auch bald die „Alm“ als Medizin für mehr Gesundheit und Wohlbefinden? Ein Wissenschaftlerteam rund um Univ.-Prof. Arnulf Hartl hat diese Thematik nun untersucht, um die Gesundheitswirkung unserer Almen noch genauer zu erforschen und herauszufinden, ob der Aufenthalt auf unseren Almen bei der Bekämpfung von Krankheiten eine besondere Rolle spielt. Im Zentrum der Studie stehen dabei nicht nur Faktoren wie gute Luft und Bewegung. Die Wissenschaftler erforschen das „Alm-Mikrobiom“, bestehend aus einer Vielfalt an Mikroorganismen, Bakterien und Pilzen, und seine Wirkung auf das menschliche Immunsystem. Zudem wird es mit dem „Stadtmikrobiom“ verglichen. Denn im Gegensatz zum sehr sauberen Stadtleben kommt der Mensch auf der Alm mit vielen Bakterien und Keimen in Berührung, die es im städtischen Umfeld nicht gibt. Die Auswirkung dieses „Alm-Mikrobioms“ soll unser Immunsystem stärken. „Ein ganz wichtiger Aspekt dabei sei aber, dass die Almen mit Tieren bestoßen werden. Denn werden Almen aufgelassen, so geht auch dieser wertvolle Aspekt der Gesundheitswirkung verloren!“, meint der Experte.
Projekt im Salzburger Riedingtal
Zum Zweck dieser Studie reisten Anfang September rund 30 Personen für eine Woche in das Salzburger Riedingtal. Die Studienteilnehmer waren Personen ohne landwirtschaftlichen Hintergrund und Erfahrung mit landwirtschaftlichen Tätigkeiten. Die Mitarbeit auf den Almen im Riedingtal war aber Teil des Projektes. Die Herkunft und auch die Berufe der Studienteilnehmer waren sehr vielfältig. Aus Österreich, aber auch aus Deutschland haben sich Personen gemeldet, die sich aus den unterschiedlichsten Beweggründen dieser Studie angeschlossen haben.
Studienteilnehmer Uwe aus Bayern bezeichnet sich selbst als sehr nervösen, unruhigen Menschen und kann nach einer Woche Aufenthalt feststellen, dass ihn die Studienteilnahme ein wenig geerdet hat. „Ich habe gemerkt, dass hier alles entspannter und ruhiger abläuft und eine Entschleunigung stattgefunden hat“, so sein Resümee nach einer Woche Aufenthalt auf der Rieding-alm.
Einblick in die Welt der Almbauern
Alle Studienteilnehmer waren während dieser Zeit in einer gemeinsamen Almhütte untergebracht, lebten dort unter sehr einfachen Verhältnissen und mussten sich auch selbst versorgen und organisieren. Tagsüber arbeiteten sie auf den umliegenden Almen und erhielten einen Einblick in die vielfältige und oftmals beschwerliche Arbeit der Almbauern. Arbeiten wie schwenden von Almflächen, melken der Kühe, Tiere behirten und treiben bis hin zur Käseerzeugung standen auf dem Programm.
Auch Vizepräsidentin und Landesbäuerin Claudia Entleitner, selbst praktizierende Almbäuerin, besuchte Prof. Arnulf Hartl und die Studienteilnehmer im Riedingtal. Sie selbst kennt das Glücksgefühl auf der Alm, das sich ab einer gewissen Seehöhe einstellt. „Ich finde die Studie sehr gut und es ist wichtig, dass man den Wert der Almen als gesundheitsfördernden Lebens- und Erholungsraum erkennt. Die Ergebnisse dann in der Praxis umzusetzen erfordert aber viel Fingerspitzengefühl. Hier ist ein gutes Miteinander gefragt“, erläutert Entleitner.