Schwierige Lage für bäuerliche Familienbetriebe
Im Jahr 2023 ist das landwirtschaftliche Faktoreinkommen pro Arbeitskraft – verglichen mit dem Ausnahmejahr 2022 – real um 21,5 % gesunken, wie die zweite Vorschätzung der landwirtschaftlichen Gesamtrechnung der Statistik Austria zeigt. Der Produktionswert des landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereiches liegt mit 10,2 Mrd. Euro demnach auf einem hohen Niveau, ist jedoch um 2,9 %
gegenüber dem Vorjahreswert zurückgegangen. Die Aufwendungen für Vorleistungen, Abschreibungen und sonstige Produktionsabgaben werden auf einen Gesamtwert von 8,6 Mrd. Euro geschätzt. Ohne Berücksichtigung der allgemeinen Preisentwicklung hat sich das nominelle Faktoreinkommen 2023 je Arbeitskraft durchschnittlich um 15,5 %
verringert (2022: +31,4 %), wobei der Rückgang im pflanzlichen Produktionssektor besonders dramatisch war. Der reale Rückgang je Arbeitskraft macht 21,5 % (2022: +24,8 %) aus.
Erhöhung von Standards
„Es kann nicht sein, dass immer mehr bäuerliche Betriebe von der Substanz leben. Nur wer Investitionen tätigen und erwirtschaften kann, bleibt am Ball und ist zukunftsfit“, erklärt Moosbrugger. „Wir müssen die junge Generation motivieren, die Höfe ihrer Eltern zu übernehmen und unsere Versorgung weiterhin sicherzustellen. Das kann nur mit stabilen Rahmenbedingungen, guten Einkommensperspektiven und Bürokratieabbau gelingen“, so der LKÖ-Präsident.
Impulsprogramm mehr als gerechtfertigt
„Die Daten beweisen allen Kritikern zum Trotz, dass die von der Regierung bzw. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig in enger Abstimmung mit uns als bäuerlicher Interessenvertretung beschlossenen Entlastungsmaßnahmen und insbesondere das 360-Mio.-Euro-Impulsprogramm richtig und mehr als notwendig waren. Dabei gibt es eine Inflationsanpassung des nationalen Anteils der Zahlungen der zweiten Säule der Agrarpolitik für vier Jahre. Das von der Statistik Austria errechnete Ergebnis bestätigt unsere Aussagen, dass die durchschnittliche Einkommensentwicklung der letzten Jahre unbefriedigend war“, ärgert sich Moosbrugger.
Bessere Erzeugerpreise gefordert
„Zur langfristigen Aufrechterhaltung der Produktion und flächendeckenden Bewirtschaftung braucht es daher deutliche Anreize für unsere Bäuerinnen und Bauern. Einerseits muss die EU wie in anderen Bereichen auch eine Inflationsanpassung der EU-Agrarmittel vorsehen. Andererseits brauchen die bäuerlichen Familienunternehmen wieder einen höheren Wertschöpfungsanteil auf den Märkten. Wenn die Konsumentinnen und Konsumenten höhere Preise für Lebensmittel bezahlen, muss auch der Anteil für die produzierenden Bäuerinnen und Bauern mitsteigen. Ich kann meine Forderung nach höheren Erzeugerpreisen in vielen Produktionssparten nur mit Nachdruck unterstreichen“, hebt Moosbrugger hervor und weiter: „Das wäre für Österreichs Lebensmittelversorgung der bessere Garant als die luxuriösesten Filialen und das dichteste Supermarknetz Europas.“
„Landwirtschaft ist auch Wirtschaft und muss am Ende ein Einkommen zum Auskommen ergeben. Die heimische Erzeugung von Qualitätslebensmitteln, nachhaltigen Rohstoffen und Energie beinhaltet Versorgungssicherheit, Landschaftspflege, Umwelt- und Klimaschutz und stellt die Basis für viele andere Wirtschafts- und Lebensbereiche dar. Dieser Mehrwert muss angemessen entlohnt werden“, fordert der LKÖ-Präsident.
Trendwende ist dringend nötig: Rupert Quehenberger - Präsident LK Salzburg
"Die aktuellen Zahlen aus der Gesamtrechnung bestätigen, was Bäuerinnen und Bauern seit Monaten in ihrer Geldbörse spüren – nämlich ein großes Minus im Vergleich zum Vorjahr. Mehr als 20 % Einkommensverlust würde bei jeder anderen Berufsgruppe massive Aufschreie in der Bevölkerung verursachen. Bei den Bäuerinnen und Bauern hingegen verhalten sich alle still, weil billige Lebensmittel ein Teil der Ursache sind. Wenn wir weiterhin eine bäuerliche Landwirtschaft haben wollen, dann braucht es aber wieder ein deutliches Plus bei den Erzeugerpreisen. Und es braucht dringend einen Inflationsausgleich bei den EU-Zahlungen. Bei den Betrieben steigen die Kosten enorm an, was zuletzt dazu führte, dass viele Investitionen gestrichen wurden. So wie jetzt kann und darf es jedenfalls nicht weitergehen."