Samführen und Schollnziehen
Die Existenz des Hauserbauern in Taxenbach lässt sich einige Jahrhunderte zurückverfolgen. Häufig wurden die Besitzer gewechselt, bis im Jahre 1911 der Großvater von Hans Harlander den Hof kaufte. Die Bewirtschaftung hat sich in all den Jahrhunderten kaum geändert. Erst in den letzten Jahrzehnten hat sich wohl alles verändert.
Vom Samführen auf die Alm
Der alte Hauserbauer erinnerte sich noch gut an die alte Wirtschaftsweise. „Aufgewachsen bin ich mit den Pferden. Die haben bei der Arbeit oft mehr auf uns Kinder aufgepasst als wir auf sie“, erzählt er. Den Kindern wurde schon früh bei der Arbeit Selbstverantwortung übertragen, das wiederum stärkte auch das Selbstbewusstsein. So hat es sich zugetragen, dass Hans mit elf Jahren auf die Alm „Samführen“ musste. Einmal pro Woche wurde dabei Proviant auf die Alm und Butter und Käse von der Alm geliefert. Der Vater packte das Notwendigste auf die Nachschleipfe, das ist eine Kombination von Mistkarren und Schleipfe, und schickte ihn zeitig am Morgen los. Auf dem Weg zur Alm, ein Stück oberhalb der Ziegelhütte, lag ein Baum über dem Weg und Hans konnte mit seinem Gespann nicht mehr weiter. Er spannte aus und wollte Hilfe holen. Zuerst lief er zur Ziegelhütte, aber der Schmied Seppei, ein alter Mann, lehnte ab. Also lief er weiter zur Harlander Säge, die ebenfalls zum Hof gehörte. Ein Sägearbeiter versprach nachzukommen, er solle vorausgehen. Als Hans wieder oben ankam, war aber das Pferd und die Nachschleipfe nicht mehr am Ort. Die Spur konnte er jedoch oberhalb des umgerissenen Baumes wieder weiterverfolgen. Hans rannte weiter und traf auf seinen Vater, der inzwischen nachgekommen war. Dieser hatte die Ladung über den Baum gehoben, die Schleipfe unten durchgezogen und mit dem Pferd das Hindernis umgangen. Dabei hatte sich das Pferd überschlagen, passiert war jedoch nichts. So erreichten sie schließlich die Alm. Am Heimweg sollte Hans noch bei der Riaplalm vorbeifahren und eine „Kasdisn“, ein Käsefass, aufladen. Bald wurde es dunkel, erst um halb 11 Uhr abends war Hans wieder zu Hause.
Tagwache um halb drei Uhr morgens
Nach der Schulpflicht übernahm Hans die Aufgabe des Rossknechtes. Fünf Pferde und einige Jährlinge waren zu versorgen. Im Winter war um halb drei Uhr morgens Tagwache. Hans fütterte die Pferde, denn um fünf Uhr wurde eingespannt. Den ganzen Winter wurde Holz mit den Schlitten zur Harlander Säge gefahren und das Schnittholz abtransportiert.
Mist als wertvolles Wirtschaftsgut
Ebenfalls wurde im Winter der „Scholln“ von der Alm auf die Felder heruntergezogen. Der „Scholln“ war gefrorener Mist. Bei tiefen Temperaturen wurde im Herbst der fast flüssige Mist auf der Alm in Kisten gefüllt und in diese wurden zwei Stangen durchgesteckt. Wenn er gefroren war, zog man die Stangen heraus und gab den Mistwürfel aus der Kiste. Im Winter wurde der Scholln mit den Stangen, die man wieder durchsteckte, auf den Ziachschlittenn, geladen und hinuntergezogen bis auf einen Weg. Von dort zog ein Pferdegespann den „Scholln“ bis zu den oberen Feldern des Heimgutes. Der Mist war ein wertvolles Wirtschaftsgut, zumal er aufgrund von Streumangel sehr knapp war. Als Streu standen nur „Taxach“ „Semach“, das ist Erika, Farn, Laub und Sägespäne, zur Verfügung.
Erst mit dem Bau der Straße konnte Stroh zugekauft werden, wodurch auch mehr Mist anfiel und das Wachstum auf den Feldern verbessert wurde.
Erst mit dem Bau der Straße konnte Stroh zugekauft werden, wodurch auch mehr Mist anfiel und das Wachstum auf den Feldern verbessert wurde.
Erschließung mit dem Güterweg
Durch die Erschließung mit dem Güterweg wurde auch vom Schlitten auf den Wagen umgestellt und später vom Wagen mit der Holzachse auf den Gummiwagen. Schließlich wurden auch das Pferd und die Dienstboten durch selbstfahrende Maschinen ersetzt. „Früher waren wir bei der Arbeit selten allein. Man hatte immer jemanden zum Reden und man trieb auch so manchen Spaß neben der Arbeit. Das ist heute nicht mehr so“, erzählt der Hauserbauer.