SalzburgMilch will in Österreich die Nummer 2 werden

„Vielleicht waren wir in den Gesprächen einfach zu offen, aber das entspricht unserer Firmenkultur.“ Robert Leitner, Obmann der Salzburger Alpenmilch Genossenschaft, wollte bei der Generalversammlung am vergangenen Samstag in Wals nicht mehr viele Worte über die gescheiterte Fusion mit der Gmundner Molkerei verlieren. Immerhin wären an diesem Tag von den Delegierten die Verträge beschlossen worden. Dass man kurz vor dem Finale einfach vor vollendete Tatsachen gestellt wurde, deutet man als Zeichen einer höchst unterschiedlichen Firmenkultur. Denn wie auch bei den Gesprächen mit der NÖM ging die Initiative nicht von den Salzburgern aus.
100 Millionen Euro Investitionen
Auch ohne neuen Partner werden derzeit sehr ambitionierte Leitlinien bis 2027 abgesteckt. „Wir wollen in den kommenden fünf Jahren in Österreich die Nummer zwei werden“, stellt Geschäftsführer Andreas Gasteiger unmissverständlich fest. Dazu will man u. a. 100 Millionen Euro investieren. Bereits im heurigen Jahr wird das Unternehmen an der 300-Millionen-Euro-Umsatzgrenze kratzen, das entspricht einer Verdoppelung innerhalb von zehn Jahren. In fünf Jahren möchte man an die 500 Millionen Euro im Jahr erwirtschaften. Dass dies gelingen wird, daran zweifelt der Obmann nicht.

Neue Eigentümerstruktur hilft sehr
Die Vereinfachung der Eigentümerstruktur mit nur mehr einer Genossenschaft macht das Unternehmen noch wendiger, Funktionäre und Geschäftsführung ziehen an einem Strang: „Die Qualität der Zusammenarbeit auch in den Gremien ist einzigartig, das hat sich auch im Vergleich mit den anderen Verarbeitern gezeigt.“ Zudem haben die Investitionen der Vorjahre die Molkerei in eine gute Position gebracht. „Die Käserei in Lamprechtshausen hat unsere Milchgelder abgesichert“, ist Leitner überzeugt. In den vergangenen zwölf Monaten hat die SalzburgMilch die Erzeugerpreise um 44 % angehoben, im Durchschnitt aller Sorten wurden im Juli je Kilo Milch 56,7 Cent netto ausbezahlt! Und mit einer Eigenkapitalquote von 67 % steht auch die Genossenschaft auf gesunden Beinen.

Hohes Preisniveau dämpft die Kauflaune
Am Milchmarkt selbst ist die Lage allerdings angespannt. Vor allem das hohe Preisniveau dämpft zusehends die Kauflaune der Konsumenten. Dies gilt insbesondere für höherpreisige Produkte im Biomilchbereich. „Wir überschreiten bei den Ladenpreisen gerade Schwellen und das wird sich im Absatz bemerkbar machen“, ist Gasteiger überzeugt. Bio bleibe zwar auf Wachstumskurs, mit den starken Steigerungen wäre es vorerst aber vorbei. Gleichzeitig verschärfen sich die Auflagen für den Export von Bioprodukten nach Deutschland. Die wichtigsten Handelspartner fordern künftig den Naturland-Standard. Dieser soll bis 2024 auch bei allen SalzburgMilch-Biolieferanten umgesetzt werden – was durchaus auch Kritik hervorruft. Zwar werden mittlerweile auch die Bio-Austria-Richtlinien als gleichwertig anerkannt, allerdings gehören viele Milchlieferanten derzeit keinem Verband an. Insgesamt betrifft die Umstellung knapp 900 Betriebe.
Haltungskennzeichnung wird eine Herausforderung
Mit der Einführung der Haltungskennzeichnung in Deutschland und in Kürze wohl auch in Österreich kommen auch auf konventionelle Betriebe Änderungen zu. Um Stufe 2 zu erreichen, braucht es u. a. ein Antibiotikamonitoring. Das macht künftig die Mitgliedschaft beim TGD nötig. An den Vorgaben aus Deutschland führt aus Sicht von Robert Leitner dennoch kein Weg vorbei. „Wir haben mit unseren Preisen einen Plafond erreicht. Wenn wir weiterhin erfolgreich exportieren wollen, müssen wir hier mitziehen.“ Immerhin 48 % der SalzburgMilch-Produkte gehen ins Ausland, der allergrößte Teil davon nach Deutschland.
Quehenberger: AMA-Gütesiegel stärken
Auch für LK-Präsident Rupert Quehenberger ist die Anpassung des AMA-Gütesiegels etwa um die Haltungsform alternativlos. „Die Gesellschaft und der Handel fordern das mit Nachdruck ein. Wenn wir hier nicht handeln, dann riskieren wir, dass der Druck auf die Tierhaltung enorm zunehmen wird und die Menschen sich von tierischen Produkten abwenden werden. Dieses Risiko können wir nicht eingehen.“
Milchgeldabzug bei Verstößen
Auch deshalb wird man bei der SalzburgMilch den Tierwohlstandard strenger auslegen. Werden bei Kontrollen angebundene Kälber, extreme Klauenzustände oder dauernde Fußfesseln vorgefunden, werden vom Milchgeld 20 Cent je Kilogramm einbehalten, bis die Mängel behoben wurden. Leitner: „Wir werden nicht mehr tolerieren, dass einzelne schwarze Schafe unseren gesamten Betrieb gefährden. Damit muss Schluss sein.“