Rivalität um den längsten Palmstecken
Das Volk schwenkte Palmzweige und jubelte, als Jesus auf dem Esel in Jerusalem einzog. So ist es jedenfalls in der Bibel überliefert. In Erinnerung an die Ereignisse vor zweitausend Jahren werden hierzulande am Sonntag vor Ostern Palmprozessionen durchgeführt. Als Ersatz für die orientalischen Palmen dient eine heimische Weidenart, die Palmkätzchen. Starke Kräfte werden diesen Frühlingsboten nachgesagt. Sie sollen Segen für Haus und Flur bringen und vor Unwettern schützen.
Wichtige Nahrungsquelle
Größe und Ausstattung der Palmbuschen variieren in vielen Regionen. Verbreitet ist der Brauch, dafür sieben Pflanzen zu verwenden: Palmkätzchen, Buchsbaum, Wacholder, Stechpalme, Eibe, Zeder und Thuje.Die Palmkätzen stehen allerdings unter Naturschutz, weil sie als Frühblüher eine wichtige Nahrungsquelle für Bienen sind. Ein Dilemma für Brauchtums- und Bienenfreunde.
Schatz gefunden
Michael Moser, Medienreferent der Lungauer Volkskultur, stolperte heuer durch einen glücklichen Zufall über zwei bereits gefällte Weidenbäume und durfte mit Erlaubnis des Besitzers die Zweige ernten. „Ich hab‘ gleich die Gunst der Stunde genutzt“, schildert der gelernte Kellner, der spontan die Idee hatte, aus dem Fund ein Palmbesen-Gemeinschaftsprojekt der Volkskultur zu machen. Die Freunde vom Vorstand waren sofort begeistert und gemeinsam machte man sich an die Arbeit.
Weil ein gemeinsames Binden aufgrund der Corona-Bestimmungen aber nicht möglich war, wurden die Palmbesen im Homeoffice hergestellt. Die einzelnen Aufgaben wurden je nach Fertigkeiten aufgeteilt, jeder trug so seinen Teil zum Gelingen bei. Vom Schnitzen der Stecken bis zur Anfertigung der bunten Papierstreifen wurde alles selber gemacht.
Gute Teamarbeit
„Ich bin der Mann fürs Grobe und habe mit der Hacke die Äste eingekürzt“, schildert Michael. „Auch für die Haselnussstecken wurden Bäume verwenden, die ohnehin von der Gemeinde gestutzt werden mussten, weil sie vom Schnee geknickt waren. So haben wir den Bienen nichts gestohlen.“
Auch ein eigenes Schriftstück mit dem Palmsegen von Pfarrer Bernhard Rohrmoser aus Mariapfarr wurde eingearbeitet. Traditionell und typisch für den Lungau sollten die Palmbesen sein. „Grünzeug ist bei uns im Lungau nicht üblich“, erklärt Michael. „Die Palmbesen, die wir gemacht haben, sind eine schlichte Erscheinung. Sie sind auf das Wesentliche beschränkt, es gibt nur bunte Bänder aus Seidenpapier.“ Auch auf Äpfel, Fastenbrezen oder dergleichen mehr, wurde verzichtet.
Größere Rivalitäten
Die rund 80 Palmbesen sind alle einheitlich gut einen Meter lang. „Früher waren bei uns sehr lange Stangen üblich, da wollte man sich gegenseitig übertreffen. Das war schon ein gewisses Rivalverhalten, obwohl die Stecken kaum noch zu tragen waren“, schildert Michael. Als kleiner Bub habe er auch solche Besen geschleppt. „Ich musste zu Fuß rund drei Kilometer in die Kirche gehen, weil der riesige Stecken zu lang für das Auto war. Das war schwierig, aber es hat mir getaugt, weil der Opa gemeint hat, der Bub schafft das schon.“
Die Palmbesen wurden von Pfarrer Rohrmoser bereits geweiht und werden am Freitag an drei Standorten angeboten. Die Volkskultur Lungau ersucht dafür um freiwillige Spenden, die einem karitativen Zweck zugute kommen. „Uns ist es in Zeiten wie diesen sehr wichtig, dass Traditionen und Bräuche, die jetzt nicht ausgeübt werden können, nicht in Vergessenheit geraten.“ Und als Draufgabe hat man viel Freude bereitet und auch noch ein gutes Werk getan.
Die Palmbesen wurden von Pfarrer Rohrmoser bereits geweiht und werden am Freitag an drei Standorten angeboten. Die Volkskultur Lungau ersucht dafür um freiwillige Spenden, die einem karitativen Zweck zugute kommen. „Uns ist es in Zeiten wie diesen sehr wichtig, dass Traditionen und Bräuche, die jetzt nicht ausgeübt werden können, nicht in Vergessenheit geraten.“ Und als Draufgabe hat man viel Freude bereitet und auch noch ein gutes Werk getan.
Palmbesen-Aktion:
Die Verteilung der Palmbesen startet am Freitag, dem 26. März ab 9 Uhr, solange der Vorrat reicht.
Die Übergabe erfolgt kontaktlos gegen eine freiwillige Spende. Dazu sind Boxen aufgestellt.
Standorte:
Tamsweg: Wochenmarkt
St. Michael: Postplatz
Mauterndorf: Beim Haus von Samsonreferent Johann König
Fotos: Michael Moser