Nester vom Kiebitz auf Ackerflächen entdecken
War der Kiebitz früher ein typischer Bewohner feuchter Wiesen, brütet er heute vielerorts auf Ackerflächen. Dort gerät er aber zunehmend in Bedrängnis. Seine Eier und Küken sind so gut getarnt, dass sie während der Bewirtschaftung oft unabsichtlich überfahren werden. Untersuchungen im Burgenland haben 2021 gezeigt, dass von den untersuchten 21 Kiebitz-Gelegen kein einziger Jungvogel schlüpfte, weil keines der Gelege länger als zehn Tage bestand. Lange Zeit fällt dieser Umstand nicht auf, weil Kiebitze bis zu 20 Jahre alt werden können. Ganze Populationen können so in wenigen Jahren verschwinden, wenn die Vögel altersbedingt sterben. Da die Bestände in Österreich seit der Jahrtausendwende um mehr als die Hälfte zurückgegangen sind, braucht es rasch wirksame Schutzmaßnahmen für die Kiebitze.
Den Kiebitz schützen
Nicht nur Kiebitznester, sondern auch Landwirtinnen und Landwirte stehen bei der Ackerbewirtschaftung unter Zeitdruck. Beides kann in Einklang gebracht werden, wenn die Ökologie des Kiebitzes bekannt ist. Vor jeder Kiebitzsaison lädt das Projekt „Kiebitz-erei“ daher zum gemütlichen Wirtshausgespräch ein. Im Mittelpunkt stehen die speziellen Bedürfnisse des Kiebitzes, die Möglichkeiten zum Nestschutz sowie die wertvollen Erfahrungen der Bäuerinnen und Bauern. Die Kiebitzsaison 2023 hat dabei eines schon ans Licht gebracht: Die Probleme hinsichtlich Ackerbrütern sind teilweise unbekannt, der Wille, sie zu lösen, aber sehr groß. Eine der Bäuerinnen, die sich für den Kiebitz einsetzen, ist Biobäuerin Johanna Gerhalter aus Dorfbeuern, Salzburg. „Für das ÖPUL-Förderprogramm EBW beobachte ich Kiebitze und melde sie im Naturkalender. Es ist sehr spannend, neben meinen Milchkühen auch auf Tiere, die wild auf meinen Flächen vorkommen, zu achten und Verantwortung zu übernehmen. Der Schutz der Nester ist eine wichtige Maßnahme, den Bruterfolg des Kiebitzes zu verbessern.“
Ausg’steckt is
In einigen Regionen Österreichs fahren Bäuerinnen und Bauern teilweise seltsame Schlangenlinien auf ihren Äckern. Grund dafür sind unscheinbare Stecken, die Nester von Kiebitzen markieren. „Eigentlich ist es recht simpel“, erklärt Barbara Rems-Hildebrandt vom Verein thema:natur, wie es zu diesen Markierungen kommt. „Wenn man einen Kiebitz für längere Zeit am Boden sitzen sieht, dann ist dort höchstwahrscheinlich ein Nest. Wir stecken dann in Fahrtrichtung vor und nach dem Nest einen dünnen Stecken in den Boden, der vom Traktor aus gesehen werden kann. Die Bauern umfahren dann einfach die Eier und sie sind geschützt“. So einfach, wie das klingt, ist es allerdings nicht. Es braucht einiges an Wissen und Beobachtungen, um die Nester auch wirklich am Acker zu entdecken, wenn der Vogel längst aufgeflogen ist. In dem von Bund und EU geförderten Projekt „Kiebitzerei“ bringt der Verein thema:natur mit Unterstützung von BirdLife dieses Wissen auf Bauernhöfe. Die Aktivitäten werden 2024 noch ausgeweitet und Kiebitznester in Niederösterreich sowie in zusätzlichen Regionen in der Steiermark und in Oberösterreich ausgesteckt. Zudem werden Bäuerinnen und Bauern und Vogelinteressierte erstmals die Möglichkeit haben, sich zu „Nestsuchern“ ausbilden zu lassen. Die halbtägige Ausbildung ist kostenlos und wird in verschiedenen Kiebitzregionen angeboten.
Beachten!
Mehr Details und ein Video darüber, wie Nester ausgesteckt werden können, finden sich unter www.kiebitzerei.at