Museum Leogang mit neuem Gotik-Bild
Die Fachwelt horchte kürzlich auf, als das Österreichische Bundesdenkmalamt in Wien kürzlich von der Restaurierung einer bedeutenden gotischen Holztafel eines Fragmentes einer Kreuzigung berichtete, die nun an den Besitzer, das bekannte Gotik- und Bergbaumuseum Leogang im Pinzgau, zurückgegeben wurde. Die Rarität ist durch einen Ankauf aus dem Museum der Salzburger Privatsammlung Carl von Frey (1826–1896) dorthin gekommen. Der Kunstsammler hatte es für seine Kunstsammlung für den mittelalterlichen „Roten Turm“ am Mönchsberg erworben.
Das Werk stammt ursprünglich aus Laufen
Das Werk „Fragment einer Kreuzigung“ war ursprünglich im Kirchen- und Dekanatshof-Umfeld der Pfarrei „Mariä Himmelfahrt“ in Laufen gehangen, so die Literatur. Zum Alter: Eine Standarte im Bildhintergrund trägt die Datierung 1464. Bei der beschnittenen Holztafel mit der spätgotischen Malerei könnte es sich um ein Fragment eines beidseitig bemalten Altarflügels handeln. Laufen war ja durch den Salzhandel, so wie die fürsterzbischöfliche Hauptstadt Salzburg selbst, bereits im Mittelalter eine reiche Stadt und auch der Kunst gegenüber aufgeschlossen. Das bezeugt auch der Bau der gotischen Hallenkirche, die ab 1330 bis 1338 im Wesentlichen errichtet wurde. Adelige, Schiffmeister und Zünfte spendeten reichlich und so kam es bereits zu dieser Zeit auch zu einer besonderen Ausstattung des Gotteshauses. Gegen Ende des 15. Jahrhunderte wirkte in Laufen auch der wichtige Bildhauer und Maler Gordian Guckh. Die Kunstaffinität der Stadt reicht sodann bis zu Johann Michael Rottmayr, einem der bedeutendsten Barockmaler Mitteleuropas, und dem Barockbildhauer Johann Anton Pfaffinger.
Aufwendige Restaurierung
Die spätgotische Holztafel konnte aufgrund der Bildbedeutung und der Komplexität des überlieferten Zustands- und Erscheinungsbildes zur Untersuchung, Befundung und Erstellung von Maßnahmenvorschlägen von der Abteilung für Konservierung und Restaurierung im Österreichischen Bundesdenkmalamt Wien übernommen werden. Die anschließende aufwendige Konservierung und Restaurierung des Objektes wurde durch ein gemeinsames Projekt des Eigentümers und des Bundesdenkmalamtes ermöglicht.
Fragment eines Altarflügels?
Das Bundesdenkmalamt beschreibt die Tafel so: „Die Holztafel präsentiert in spätgotischer Manier die Kreuzigung Christi. Der Gekreuzigte mit Dornenkrone und geschlossenen Augen wird im Moment des Todes wiedergegeben. Die Gruppe links unter dem Kreuz gliedert sich in die trauernden Frauen und Johannes. Im rechten vorderen Bildfeld ist vermutlich der römische Hauptmann Longinus mit seinem Begleiter dargestellt. Longinus sind auf einem Schriftband folgende Worte beigegeben: „Vere filius dei erat iste“ („Wahrhaftig, dieser war Gottes Sohn“). Die im linken und rechten Bildhintergrund über den Hauptfiguren auftretenden Schaulustigen und Soldaten tragen unterschiedlichste Standarten und Waffen. Eine der Standarten im linken Bildhintergrund trägt die Datierung 1464. Bei der spätgotischen Holztafel könnte es sich um die beschnittene Mitteltafel eines Kreuzigungsretabels oder – was wahrscheinlicher erscheint – um ein Fragment eines beidseitig bemalten Altarflügels gehandelt haben.“
Unbekannter Laufender Meister
Die Werke des unbekannten Laufener Meisters sind deshalb so bedeutsam, weil seine Maltechnik in kräftigen Farben die Figuren in ihrer echten Trauer darstellt und sich damit von der zuvor noch üblichen schemenhaften Darstellung idealisierter Heiligenfiguren in Richtung eines realistischen Stils weiterbewegt. Das Werk des Meisters von Laufen ist damit ein Beispiel des Überganges des „weichen Stils“ in der Malerei der Region hin zu den von den niederländischen Malern seiner Zeit beeinflussten Arbeiten.