Mortellaro: Erste Anzeichen erkennen und schnell reagieren
Stadien der Klauenkrankheit
Die Krankheit wird in drei verschiedene Stadien eingeteilt:
- M1: Akutes Anfangsstadium mit Durchmesser < 2 cm. Auf Druck sind diese meist nicht schmerzhaft und können leicht übersehen werden.
- M2: Geschwürartige Läsionen > 2 cm. Durch überlangen sowie senkrecht abstehenden Haarwuchs am Weichballen oder vorne über dem Saumband erkennbar. Durch graubraunes, typisch faulig riechendes Wundsekret bedeckt. Krankheitssymtome wie Entlastungsstellungen, hin-und hertrappen erkennbar.
- M3: Zwei bis vier Tage nach der Behandlung nicht schmerzhafte Krustenbildung.
- M4: Chronisches Stadium: Hautveränderungen werden kleiner und können warzenartig aussehen. Dieses Stadium ist noch immer infektiös und kann innerhalb von zwei Wochen wieder akut werden.
Viele Ursachen sind verantwortlich
Die Einschleppung durch Zukauf von Tieren ist nicht der einzige Grund, dass es zu Infektionen kommen kann. Da es sich um eine multifaktorielle Erkrankung handelt, sind es viele Punkte, die hierbei als Auslöser gelten bzw. vorbeugend in Anbetracht gezogen werden können.
Neben einer unhygienischen Umgebung wie zu wenigen Entmistungsintervallen und mangelhafter Oberflächenbeschaffung der Laufgänge sowie schleißiges Liegeboxenmanagement sind es oft physische Faktoren wie Hitzestress, Überbelegung und Fütterung, die es den Bakterien ermöglichen, die natürliche Hautbarriere zu überwinden und eine Infektion auszulösen.
In verschiedenen Studien ist man auch zur Erkenntnis gekommen, dass es genetische Unterschiede bei der Anfälligkeit gibt:
- Typ 1: Bekommen kein Mortellaro
- Typ 2: Infizieren sich nur einmal
- Typ 3: Sehr anfällig für akute Läsionen
„Diese Typen im Stall zu identifizieren, ist oft nicht leicht. Hierbei gilt eine exakte Dokumentation, wann welche Kuh bei welcher Klaue wie oft an einer Läsion leidet“, stellt Jost fest. Grundsätzlich ist eine zwei- bis dreimal jährlich stattfindende funktionelle Bestands-Klauenpflege zu empfehlen, um auch andere Klauendefekte in den Griff zu bekommen. „Das Schwierige ist oft, dass die Kuh kaum lahmt, obwohl Mortellaro schon voll im Gange ist. Man sieht es oft nur, wenn die Kuh einen Fuß entlastet. Während der Stallzeit sollte man auf die Gangbilder der Kühe achten“, beschreibt der Klauenpfleger.
Behandlung der Erkrankung
Der Behandlung geht eine saubere Reinigung und eine funktionelle Klauenpflege voraus. Danach muss die befallene Stelle ausgetrocknet und leicht aufgerieben werden. Über dem eigentlichen Herd bildet sich nämlich eine Schleimschicht, die es zu entfernen gilt, da sonst der Behandlungseffekt geringer ist. Zusätzlich trocknet man mit Hilfe eines Föhns die befallene Stelle aus.
Abhilfe können antibiotische Tetrazyklinsprays schaffen, die aber grundsätzlich nur von den Veterinären angewendet werden dürfen und nur im Anfangsstadium eine Wirkung
zeigen.
In Fachmedien wird die Novadermapaste (Salizylsäurenpaste) oftmals erwähnt. Diese zeigt auch gute Behandlungserfolge. Für diese gibt es in Österreich jedoch keine tierärztliche Zulassung (außer bei einem Therapienotstand).
Eine weitere Behandlungsmöglichkeit bieten nicht-antbiotische Pasten bzw. Gels, die auf niedrigem pH-Wert, auf Kupfer- oder Aluminiumbasis oder organischen Säuren basieren. In der Praxis werden Biozide sowie Polyurethan-Wundauflagepflaster verwendet. Bei den Wundauflagepflastern ist eine direkte Bedeckung der befallenen Stelle und ein Eintrocknenlassen der Salbe wichtig.
Bei allen Behandlungsmethoden muss man immer auf die Zulassung der Arzneimittel bzw. auf Wartefristen achten!
Bei „mortellaroerprobten“ Betrieben ist die tägliche Reinigung der befallenen Stelle mit Wasser im Rahmen der Melkarbeit ebenso ein kleiner Baustein, um die Krankheit in den Griff zu bekommen, da man dadurch den Keimdruck entsprechend senkt.