Im Jahr 2023 mussten in der ersten Jahreshälfte Preissenkungen beim Milchpreis hingenommen werden. Ab Juli stabilisierten sich die Preise zunehmend. Rückblickend betrachtet, liegen die Auszahlungspreise für 2023 beinahe am gleichen Niveau wie im Jahr zuvor.
Die Milchpreise fielen ab Jahresbeginn 2023 kontinuierlich ab. Die Vorhersagen am Jahresende 2022 und Anfang 2023 waren für das Jahr 2023 sehr betrübt. In der ersten Hälfte 2023 war EU-weit ein größeres Angebot an Rohmilch vorhanden. Die Preissenkungen wurden durch eine leicht gestiegene nationale und internationale Angebotsmenge und verhaltene Nachfrage ausgelöst. In Deutschland sanken die Preise für konventionelle Milch im Norden und Osten auf bis zu 34 Cent. In Salzburg gaben die Preise nicht so stark nach und ab Juli stabilisierten sie sich. In der EU lagen die Molkerei-Rohstoffpreise – Magermilchpulver, Butter, Vollmilchpulver und Molke – im Zehn-Jahres-Vergleich auf einem stabil hohen Niveau. Auch die Hart- und Schnittkäsesorten zeigen ein ähnliches Bild.
eltweit sank der Milchpreis unter das EU-Niveau, in den USA liegt er aktuell um 11 Cent darunter und in Neuseeland ist der Preisabstand zurzeit bei –13 Cent. In wichtigen Produktionsländern der EU wie Deutschland, den Niederlanden und Polen war die Milchproduktionsmenge über dem Vorjahresniveau. Die Milchanlieferung in den Salzburger Milchverarbeitungsbetrieben war im Laufe des Jahres um 3,5 % über dem Vorjahr. Die heimischen Milchbauern produzierten um 0,5 % mehr als 2022.
In Bayern war die Milchanlieferung 2023 gegenüber 2022 um ca. 2,5 % über dem Vorjahr.
Trotz weiterhin hoher Kosten der Landwirte im Vergleich mit der Zeit vor der Ukraine-Krise (Kraftfutter konv. 183 OGT ca. 12 % über Niveau von 2021, Strom und Dünger, z. B. KAS, + 100 %) konnten die Milchverarbeitungsbetriebe die Milchauszahlungspreise ab Anfang 2023 nicht mehr halten. Die Verarbeitungsbetriebe versuchten durch Umsatzsteigerungen die gestiegenen Kosten auszugleichen.
Ähnliche Preise wie im Jahr zuvor
Wird der Milchauszahlungspreis von 2023 mit jenem von 2022 verglichen, so zeigt sich über die verschiedenen Milchsorten und Milchverarbeitungsbetriebe hinweg durchschnittlich ein fast identischer Preis. Der durchschnittliche Nettomilchpreis über alle Sorten betrug 2023 in Salzburg 54,56 Cent/kg gegenüber 53,46 Cent/kg 2022. Für GVO-freie Qualitätsmilch konnten im Jahresmittel 2023 49,27 Cent/kg netto, für Biomilch 56,85 Cent/kg netto, für Heumilch 53,57 Cent/kg netto und für Bio-Heumilch 63,41 Cent/kg netto erlöst werden (alle Werte bei 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß). Die Bio- und Heumilchzuschläge lagen um 1,1 Cent unter dem Wert von 2022. In Salzburg lag im Laufe des Jahres 2023 der durchschnittliche Milchpreis für GVO-freie Milch auf dem bayerischen Niveau.
Milchpreise 2023 im Vergleich
Für den Preisvergleich wurden alle bis Ende Jänner verfügbaren Informationen eingearbeitet. Die Vergleichsdaten wurden den Molkereien zur Durchsicht vorgelegt. Der Milchpreisvergleich wurde mit dem Milchpreisvergleichsrechner der LK Salzburg erstellt. Der Milchpreisvergleichsrechner ist eine Datenbank, mit der es möglich ist, alle Sorten, Mengen und Inhaltsstoffe der Verarbeiter zu vergleichen.
Für Landwirte besteht die Möglichkeit, anhand betriebseigener monatlicher Daten (Menge, Inhaltsstoffe) einen Preisvergleich für ihren Betrieb erstellen zu lassen.
Grundlage der Berechnungen sind die Milchgeldanlageblätter der Molkereien und monatliche Milchgeldabrechnungen. Die Parameterwerte werden in die Datenbank eingepflegt, mit Milchgeldabrechnungen kontrolliert und verifiziert und stellen damit eine exakte Datengrundlage dar.
Für die dargestellten Vergleiche werden folgende Grundlagen herangezogen:
Milchgeldanlageblätter und dazugehörige monatliche Milchgeldabrechnungen
Die Menge einer Jahresanlieferung gleichmäßig verteilt auf zwölf Monate
Es wird auf Basis des Kalenderjahres verglichen. Allfällige Nachzahlungen sind berücksichtigt
Abzüge und Zuschläge, wie sie von den einzelnen Verarbeitern berücksichtigt werden: Heumilch-Marketingbeitrag, Fixkostenblock, Abholpauschalen, Sortenzuschläge, Mengenboni, Sonderzahlungen, sofern bekannt, AMA-Marketingbeitrag 0,22 Cent/kg
Umrechnungsfaktor von Litern (Volumen) auf Kilogramm (Gewicht): Der Preisvergleich wird auf Basis von Kilogramm erstellt. Ab 1. Jänner 2022 wurde generell der Umrechnungs-faktor 1,03 angewendet
Woerle: Haltungsformbonus 1,11 durchschnittliche Jahresanlieferung (inkludiert in den Vergleichszahlen)
Nicht abgebildet bzw. in die Berechnung mit einbezogen: Genossenschaftsanteile, andere Leistungen des Unternehmens (z. B. Informationsbereitstellung, Hofberatung), Marken und Produktportfolio des Unternehmens
Lage für 2024 schwer einschätzbar
In der EU sind die Anliefermengen leicht rückläufig und das Jahr ist mit stabilen bis leicht steigenden Milchpreisen gestartet, aber aktuell reagieren die internationalen Warenterminbörsen für 2024 leicht fallend und die Analysten sind vorsichtig. Die Handelsketten in Deutschland lösen wahrscheinlich mit der Haltungsformkennzeichnung für Milch auf ihren Produkten in den nächsten Jahren eine Transformation auf den Milchviehbetrieben in Deutschland und Österreich aus. Die höheren Tierwohlanforderungen bedürfen enorme Investitionen in den Betrieben, die derzeit vom Handel nicht honoriert werden. Die Finanzierung muss von der Gesellschaft und dem LEH kommen. Es bleibt zu hoffen, dass die Politik dem LEH und den Konsumenten für die gestiegenen Anforderungen Preisaufschläge abverlangt oder Umbaumaßnahmen höher bezuschusst werden als bisher. Vor diesem Hintergrund und der Gefahr einer leichten Rezession in Deutschland und Österreich und den damit einhergehenden Nachfragerückgängen, den geopolitischen Risiken wie im Roten Meer und der Ukraine sowie der Anfälligkeit der Lieferketten ist eine seriöse Milchpreisprognose schwierig.
Beratung
Robert Huber als LKV-Geschäftsführer, Milchreferent und Fütterungsberater steht jederzeit gerne für ein Beratungsgespräch zur Verfügung: Tel. 0662/870571-268 oder robert.huber@lk-salzburg