Langlebige Kühe schützen unser Klima
Seit 30 Jahren werden in Österreich Zuchtwerte für die Nutzungsdauer – ein Merkmal für die züchterische Verbesserung der Langlebigkeit – geschätzt. Damit begann die Entwicklung neuer Merkmale für die Zucht. Seit 1998 werden Milch- und Fitnessmerkmale gemeinsam im wirtschaftlichen Gesamtzuchtwert berücksichtigt. Damit war der Grundstein für breitere Zuchtziele gelegt.
Durch Tiergesundheit Emissionen einsparen
Die Verbesserung der Tiergesundheit und des Tierwohls ist eine wichtige Säule einer nachhaltigen Rinderzucht. Krankheitsbedingte Leistungseinbußen und vorzeitige Abgänge verursachen Tierleid, höhere Aufzuchtkosten kosten Geld und wirken sich indirekt auch auf die Emissionen aus der Rinderhaltung aus. Neben Effizienzverlusten und damit höheren Kosten sowie Auswirkungen auf die Rentabilität der Rinderhaltung ist der Erhalt und die Verbesserung der Tiergesundheit von zentraler Bedeutung für das Wohlbefinden der Tiere, aber auch für die Lebensqualität und -freude der Tierhalter. Dieser gesamte Merkmalskomplex wurde im Laufe der Jahre sowohl in der Datenerfassung als auch methodisch im Rahmen verschiedener Projekte und Initiativen weiterentwickelt und weitere Merkmale wurden in den Gesamtzuchtwert aufgenommen. Verbesserungen in der Genetik sowie im Herdenmanagement (Haltung, Fütterung und Tiergesundheit) steigerten die Lebenszeitmilchleistung österreichischer Milchkühe in den letzten zwanzig Jahren um etwa 10.000 kg,
wobei sich die Lebensleistung zwischen 1980 und 2020 verdoppelte. Die Steigerung der Effizienz bewirkte, dass in Österreich die Umweltwirkung (C0₂-Äquivalente) pro Kilo Protein aus der Milch von 1990 bis 2020 um 40 % reduziert werden konnte. In diesem Zeitraum wurde österreichweit die Kuhzahl um 37 %
reduziert, die Milchleistung um 14,7 % gesteigert. Die Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft wurden in diesem Zeitraum um ingesamt 16,3 % reduziert, die Methan-Emissionen aus der enterogenen Fermentation um 19 % verringert. Insgesamt zählt die heimische Milcherzeugung zu den klimafreundlichsten weltweit!
Wirtschaftlich optimale Nutzungsdauer
Durch eine lange Nutzungsdauer kommt es zur Ausnutzung des altersbedingten Leistungsmaximums, zu einer Reduzierung der anteiligen Aufzuchtkosten und zu einer höheren innerbetrieblichen Selektionsschärfe. Mehr Kälber/Tiere können dadurch zudem vermarktet werden. Ältere Kühe haben ein höheres Risiko von Erkrankungen. Einer Studie nach liegt die wirtschaftlich optimale Nutzungsdauer bei fünf Laktationen. Aus ökonomischer Sicht sollte eine Kuh mindestens sieben Jahre genutzt werden. Eine Kuh sollte aus ökonomischer Sicht ersetzt werden, wenn der zu erwartende Deckungsbeitrag niedriger ist als der maximal zu erwartende Deckungsbeitrag einer Ersatzkalbin. Erblichkeiten für die Nutzungsdauer von bis zu ca. 15 % und das häufige Fehlen von detaillierteren anderen Informationen wie z. B. Diagnosedaten, die auch direkt auf die Nutzungsdauer wirken, haben dieses Merkmal für die Zucht auf Fitness und Gesundheit in der Vergangenheit besonders interessant gemacht. Da immer mehr Daten zu direkten Merkmalen vorliegen und in den GZW inkludiert werden, wird in Zukunft dort die Gewichtung der Nutzungsdauer zu überprüfen sein.