Kinder schon früh zur Arbeit erzogen
Bauernkinder mussten am Hof zupacken
Es ist kein Geheimnis und doch wird nicht gerne darüber gesprochen, dass in jener Zeit, als die Technisierung noch nicht ins Land gezogen war, auch die Bauernkinder am Hof kräftig zupacken mussten. Es war jeder Handgriff eine Erleichterung für die bäuerliche Familie im Arbeitseinsatz. Meistens waren es aber leichte Tätigkeiten, die es zu erledigen galt – aber sie mussten getan werden. Vorwiegend kleine Bauern ohne Dienstboten waren darauf angewiesen. Und es waren oft viele Kinderhände, nicht selten bis zu einem Dutzend, die halfen, dass die manuelle Arbeit erledigt wurde. Diese „Mäuler“ mussten natürlich auch „gestopft“ werden, erzählt eine alte Bäuerin aus St. Johann. Zum Spielen blieb da kaum Zeit.
Die Schule blieb oft nachrangig
Kamen die Jugendlichen in ein Alter, in dem man ihnen auch Kraft zumutete, hatten sie auch stark anzupacken. Da blieb oft die Schule nachrangig. Ganz früher gab es auch die „Sonntagsschule“ oder die „Donnerstagsschule“, in der der Unterricht zu bestimmten Zeiten reduziert war, um den Bauernkindern die Gelegenheit zu geben, bei den Arbeitsspitzen am Hof zu helfen. Vielfach kamen damals die Schüler mit zwölf Jahren aus der Schule und wurden dann als Knechte oder Mägde anderen Bauern zugeteilt. Sie alle haben aber ihr „Handwerk“ gut gelernt. Überhaupt zu den Arbeitsspitzen im Sommer waren viele Hände gefragt und so wurden schon früh die Kinder „eingespannt“, wie es so schön heißt –„eingespannt“, so geschrieben wie das Einspannen der Pferde und Ochsen, die man sonst zur Arbeit hatte. Aber es wurde auch darauf geachtet, dass die Kinder altersgemäß beschäftigt wurden. Das begann mit leichten Arbeiten und entwickelte sich bis zur vollen Arbeitskraft oft schon im Alter von 13 oder 14 Jahren.
Von der Getreideernte im Lungau
Vom Schneiderbauern in Thomatal im Lungau ist überliefert, dass auch hier die Kinder mithelfen mussten, um für die Getreidegarben die Bänder anzufertigen. Während die Frauen das Getreide aufnahmen und bündelten, setzten die Männer ob ihrer großen Kraft die Garben, die sogenannten „Dock‘n“, zusammen. Diese blieben dann zum Trocknen etwa zwei Wochen auf dem Feld stehen. Das eigentliche Dreschen begann sodann erst zuhause. Mithilfe eine „Schmeißstockes“ konnte der Großteil der Getreidekörner aus den Ähren gelöst werden. Der Rest wurde sodann mit den Dreschflegeln erledigt. Beim Schneiderbauern wurden zur Erntezeit etliche Keuschlersfrauen angestellt, die sich dabei nicht etwa Geld, sondern – was früher oft viel wertvoller war – einige Lebensmittel wie Butter, Schmalz oder Eier verdienen konnten. Was früher in tagelanger schwieriger Arbeit von vielen fleißigen Händen erarbeitet wurde, ist heute eine Angelegenheit von wenigen Stunden.