Im Herbst wurde auf vielen Höfen Flachs verarbeitet
Kinder mussten früh mitanpacken
Franz Haberl aus Lochen im Oberen Innviertel hatte vierzehn Geschwister, von denen aber nur die Hälfte das Kindesalter überlebte. Die meisten starben an Diphtherie. Als Haberl die Volksschule in Lochen besuchte, begann das neue Schuljahr bereits im Mai. „Über die Sommerferien haben wir dann wieder alles vergessen“, erinnert er sich. Mehr als 40 Kinder waren in einer Klasse zusammen. Die Lehrer waren sehr streng und wendeten als Erziehungsmittel auch des Öfteren den Schlagstock an. Es kam äußerst selten vor, dass einer nach der Volksschule in eine andere Schule weiterging. Die Eltern legten selten Wert auf die schulische Ausbildung der Kinder. Die Frau von Franz Haberl kann sich erinnern, dass einmal eine Mutter zum Lehrer sagte, ihr Kind müsse nicht mehr wissen, als wie viele Zacken die Mistgabel hätte. Bereits als Kind lernte man das Mähen mit der Sense. Es dauerte seine Zeit, bis man das Gefühl für die Führung der Sense bekommen hatte. Besonders hatte man darauf zu achten, dass man nicht zu hoch und nicht zu tief mähte, um den richtigen Schnitt zu haben.
Brechelhütten brannten oft ab
Auf den Feldern des Hofes von Haberl wurde früher auch noch Flachs angebaut. Nachdem der Flachs geschnitten worden war, wurde er aufgehiefelt und nach vierzehn Tagen mit den Dreschflegeln gedroschen.
Der Leinsamen wurde an die Kälber verfüttert. Den Flachs nahm man und breitete ihn im Freien aus. Danach kam der Flachs in die Brechelhütte, in der es bis zu siebzig Grad Hitze hatte. Nicht jeder Bauer war im Besitz einer solchen Brechelhütte, meist taten sich mehrere Bauern zusammen. Aufgrund der hohen Hitzeentwicklung brannten diese Hütten auch sehr oft ab.
Das "rupferne" und das "haarige" Tuch
Vor der Hütte wurde der Flachs gebrechelt, damit die Rohfaser wegfiel. Bevor der Flachs gewoben wurde, musste er erst einmal geschwungen und gehachelt werden. Aus den gröberen Fasern wurde das rupferne Tuch gesponnen, aus den feineren das haarige. Hemden wurden zum Beispiel aus dem rupfernen Stoff genäht. Haberl kann sich erinnern, dass, wenn es besonders heiß war, es unangenehm war, diese Hemden zu tragen, da man sich, wenn man schwitzte, den ganzen Oberkörper wundrieb. Doch an das Ausziehen des Hemdes war nicht zu denken, denn es war ungeschriebenes Gesetz, dass man das Hemd bei der Arbeit anbehält.