Hofübernahme mit zehn Ochsen fixiert
Der kürzlich verstorbene Historiker und Pädagoge Fritz Lepperdinger wird gerne als der „Chronist der Dörfer“ bezeichnet. Aus dem Buch „Die Echinger Dörfer im Wandel der Zeit“ wird hier auszugsweise die Familiengeschichte von den Gietzinger-Eheleuten Kiemer in Untereching, Gemeinde St. Georgen bei Salzburg, wiedergegeben, die typisch für viele Bauern steht:
Vielseitige Landwirtschaft in der Zwischenkriegszeit
Die Landwirtschaft war vielseitig nach dem Ersten Weltkrieg, Getreidebau, Hackfrüchte, Viehhaltung, dazu kam noch Holzarbeit. Der Hof hatte mit seinen ca. 20 ha die durchschnittliche Größe der Echinger Bauernhöfe. Die heranwachsenden Kinder wurden schon während der Schulzeit zur Arbeit herangezogen.
Der Sohn Maximilian war talentiert, sodass er an das Borromäum nach Salzburg geschickt wurde. Der Besuch dieses Gymnasiums galt als Vorbereitung auf den Priesterberuf. Für die Kirchmeyerleute war damit ein Herzenswunsch verbunden, der aus ihrer tiefen Gläubigkeit kam. Der „Kiemervater“ hatte schon in seiner Jugend für die Kapelle, die seine Großeltern gebaut hatten, einen Altar geschnitzt. Während die jungen Burschen seines Alters am Abend „Fensterln“ gingen, griff er zu seinen Schnitzmessern und bastelte am selbst entworfenen Altar.
Der Sohn Maximilian war talentiert, sodass er an das Borromäum nach Salzburg geschickt wurde. Der Besuch dieses Gymnasiums galt als Vorbereitung auf den Priesterberuf. Für die Kirchmeyerleute war damit ein Herzenswunsch verbunden, der aus ihrer tiefen Gläubigkeit kam. Der „Kiemervater“ hatte schon in seiner Jugend für die Kapelle, die seine Großeltern gebaut hatten, einen Altar geschnitzt. Während die jungen Burschen seines Alters am Abend „Fensterln“ gingen, griff er zu seinen Schnitzmessern und bastelte am selbst entworfenen Altar.
Ein trauriges Jahr 1935
Das Jahr 1935 war für ihn besonders traurig, im Mai starb sein Bruder Max, Hinterbrummer in Untereching, an Magenkrebs und im November des gleichen Jahres verstarb seine Frau an einem Herzleiden. Die Wirtschaft lastete nun ganz allein auf seinen Schultern. Seine Liebe zur Landwirtschaft half ihm, die schwere Zeit zu ertragen. Er war außerdem zeit seines Lebens ein eifriger Imker und Pomologe.
Der "Anschluss" 1938
Über den Anschluss im Jahre 1938 hielt er fest: „Ein halbstündiges Glockengeläute verkündete diese historische Tatsache, doch gleich verspürten wir die glaubenslosen Schikanen der neuen Herrn. Unsere hohen Feiertage wurden abgeschafft, die Jugend im nationalsozialistischen Sinne erzogen, für den Sonntagsgottesdienst genaue Zeiten festgelegt.“
Schlechte Nachkriegsjahre für die Landwirtschaft
Noch vor Kriegsbeginn, 1939, konnte Sohn Max in der Pfarrkirche von St. Georgen die Primiz feiern. 1945 und 1946 waren schlechte Bienenjahre. Ganze Völker verhungerten, weil es keinen Zucker zum Füttern gab. Von seinen 23 Völkern blieben nur noch drei über. 1946 und 47 waren kalte Winter, die den Getreidesaaten sehr schadeten, dazu kam 1947 eine Dürreperiode, monatelang fiel kein Tropfen Regen. Nicht einmal die Hälfte der üblichen Ernte konnte eingebracht werden. In der Nachkriegszeit mussten die Bauern wie in der Kriegszeit zwangsweise Vieh abliefern. Um einer Wiederholung der Inflation der 20er-Jahre vorzubeugen, wurde 1948 das Geld abgeschöpft.
Ochsen statt Geld bei Hofübernahme
1950 ging Sohn Max nach einigen Jahren als Kooperator in die Mission nach Natal/Afrika. 1951 übernahm Sohn Emmeran den Hof. Er hatte sich gleichzeitig verheiratet. Seine Frau Christina stammte vom Meßnerbauern in Göming. Als Übernahme wurde wegen des schwindenden Geldwertes der Preis von zehn Ochsen im Gewicht von je 700 kg festgelegt, dazu kam das Ausgedinge für den Altbauern.