Fasten hat eine neue Dimension
Askese
Glaubensbedingtes Fasten wurde früher strenger genommen als heute. Dabei geht es nicht ausschließlich um eine Selbsteinschränkung beim Essen. Fasten ist nämlich eine Form menschlicher Kultur, entweder mit verminderter Nahrungsaufnahme und Elementen der Askese oder vollständigem Nahrungsverzicht als Leben aus körpereigenen Reserven. Das Wort kommt vom gotischen „fastan“, das heißt „(fest)halten, beobachten, bewachen“; bzw. aus dem Althochdeutschen für „fest“ (an den Geboten der Enthaltsamkeit festhalten). Im übertragenen Sinn steht Fasten längst auch für die Elemente der Askese allein, in der Fastenzeit bzw. beispielsweise auch bei aus gesundheitlichen Gründen auf bestimmte Ernährungsformen Angewiesene, wie etwa bei Diabetes.
Fasten kann verschiedenen Zwecken dienen
Das Fasten über reduzierter Nahrungsaufnahme kann mehreren Zwecken dienen: z. B. der religiösen Praxis wie der christlichen Fastenzeit und dem Ramadan. Fasten kann aber auch einen Gewinn an seelischer Harmonie und Demut bedeuten oder auch nur eine Förderung der Wahrnehmung und der eigenen Aufmerksamkeit. Fasten fördert die Erhöhung der Willenskraft und Vorbereitung auf spezielle Herausforderungen oder es gilt der Trauer über einen Todesfall oder sonstigen Verlust, dem Zuwachs an psychischer und sozialer Kontrolle bzw. Macht. Bei gezielter Methodik dient es auch dem Abnehmen bzw. der Kontrolle des Körpergewichts.
Fastensuppen mit viel Grün
Bekannt sind die Fastensuppen, die mit viel „Grünem“ zubereitet werden. So setzen sich Gründonnerstagssuppen aus Gänseblumenblättern, Spitzwegerich, Kerbel, Huflattich, Veilchenblättern, Löwenzahn und anderen ersten Grünblättern der Wiese zusammen. Die Kräuter werden fein gekocht, passiert, mit Muskat, Pfeffer und Salz gewürzt. Sie wird auch als Besiegerin des Winters gesehen.
Brezelspende für die Armen
Schon am 3. März, zu St. Kunigund, war es so weit: Die Armen – es waren und sind auch heute nicht gerade wenige in Salzburg – bekamen von den Klöstern des Landes ihre Fastenbrezelspende. Das eigenartige Gebäck wurde seit dem Mittelalter von den Orden, die sich niedergelassen hatten, hergestellt. Schon in aller Frühe am Aschermittwoch nahmen die Brezelbuben ihre Aufstellung. Dann konnten sich die Hausfrauen in Stadt und Land daranmachen, eine geschmalzene Brezensuppe herzustellen. Reißenden Absatz fand das Gebäck während der Fastendult.
Fastenknödel und Beichtkrapfen
Wenn heuer mit dem Aschermittwoch wieder einmal die Zeit der Besinnung und Einkehr begann, hat der auch schon längere Zeit eingebürgerte „Suppensonntag“ Geld für die Not in der Welt gebracht. Dass damals die Armut im Bauernhaus nur zu gern ein Sparprogramm in Form von Lungauer Fastenknödeln und Beichtkrapfen sah, verstand sich von selbst. Die gesottenen Brezen, manchmal schon am 20. Jänner, dem Sebastianstag, hergestellt, wurden von den „Beichtgehern“ samt Krapfen den Daheimgebliebenen mitgebracht. Vier bis fünf Stück erwartete sich jeder mit Sicherheit. Erst am Palmsonntag erloschen alle Bäckerfeuer – und damit eine Salzburger Tradition. Sogar die künstlerischen Darstellungen des Aschermittwochs verzichteten nicht auf das Attribut der Breze.
Das Brezenhakeln
Beliebt bei der Landjugend war auch das Brezenhakeln. Wem das gewünschte Mittelstück in der Hand blieb, der war Verlierer und musste auch zahlen. So wusste man auch der langweilig-ernsten Zeit nach dem „Faschingverbrennen“ und „Aperschnalzen“ in Wals-Siezenheim, Laufen und dem nördlichen Lungau, welches das Frühjahr wecken sollte, etwas Unterhaltung abzugewinnen.