Ein Pfarrer als einsamer Mohikaner
Im großen Pfarrgarten von Mittersill herrscht viel Leben. Collie Bessi und Dackel Vinci toben ausgelassen mit ihrem Herrl, Dechant Adalbert Dlugopolsky, herum. Dieser ist ein großer Freund der Schöpfung und lebt seit seiner Kindheit mit Tieren. Aktuell hat er neben den zwei Hunden auch sieben Bienenvölker, Wellensittiche sowie seltene Zwerghühner und Tauben, die er züchtet.
Seltenes Federvieh
Pfarrer Dlugopolsky stammt aus dem Innviertel, wo sein Interesse für Tauben geweckt wurde. „In der Region war es üblich, dass die Bauern Tauben halten. Sie sind dort ein Teil der bäuerlichen Kultur. Im Pinzgau ist diese Tradition leider überhaupt nicht verbreitet. Ich bin hier als Taubenhalter ein einsamer Mohikaner“, schildert der Herr Pfarrer. Er hält alte, seltene Rassen, zu deren Erhalt er beitragen will. „Die Fischertaube ist eine Kostbarkeit, deren Fortbestand nicht gesichert ist, denn es gibt kaum Züchter dafür.“ Er ist daher Mitbegründer eines österreichweiten Vereins für Fischertauben und Weißschwänze, als dessen Obmann er aktiv ist.
Heilige Taube
Tauben werden in der Bibel an mehreren Stellen erwähnt. So hat Noah eine Taube ausgesandt, hat um Land zu suchen. Sie ist mit einem Olivenzweige zurückgekommen. Das wird als Zeichen dafür interpretiert, dass Gott Frieden mit den Menschen geschlossen hat. Tauben sind daher ein Symbol des Friedens. „Es ist denkbar, dass im Stall von Bethlehem nicht nur Ochs und Esel, sondern auch Tauben anwesend waren“, mutmaßt der 64-Jährige in Bezug auf das nahe Weihnachtsfest. „Im Islam gelten Tauben sogar als heilig, weil sie laut Überlieferung den Propheten Mohammed auf der Flucht vor seinen Feinden beschützt haben.“
Leidenschaftlicher Imker
Adalbert Dlugopolsky ist seit 2016 in Mittersill. Vorher war er 14 Jahre lang in St. Johann im Pongau tätig. Dort hat er ein Pferd besessen und bei Brauchtums-Veranstaltungen wie dem Leonardiritt und dem Drei-Königs-Ritt teilgenommen. Der Pfarrer ist auch begeisterter Imker. Seine Bienenstöcke hat er in den Pinzgau übersiedelt. Der Honig aus dem Pfarrgarten wird verkauft und dient als Mitbringel bei besonderen Anlässen.
Hochwürden hat ursprünglich seinen Interessen entsprechend in Salzburg Biologie studiert. Als begeisterter Ministrant fühlte er sich aber auch seinem Glauben und der Kirche sehr verbunden. Er entschied sich daher schließlich für die Theologie und wurde 1992 zum Priester geweiht. Seither lebt er mit seinen Tieren, wohin er versetzt wird. Seine Tauben und Hühner sind für den Tierfreund Nutztiere, die auch gegessen werden
Am Heiligen Abend kommt im Pfarrhof aber Tafelspitz auf den Tisch, so wie es zuhause im Innviertel Brauch war. Zu Mittag ist er stets bei einer befreundeten Familie auf das im Pinzgau traditionelle Bachlkoch eingeladen. Weihnachten gefeiert wird mit der Schwester und Mitbewohnern. Nach dem Beten und Rauchengehen gibt es Geschenke, dann muss Dechant Dlugopolsky sich beeilen, um seine Metten im Pfarrverband zu halten.