Mehr als 800 Besucherinnen und Besucher machten die Heugala vergangenen Samstag im Kongresshaus Salzburg zum großartigen Fest der Heuwirtschaft. Eine besondere Auszeichnung kam von der FAO: Die Heuwirtschaft ist ab sofort Weltkulturerbe.
Die „traditionelle Heumilchwirtschaft im österreichischen Alpenbogen“ ist ab sofort landwirtschaftliches Weltkulturerbe. Die Urkunde wurde von der Food and Agriculture Organization of the United Nations – kurz FAO – am Samstag im Rahmen der Heugala überreicht. „Diese Auszeichnung ist eine Anerkennung für die Arbeit der Heumilchbäuerinnen und -bauern und sie ist ein Auftrag zur Bewahrung und Weiterentwicklung dieser nachhaltigen Form der Bewirtschaftung“, so Arge-Heumilch-Obmann Karl Neuhofer. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig ist eigens zur Verleihung nach Salzburg gekommen: „Unsere Heumilch ist ein Stück österreichische Tradition, die Nachhaltigkeit, Qualität und Regionalität vereint. Ich bin stolz, dass unsere Heuwirtschaft nun als globale Besonderheit anerkannt wird, und überzeugt, dass mit der Anerkennung als Weltkulturerbe die Bekanntheit der Heumilch über Ländergrenzen hinweg weiter steigen wird.“
Idee wurde bereits 2018 geboren
Die Idee, die Heuwirtschaft von der UNO auszeichnen zu lassen, kam Karl Neuhofer bereits im Jahr 2018. In einem knapp 100-seitigen Antrag wurde nachgewiesen, dass die Heuwirtschaft die entsprechenden Kriterien der FAO auch erfüllt. Ein landwirtschaftliches Weltkulturerbe muss ein einzigartiges Produktionssystem sein, das räumlich abgegrenzt und dessen Erhalt für die Zukunft essenziell ist. Als Voraussetzung gilt u. a. der geschichtliche Hintergrund eines Gesamtsystems, das sich ständig weiterentwickelt. „Ein landwirtschaftliches Weltkulturerbe muss eine weltweite Bedeutung als Modell für eine nachhaltige Landwirtschaft haben. Die traditionelle Heuwirtschaft im österreichischen Alpenbogen erfüllt diese Kriterien in herausragender Weise“, so Yoshihide Endo von der FAO.
Erste Auszeichnung im deutschsprachigen Raum
Die traditionelle Heumilchwirtschaft ist nun das erste landwirtschaftliche Weltkulturerbe im deutschsprachigen Raum. Neuhofer: „Nachhaltigkeit wird in der Lebensmittelproduktion immer wichtiger, die Auszeichnung wird uns daher in der Vermarktung der Produkte eine große Hilfe sein.“
Zu den vielen Gratulanten zählten am Samstag Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Landesrat Josef Schwaiger und der Präsident der Landwirtschaftskammer Salzburg, Rupert Quehenberger. „Diese Auszeichnung ist einmal mehr ein sehr kluger Schachzug der Arge Heumilch und ich kann dem Obmann Karl Neuhofer und seinem Team dazu nur gratulieren. Ich sehe die Auszeichnung als Startschuss für eine weitere positive Entwicklung der Heumilch. Damit diese traditionelle Form der Landbewirtschaftung erhalten werden kann, braucht es für die Betriebe Wertschöpfung. Wenn diese Auszeichnung in der Vermarktung hilfreich ist, dann ist es ein guter Schritt“, ist Quehenberger überzeugt.
Österreichs beste Heumacher gekürt
Die Heugala war ein feierlicher Rahmen, um die Gewinner der Heumeisterschaften auszuzeichnen. Organisiert wurde die Untersuchung von den Landwirtschaftskammern, der HBLFA Raumberg-Gumpenstein und der Arge Heumilch bereits im Jahr 2022. Bei insgesamt 250 Betrieben wurden 456 Proben gezogen. Das Heu wurde im Futtermittellabor Rosenau auf Rohnährstoffe inklusive Zucker und Gerüstsubstanzen (NIRS) sowie Schimmelpilze analysiert, den finalen Ausschlag für die Wertung gab letztendlich eine zusätzliche sensorische Beurteilung durch eine Expertenrunde.
Ing. Reinhard Resch zeigte sich bei der Verleihung einmal mehr von den besonderen Qualitäten begeistert. Mit dem Betrieb Fink aus Seekirchen konnte ein Salzburger Teilnehmer den Sieg in der Kategorie Ballenheu erzielen. Vor der Verleihung der Preise gab es interessante Referate.
Prof. Dr. Wilhelm Windisch von der TU München stellt sehr klar fest, dass Rinder keine Klimakiller sind: „Wenn wir alle Wiederkäuer von heute auf morgen erschießen würden, hätten wir einen lächerlich kleinen Klimaeffekt.“
Dr. Georg Terler von Raumberg-Gumpenstein erläuterte einen Fütterungsversuch bei Kälbern mit Zuckerheu: „Nach dem Absetzen der Milch waren die Tageszunahmen der Kälber deutlich höher als in der Vergleichsgruppe, die mit Kälber-TMR gefüttert wurde.“
Journalistenrunde am Heumilchbetrieb
Um die Heumilch noch bekannter zu machen, lud die Arge Heumilch Medienvertreter aus Österreich und Deutschland zur Pressefahrt. Am Programm stand auch ein Besuch beim Joglbauer der Familie Hofer in Obertrum. Der Biobetrieb ist bekannt für seine Direktvermarktung im eigenen Hofladen. Landwirt Robert Hofer führte gemeinsam mit seiner Mutter Maria die Journalistinnen und Journalisten durch den Betrieb.