Der Juchiza: Ursprung der Kommunikation

„Wer war der bedeutsamste Jodler aller Zeiten?“, fragt Thomas sein Publikum gleich zu Beginn des Workshops. Der Musiker und Entertainer ist für den Anlass perfekt gestylt. Abgewetzte Lederhose, dazu ein lässiges Leiberl und ein Hut, dessen Abstammung schwer einzuschätzen ist. Das Gesamtbild ergibt eine geschmeidige Mischung zwischen traditionell und cool, abgerundet durch die Sonnenbrille. Richtig lustig wird der urige Auftritt durch das Megafon und den Kassettenrekorder – sie sind unverzichtbare Requisiten für die Show.
„Tarzan“, lautet übrigens die richtige Antwort. Der Schmäh kommt gut an, alles lacht. Dann wird‘s aber ernst mit dem Jodeln. Mit einem herzhaften „Hö-hit“ dürfen sich die Teilnehmer des Kurses aufwärmen und einstimmen. Deutsche Gäste und einheimische Besucher befolgen brav die Anweisungen des Trainers und ernten dafür gebührend Lob. Sie haben sich nun für die nächste Ebene, den „Kuhtuttenjodler“, qualifiziert. „Das ist ein Lockruf, wenn wir die Kühe vom Feld in den Stall holen“, behauptet Thomas. Sein Nachbar mache das immer noch so. Man möchte es ihm gern glauben. Gekonnt streut er zwischen „he itti ho itti, he itti ei di ei ho“ seine Späße mit augenzwinkerndem Humor ein. So geben Kühe anscheinend mehr Milch, wenn für sie gejodelt wird.
Basiskurse wie dieser, der vom Tourismusverband Saalfelden Leogang organisiert wurde, dienen vor allem der Unterhaltung. Wer seine Jodel-Kenntnisse vertiefen will, kann bei dem Uttendorfer, der eine boomende Jodelschule betreibt, auch ernsthaftere Stunden buchen. Sängerisches Talent solle man dabei schon mitbringen, denn wer nicht musikalisch sei, könne nicht jodeln lernen, betont Thomas. „Es kann auch nicht jeder Fußballprofi werden, der ein bisschen Ball spielt.“
Seit fünf Jahren bringt er Leuten das Juchizen bei und dürfte einen Nerv der Zeit getroffen haben. „Jodeln tut gut, es entspannt, da entstehen Schwingungen im Körper“, beschreibt der Jodelprofi. Er wird darum selbst von großen Unternehmen wie Lufthansa gebucht. „Solche Firmen brauchen ein Kontrastprogramm, das auch unterhaltsam ist.“ Und was sagen seine Schüler dazu? „Jodeln ist für mich Tradition,
leider kann ich es immer noch nicht richtig“, bedauert Petra Fürstauer-Reiter, 30 Jahre lang Chorleiterin. Das musikalische Talent wäre also vorhanden, aber „wenn es schneller wird, habe ich einen Knopf in der Zunge“, lacht die Mitarbeiterin der Bezirksbauernkammer Zell am See. „Wir sollten vielleicht noch den Kurs für Fortgeschrittene buchen“, meint ihre Begleiterin, Landtagsabgeordnete Barbara Thöny, und wischt sich Lachtränen aus den Augen. Stolz nehmen die Damen ihr Jodeldiplom entgegen – Standardnote 2+.